Montoya: «Damit schaffst du dir Feinde im Team»

Juan Pablo Montoya
Es ist natürlich ein Luxusproblem, das die McLaren-Teamführung derzeit quält: Beide Schützlinge von CEO Zak Brown und Teamchef Andrea Stella kämpfen gegeneinander um die WM-Krone – der drittplatzierte Titelverteidiger Max Verstappen liegt schon so weit zurück, dass ein Triumph des viermaligen Weltmeisters einem Wunder gleichkommen würde.
Die Situation für die Teamführung ist aber alles andere als einfach, denn im Rennstall aus Woking gibt es keine klare Nummer 1. Und die selbstauferlegten Regeln, die intern liebevoll Papaya-Rules genannt werden, sollen beiden Fahrern eine faire Chance auf den WM-Titel garantieren.
Das ist einfacher gesagt als getan, wie sich etwa in Monza zeigte. Dort liess das Team die beiden Fahrer in aufeinanderfolgenden Runden an die Box kommen. Piastri, der als Dritter hinter Verstappen und Lando Norris unterwegs war, durfte zuerst zum Reifenwechsel abbiegen, und wurde auch schnell abgefertigt. Sein Teamkollege, der einen Umlauf später an die Box fuhr, musste sich ungewöhnlich lange gedulden und fiel dadurch hinter den WM-Leader zurück.
Das Team wies Piastri an, den Platz zurückzugeben, und der 24-Jährige wunderte sich zwar am Funk über die Anweisung, tat aber, wie ihm befohlen wurde. Später beteuerte er: Es war nur fair, den Platz an seinen WM-Gegner zurückzugeben, der damit drei Punkte näher an ihn heranrücken konnte. Der Vorsprung des WM-Spitzenreiters aus Melbourne beträgt aber auch nach dem Italien-GP noch satte 31 Punkte.
Juan Pablo Montoya, der den Platztausch für «Jackpot City Casino» kommentierte, sagt dazu: «Drei Punkte sind nicht viel. Aber wenn Piastri im nächsten Rennen abfliegt und Lando Norris gewinnt, dann werden diese drei Punkte zum Ende des Jahres vielleicht sehr wichtig. Die andere Frage ist: Hätte Max die Position zurückgegeben? Hätten Lewis Hamilton, Michael Schumacher, Fernando Alonso Platz gemacht? Die Antwort ist bekannt – nein.»
«Sie hätten gesagt, was Oscar im Grunde auch am Funk beanstandet hat: ‚Blödsinn, wir haben uns darauf geeinigt, dass Boxenstopps zum Racing gehören. Ihr habt das verbockt, das geht auf eure Kappe.‘ Das hätte er sagen können und das Team hätte das akzeptieren müssen», ist sich der Kolumbianer sicher.
Gleichzeitig zeigt Montoya aber auch Verständnis für Piastri: «Das Problem ist: Damit schaffst du dir Feinde im Team. Und das kannst du wirklich nicht gebrauchen, besonders wenn du wie Oscar versuchts, den WM-Titel zu erobern. Es war also die klügere Wahl, die drei Punkte einzubüssen.»
Italien-GP, Autodromo Nazionale di Monza
01. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing, 1:13:24,325 h
02. Lando Norris (GB), McLaren, +19,207 sec
03. Oscar Piastri (AUS), McLaren, +21,351
04. Charles Leclerc (MC), Ferrari, +25,624
05. George Russell (GB), Mercedes, +32,881
06. Lewis Hamilton (GB), Ferrari, +37,449
07. Alex Albon (T), Williams, +50,537
08. Gabriel Bortoleto (BR), Sauber, +58,484
09. Kimi Antonelli (I), Mercedes, +59,762
10. Isack Hadjar (F), Racing Bulls, +1:03,891 min
11. Carlos Sainz (E), Williams, +1:04,469
12. Oliver Bearman (GB), Haas, +1:19,288
13. Yuki Tsunoda (J), Red Bull Racing, +1:20,701
14. Liam Lawson (NZ), Racing Bulls, +1:22,351
15. Esteban Ocon (F), Haas, +1 Runde
16. Pierre Gasly (F), Alpine, +1 Runde
17. Franco Colapinto (RA), Alpine, +1 Runde
18. Lance Stroll (CDN), Aston Martin, +1 Runde
Out
Fernando Alonso (ESP), Aston Martin, Aufhängung
Nico Hülkenberg (D), Sauber, Hydraulik
WM-Stand (nach 16 von 24 Grands Prix und 3 von 6 Sprints)
Fahrer
01. Piastri 324 Punkte
02. Norris 293
03. Verstappen 230
04. Russell 194
05. Leclerc 163
06. Hamilton 117
07. Albon 70
08. Antonelli 66
09. Hadjar 38
10. Hülkenberg 37
11. Stroll 32
12. Alonso 30
13. Ocon 28
14. Gasly 20
15. Lawson 20
16. Bortoleto 18
17. Bearman 16
18. Sainz 16
19. Tsunoda 12
20. Colapinto 0
21. Doohan 0
Konstrukteurspokal
01. McLaren 617 Punkte
02. Ferrari 280
03. Mercedes 260
04. Red Bull Racing 239
05. Williams 86
06. Aston Martin 62
07. Racing Bulls 61
08. Sauber 55
09. Haas 44
10. Alpine 20