Indy 500: Ferraris Ex-Reservist Shwartzman auf Pole
Die amerikanische Rennszene staunt: Im Qualifying-Shootout um die besten Startplätze für das 109. Indy 500 am kommenden Sonntag (Start 18.45 MESZ) fuhr ein Rookie aus dem Neulingsteam Prema Racing auf die Pole-Position!
Was dem früheren Ferrari-Akademie-Fahrer und Formel-1-Reservisten Robert Shwartzman im Indianapolis Motor Speedway gelang, schaffte zuletzt der Italiener Teo Fabi 1983, in dem Jahr, in dem Prema gegründet wurde. Prema ist das erste Rookie-Team auf der besten Startposition seit Mayer Motor Racing mit Indy-Legende Tom Sneva 1984. Und Shwartzman fährt mit Nummer 83…
Die bisherigen Resultate des russisch-israelischen Doppelbürgers ließen keineswegs auf eine Protagonistenrolle in Indy schließen: Zweimal Platz 18 in Long Beach und zuletzt im Indy-Infieldrennen waren die besten Platzierungen des Formel-2-Vizemeisters von 2021 (ebenfalls mit Prema).
«Ein Star ist geboren», schrieb Curt Cavin auf der Homepage von Indycar, denn Shwartzman hat noch kein einziges Ovalrennen bestritten – die bisherigen fünf Rennen fanden auf Straßen-/Stadtkursen statt.
Der 25-Jährige schaffte mit seinem besten Quali-Schnitt am Samstag (232,584 Meilen pro Stunde) den Sprung ins Shootout der Top-12 am Sonntag. Dort reichten 232,008 Meilen für den Vierrunden-Schnitt zum Vorrücken in das Firestone Fast Six um die ersten zwei Startreigen. In der Finalentscheidung am frühen Abend (bei kühleren Temperaturen) fuhr Shwartzman 232,790 Meilen (372,5 km/h) Schnitt und verdrängte F1-Routinier und Indy-Doppelchampion Takuma Sato von der Pole.
«Unglaublich, wir haben es geschafft! Mein Dank gehört Prema und Chevy für das, was sie für mich getan haben. Ganz ehrlich, ich kann es noch nicht fassen. Ich bin jetzt mental etwas ausgelaugt, ich muss das alles erst einmal verdauen», meinte Shwartzman in einer ersten Reaktion. Nun, zum «Verdauen» hat er fast eine Woche Zeit…
Premas Sportdirektor Ryan Briscoe (43), ein früherer Toyota-Testfahrer in der Formel 1, holte 2012 als Penske-Pilot die erste Indy-Pole für Chevrolet in der 2,2-Liter-Doppeltrurbo-Ära. Nun gelang dies seinem Fahrer in der Hybrid-Ära.
Mit Shwartzman und Sato, dem schon 48-jährigen Routinier im RLL-Honda, beginnt der auch als Freitags-Fahrer in der Formel 1 nominierte Mexikaner Pato O’Ward (McLaren Chevy) aus der ersten Reihe, die zweite bilden der Neuseeländer Scott Dixon (Ganassi Honda), ein sechsfacher Indycar-Meister und Indy-500-Champion von 2008, der Schwede Felix Rosenqvist (Meyer Shank Honda) und der spanische Seriendominator Alex Palou (Ganassi Honda). Der beste US-amerikanische Pilot folgt mit David Malukas (Foyt Chevy) erst auf Position sieben neben dem Dänen Christian Lundgaard (McLaren Chevy) und dem Sieger von 2022, Ex-Sauber-Pilot Marcus Ericsson (Andretti Honda). Erst in der vierten Reihe folgt geschlossen das Penske-Chevy-Trio Scott McLaughlin (der im Vormittagstraining seinen Boliden bei einem schweren Unfall zerstört hatte), Josef Newgarden und Will Power. Ein technisches Vergehen in der Box hatte ein Vorrücken in das Fast Six verhindert. Von Position 14 beginnt der Sieger des 100. Indy 500 (2016), der Kurzzeit-F1-Pilot Alex Rossi (Carpenter-Chevy).
Der letzte Quali-Tag war auch der «Bump Day» für die letzten der 33 Startplätze. Unter den vier Kandidaten verfehlte der Dale Coyne-Honda-Pilot Jacob Abel die Teilnahme gegen Teamkollegen Rinus Van Kalmthout, Marcus Armstrong (Meyer Shank Honda) und Marco Andretti (Andretti Honda).