Formel 1: So geht es mit Sergio Perez weiter

Indien: Der Riese ist erwacht

Von Peter Hesseler
Wir freuen uns auf ein Wiedersehen

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Zwei Tage nach dem ersten Indien-GP lässt sich hier in Indien spüren: Die Formel 1 ist in diesem Land wundervoll aufgehoben.

Der Smog steht auch zwei Tage nach dem Grand Prix – dick wie Sauermilch – in den Strassen. Der erste Indien-Grand-Prix wird hier in den Zeitungen weiterhin als voller Erfolg gefeiert. Einziger Kritikpunkt von F1-Promoter Bernie Ecclestone: «Dass sie keine Elefanten am Eingang postiert haben, hat mich überrascht, aber vielleicht ändern sie das in Zukunft ...»

Ausserdem sei der Rasen im Fahrerlager etwas zu braun, oder besser: nicht grün genug gewesen. «Und Bänke haben gefehlt», lächelte Streckenbauer Hermann Tilke, «auf die man sich draussen mal setzen kann, wie in Bahrain».

Zeit haben die Inder genug: Der Vertrag mit «Herrn Rennkalender» Bernie Ecclestone ist auf sieben Jahre ausgelegt, mit einer Option auf weitere sieben.

Den hastig fertiggestellten Anlagen mangelt es etwas an Perfektion. Mehrfach wurde in den Teamküchen der Inhalt der Kanalisation durch die Bodenabläufe nach oben gedrückt, bei Lotus einmal knöcheltief. Ein Absaugwagen war mehrfach im Einsatz.

Aber natürlich verbucht Ecclestone den Indien-GP zu Recht als Erfolg, zumal mit gut 90000 Fans eine pralle Kulisse anwesend war. «Vielleicht schaffen wir im nächsten Jahr die 100000», geben sich Vertreter des Veranstalters «Jaypee Sports» ehrgeizig.

«Hier wurden mehr als 150 beständige Jobs an der Strecke geschaffen», gibt ein Fahrer zu bedenken, «das sind schon mal mindestens 150 arme Menschen weniger.» Insgesamt waren mehrere tausend Fachkräfte an der Arbeit.

Das zusätzliche Bruttosozialprodukt eines jeden Grand Prix für die jeweilige Region wird im Schnitt mit rund zehn Millionen Euro beziffert. Und die Begeisterung der indischen Bevölkerung lässt wenig Zweifel daran aufkommen, dass dieser Betrag steigerungsfähig ist. Obschon angeblich nur 5000 Rennfans aus dem Ausland angereist seien.

Sorgen um die Formel 1 in Indien müssen wir uns keine machen: «Wir haben einen Mittelstand von 300 Millionen Menschen», schreibt die «Times of India». «Aus denen rekrutiert sich die Anhängerschaft und das Interesse. Und dies sind auch die Konsumenten, an die sich die mit der Formel 1 verbundene Werbung richtet. Das ist ein enormes Potenzial, um ein vielfaches grösser als in den europäischen Ländern, in denen Formel 1-Rennen ausgetragen werden. Die Formel 1 wird hier prosperieren.»

Nicht als Massensportart, aber in Zeiten einer medialen Übersättigung mit dem traditionellen Volkssport Cricket komme die Formel 1 genau zur rechten Zeit: «Sie ist eine Sieges-Formel», schliesst Times-Kolumnist Boria Majumdar. Ein Urteil, dem sich die meisten Mitglieder des Renn-Zirkus anschliessen.

Neben der unabdingbaren Unterstützung der Öffentlichkeit und der Medien, die ihren Lesern täglich vier bis sechs meist kundige Sonderseiten vom Geschehen servierten, hat der Indien-Grand-Prix gegenüber den ebenfalls neuen Veranstaltungen in China oder Korea weitere Vorteile: Die Arena und die Veranstaltung sind privat finanziert. Kein Politiker kann sich also beklagen, hier würden Steuergelder verschleudert.

Zudem ist der echte Zuspruch der breiten Masse hausgemacht und wurde nicht, wie in Korea oder China, dem Volk verordnet: Indien ist mit rund 1,2 Milliarden Menschen die grösste demokratisch regierte Nation der Welt. Dieser Riese ist in Sachen Formel 1 eben erst erwacht.

Alles zur aufsehenerregenden GP-Premiere in Indien lesen Sie der neuesten Ausgabe (45/2011) der Wochenzeitschrift SPEEDWEEK, seit 1. November (Dienstag) für 2,20 Euro oder SFr. 3.80 im Handel.

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