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Ein «Racer» wird 70

Kolumne von Guido Quirmbach
Der Rennstall von Williams mit Jones (li.) und Reutemann 1981

Der Rennstall von Williams mit Jones (li.) und Reutemann 1981

Sir Frank Williams feiert heute seinen 70. Geburtstag.

In Interviews nahm und nimmt Frank Williams gerne das Wort «Racer» in den Mund. Es bedeutet für sein Verständnis, jemand, der der Leidenschaft für Motorsport alles unterordnet. Eben wie Frank Williams selbst!

Er hat einen Vorteil im Vergleich zu fast allen, die heute noch im Formel-1-Business tätig sind: Er hat das Geschäft von der Pike auf gelernt. Er betreibt es noch heute mit Hingabe. Das ist gleichzeitig aber auch sein Nachteil: Für Frank Williams ist Motorsport in erster Linie Sport und kein Marketing-Instrument. Und instrumentalisieren wollte und will sich Williams nie. Was mit dazu führte, dass der Rennstall heute bei weitem nicht mehr dort ist, wo der Chef selbst ihn einst hin führte, nämlich an der Spitze.

Frank Williams begann selbst als Rennfahrer, gab diese Ambition aber schnell auf. Er gründete seinen eigenen Rennstall und setzte zunächst gekaufte Wagen ein bis hin in die Formel 1, wo er selbst erstmals 1969 als Team antrat. Williams fand neue Partner und verlor sie wieder. Meist existierte sein Rennstall knapp unter dem Existenzminimum.

In London lernte er 1977 arabische Geschäftsleute kennen und konnte sie zum Sponsoring seines Teams überreden. Und besser noch, es kamen weitere arabische Firmen hinzu. 1978 stellte er mit Patrick Head, einem Ingenieur, den er aus gemeinsamen Tagen der Zusammenarbeit mit Walter Wolf kannte, seinen Rennstall auf neue Beine.

Williams war im ersten Schritt dort, wo er hin wollte: Ein finanziell abgesichertes Team, mit dem er um die Spitze und den WM-Titel fahren konnte. Nun mussten Erfolge her. Patrick Head baute den Williams FW07. Eigentlich eine Kopie des Lotus 79, mit dem Mario Andretti 1978 Weltmeister wurde. Doch im Gegensatz zu den meisten anderen Kopien funktionierte der FW07, denn Konstrukteur Head wusste, worum es geht.

Beim Grossen Preis von England 1979 gewann der unvergessene Clay Regazzoni für Williams den ersten Grand Prix. Ein Jahr später holte Alan Jones den Fahrer-WM-Titel und er sowie Carlos Reutemann auch die Konstrukteurs-WM.

Frank Williams hatte 1986 kurz vor Saisonbeginn unweit der Rennstrecke von Le Castellet einen Autounfall und ist seitdem gelähmt. Ein furchtbares Schicksal generell, erst recht für einen, der es gewohnt war, täglich zu joggen.

Doch eine gewisse Sturheit hatte er schon vor diesem Schicksalsschlag. So weigerte er sich beispielsweise 1981, seinen Nr. 1-Piloten Alan Jones anzuweisen, den in der WM wesentlich besser platzierten Teamkollegen Carlos Reutemann zu unterstützen. Es passte ins Bild, dass Jones das WM-Finale 81 in Las Vegas gewann, während Reutemann an diesem Tag den Titel an Nelson Piquet im Brabham-Ford verlor.

1986 fuhr Piquet für Williams, die seinerzeit mit Honda-Motoren ausgestattet waren, den besten Triebwerken der damaligen Zeit. Piquet und Nigel Mansell bekriegten sich während der Saison in der Öffentlichkeit, nahmen sich gegenseitig Punkte weg. Zwar holte Williams den für den Chef sowieso wichtigeren Konstrukteurs-Titel, die in der Wahrnehmung der Öffentlichkeit viel wichtigere Fahrerwertung aber ging an den McLaren-TAG von Alain Prost. Was Honda sehr verärgerte. Und als Williams sich weigerte, den von Honda favorisierten Japaner Saturo Nakajima ins Team zu holen, war er Ende 1987 die immer noch besten Motoren los. Die Selbstbestimmung über seinen Rennstall ging Williams über alles.

Auch als Fahrer musste man mit der Mentalität von Williams als auch Head erst einmal klar kommen. Mansell, Prost oder Hill erhielten am Zenit ihrer Karriere für sie nicht akzeptable neue Verträge, die alle dazu bewegten, Williams mit dem Fahrertitel in der Hand zu verlassen. Er konnte es sich leisten, zu dem Zeitpunkt waren die Autos von Williams die, die zu schlagen waren, jeder Pilot hätte sich um ein Cockpit beim «Rollstuhl-General» gerissen.

BMW war das letzte Werk, mit dem Williams zusammenarbeitete. Aber auch da gab es Reibereien, gegenseitig schoben sich Chassis- und Motorenhersteller für Misserfolge die Schuld in die Schuhe. BMW ging, seitdem muss Williams mit käuflichen Kundenmotoren antreten. Und rutschte ab ins Formel-1-Mittelfeld, oft ins hintere. Wo man bis heute ist, obwohl Pastor Maldonado und Bruno Senna 2012 bislang weitaus besser abschneiden, als zu erwarten war.

Eine solche Fahrerpaarung war eigentlich bei Williams unvorstellbar. Zwei Pay-Driver im Team waren das Letzte, was Frank Williams wollte. Aber die einzige Möglichkeit, den Rennbetrieb in der Formel 1 am Leben zu erhalten. Man braucht Frank Williams nicht persönlich zu kennen, um zu wissen, dass ihn die bescheidenen Resultate seines Teams in den letzten Jahren mental weit mehr schmerzen als sein eigenes Schicksal.

Insgesamt holte sich Williams 7 Fahrertitel (Jones 80, Rosberg 82, Piquet 87, Mansell 92, Prost 93, Hill 96, Villeneuve 97. 113 Siege in Grands Prix brachten weiterhin 9 Konstrukteurs-Titel nach Grove, wo Williams Grand Prix Engineering heute zu Hause ist. Tiefpunkte der Karriere des Teamchefs waren die tödlichen Unfälle von Piers Courage (Zandvoort 1970) und Ayrton Senna (Imola 1994), die in von Williams eingesetzten Autos ums Leben kamen.

1987 wurde Frank Williams von der Queen zum «Commander of the British Empire» ernannt, 1999 wurde er zum Ritter geschlagen.

Es wäre ihm zu wünschen, wenn sich der Aufwärtstrend bei Williams fortsetzt und das Team aus der Talsohle wieder herauskommt. Alleine schon deshalb, weil der Chef (auch wenn er sich innerhalb der Williams Grand Prix Holding mehr und mehr zurückzieht, er steht immer noch dem Formel-1-Team vor) noch immer ein echter «Racer» ist.

Happy Birthday, Sir Frank Williams!

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