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Rätsel Racing Raritäten: Eine echte Eintagsfliege

Von Mathias Brunner
Bei unserem Rätsel «Racing-Raritäten» ist ein Pilot zu sehen, der eine echte Eintagsfliege war. Wer ist das? Auf welcher Strecke und wann ist dieses Foto aufgenommen worden?

Meist aus dem Archiv unserer Partner der britischen Foto-Agentur LAT stellen wir jede Woche ein kleines Stück Motorsporthistorie vor. Das Vorgehen ist kinderleicht – sagen Sie uns, wer zu erkennen ist, wo und wann das Bild entstand (Beispiel: Jo Siffert, Monza, 1970) und gewinnen Sie mit etwas Glück einen kleinen Preis. Bitte Namen, Adresse, Geburtsjahr und Telefonnummer nicht vergessen. Schicken Sie Ihre Lösung an: mathias.brunner@speedweek.com. Einsendeschluss ist jeweils Sonntag der laufenden Woche, 24.00 Uhr.

Die Auflösung vom letzten Mal: Der Österreicher Otto Stuppacher versucht 1976 auf der Rennstrecke von Watkins Glen erfolglos, sich mit einem Tyrrell 007-Cosworth für den Grossen Preis der USA-Ost zu qualifizieren.

Otto Stuppacher stellte damals im Bundesstaat New York einen traurigen Rekord auf: Ein Rückstand von 27,4 Sekunden auf den Mann auf Pole-Position (James Hunt im McLaren), das hatte die Formel 1 noch nie gesehen.

Im Rahmen der Lauda-Euphorie Mitte der 1970er Jahre versuchten sich einige Landsleute des unvergleichlichen Niki, in der Formel 1 Fuss zu fassen. Hans Binder hatte sich klassisch über die Formeln 3 und 2 hochgearbeitet. Er erhielt nie vernünftiges Material, um zu zeigen, was er kann. Dieter Quester kam nur zu einem Einsatz. Helmut Koinigg verlor 1974 sein Leben. Sie alle hatten reichlich Talent.

Karl Oppitzhauser (March) und Otto Stuppacher versuchten, am Heim-GP 1976 auf dem Österreichring teilzunehmen, Oppitzhauser ein Autohändler, in Touren- und Sportwagen mehr zuhause als im Monoposto. Stuppacher war von Beruf Sohn, mit überschaubaren Erfolgen bei Sportwagenrennen.

Stuppacher fiel eher durch Standfestigkeit im Nachtleben als durch Arbeitsethik hinter dem Rennlenkrad auf. In der Königsklasse war es damals möglich, Chassis, Motor und Getriebe von der Stange zu kaufen und sich für einen Grand Prix anzumelden. Heute undenkbar.

Die Veranstalter des Grossen Preises von Österreich bewiesen Verantwortungsgefühl und lehnten die Nennung von Oppitzhauser und Stuppacher ab – zu wenig Erfahrung. Daraufhin organisierte Stuppacher eine Unterschriftenaktion und schaffte es verblüffenderweise, dass sich einige GP-Piloten dafür einsetzten, ihn bitteschön auf die Rennstrecke zu lassen. Die Veranstalter blieben hart.

Gut einen Monat nach dem Österreich-Fiasko versuchte Stuppacher sein Glück erneut, in Monza. Die Leistung im Abschlusstraining war ausbaufähig: vierzehn Sekunden Rückstand auf Jacques Laffite im Ligier-Matra, acht Sekunden Rückstand auf den Zweitletzten, Arturo Merzario. Der Wiener packte seine Sachen und reiste ab.

Dann warfen die Regelhüter die McLaren-Fahrer James Hunt und Jochen Mass sowie Penske-Fahrer John Watson aus der Wertung: Benzin mit zu hoher Oktanzahl. Für sie galt daher nur die Zeit aus dem nassen Freitagtraining. Stuppacher hätte nachrücken und tatsächlich zum Grossen Preis von Italien starten dürfen, aber er war eben nicht mehr da.

Von der Vorstellung einer GP-Teilnahme beflügelt, trat Stuppacher in Mosport (Kanada) und Watkins Glen (USA) an. Was dann in Kanada passierte, gab es in der Formel 1 auch selten: Unter der Leitung der GP-Stars Ronnie Peterson und Carlos Reutemann drohten die besten Rennfahrer der Welt mit Streik, sollte dieser Stuppacher nochmals auf die Bahn gelassen werden. Er sei eine gefährliche rollende Schikane. Dieses Mal war Stuppacher gut dreizehn Sekunden langsamer als James Hunt und rund sieben Sekunden langsamer als Chris Amon und Arturo Merzario in den Wolf-Autos.

Das alles hielt Stuppacher nicht davon ab, es in Watkins Glen erneut zu versuchen. Der unbelehrbare Wiener erhielt von Goodyear keine weichen Reifen und trat mit Benzin von der Tanke an – dies, gepaart mit mangelndem Talent, ergab den Rückstand der erwähnten 27 Sekunden.

Damit war die Formel-1-Karriere des Otto Stuppacher vorbei. Es folgten erfolglose Versuche, sich als Geschäftsmann zu etablieren. Jahrelanger, hemmungsloser Alkoholkonsum zeigte gnadenlos Wirkung, am 15. August 2001 hörte sein Herz auf zu schlagen.

Damit zum neuen Rätsel: Dieser Fahrer war in der Formel 1 eine echte Eintagsfliege.

Machen auch Sie mit! Schicken Sie Ihre Lösung an: mathias.brunner@speedweek.com. Einsendeschluss ist jeweils Sonntag der laufenden Woche, 24.00 Uhr.


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