Formel 1: So geht es mit Sergio Perez weiter

Mansell: «Maldonado muss aufpassen!»

Von Michael Noir Trawniczek
Nigel Mansell mit Christian Horner (Teamchef Red Bull Racing)

Nigel Mansell mit Christian Horner (Teamchef Red Bull Racing)

Der Formel-1-Champion von 1992 ist zu Gast bei der 20. Ennstal-Classic.

Nigel Mansell war schon immer ein harter Knochen, ein Kämpfer, der niemals aufgab – nicht umsonst gaben ihm die Fans den Spitznamen «Löwe». In Österreich sorgte Mansell 1983 für eine Schrecksekunde, als er auf einem fahrenden LKW seinen soeben errungenen Sieg bejubelte, als dieser unter einer Brücke fuhr und der Brite hart mit dem Kopf gegen den Asphalt prallte. Den knallharten Schlag gegen die Stirn hat Mansell damals locker weggesteckt…

Aber auch 2012 stellt der Formel 1-Weltmeister des Jahres 1992 seine Nehmerqualitäten unter Beweis. Vor einigen Wochen unternahm er mit Freunden eine Motorradtour – bei einem Sturz brach er sich die Schulter. Immer noch plagen Mansell heftige Schmerzen, weil die beiden Knochen nicht wunschgemäß zusammengewachsen sind. Im schlimmsten Falle droht dem Briten eine weitere Operation.

Doch deshalb seinen Auftritt bei der Ennstal-Classic abzusagen – daran dachte Mansell keine Sekunde lang. Am Mittwochnachmittag kam er gemeinsam mit seiner Ehefrau Rosanne in Gröbming an, begrüßte seine langjährigen Freunde, die Ennstal-Classic-Veranstalter Helmut Zwickl und Michael Glöckner, erzählte schmerzverzerrt, wie er die letzten Tage fast zweitausend Kilometer zurückgelegt hat und wie er am Vortag versucht hat, Golf zu spielen, was seine Schulter nicht zulässt…

Am Samstag zündet er beim Grand Prix von Gröbming einen 600 PS starken Porsche 917 Renn-Prototypen – nach seiner Ankunft im Motorpark der Ennstal-Classic nahm er sich Zeit für die Autogrammwünsche seiner Fans und ein kurzes Interview.

Nigel, in Silverstone warst du in den letzten drei Jahren stets als Steward tätig, seit man bei jedem Grand Prix einen ehemaligen Formel-1-Piloten als vierten Rennkommissar einsetzt. Eine Streitfrage ist die Verwarnung für Pastor Maldonado, der Sergio Pérez abgeschossen hat. Einigen Fans und Experten ist diese Strafe zu milde – was sagst du dazu?

Er erhielt eine Verwarnung und eine Geldstrafe – du musst aber bedenken: Jetzt hat er bereits zwei Verwarnungen, wenn er noch eine weitere Verwarnung dazu bekommt, dann erhält er eine Rückversetzung um zehn Startplätze. Ich denke, dass er jetzt wirklich aufpassen muss. Das ist sehr wichtig für ihn. Die Tatsache, dass er bestraft wurde dafür, dass er eine Kollision ausgelöst hat – da erscheint es mir vor allem sehr wichtig, dass er daraus lernt.

Hast du mit Pastor darüber gesprochen? Von Fahrer zu Fahrer?

Nein, von Steward zu Fahrer.

Ist das ein grosser Unterschied, ob man als Fahrer zu einem anderen Fahrer oder als Steward mit einem Piloten spricht?

Wir versuchen, als Mitmenschen mit ihm zu sprechen. Als frühere Formel-1-Fahrer versuchen wir, den jungen Piloten zu helfen und unter die Arme zu greifen. Wir haben mit ihm gesprochen, es waren ja noch drei weitere Stewards anwesend – doch unglücklicherweise hat sich eben herausgestellt, dass er der Auslöser der Kollision war.

Die Reifen sind in diesem Jahr das grosse Thema. Manche sind der Meinung, die Reifen seien zu unberechenbar – wie ist deine Meinung dazu?

Zunächst muss man einmal sagen, dass es für alle die gleichen Voraussetzungen gibt. Natürlich wird damit manchmal das Leben der Teams und der Fahrer schwerer gemacht – doch nichtsdestotrotz hatten wir einen der aufregendsten Saisonstarts in der Geschichte des Formel-1-Rennsports. Dass sieben verschiedene Piloten die ersten sieben Läufe gewinnen, das gab es noch nie in der Geschichte der Formel 1. Aus dieser Perspektive betrachtet finde ich es sehr gut.

Eine weitere Streitfrage ist das sogenannte «Drag Reduction System» (DRS): Die einen sind begeistert, weil es so viele Überholmanöver gibt wie noch nie – die anderen finden die DRS-Manöver zu künstlich…

Meiner Meinung nach ist das Überholen mit dem flach gestellten Heckflügel manchmal zu einfach. Das DRS einzusetzen, bedeutet, dass der hinterherfahrende Wagen um 18 km/h schneller ist. Der Vordermann darf das DRS natürlich nicht einsetzen. Das ist einfach zu leicht.

Aber gibt das DRS nicht zurück, was früher der Windschatten war und später von der ausgeklügelten Aerodynamik weggenommen wurde?

Nein, das sehe ich nicht so. Wir hatten damals kein DRS, wir hatten nur den Windschatten.

Die Kritiker sagen, die Formel 1 sei nun eine Lotterie – bist du auch dieser Meinung?

Nein, denn du musst sehr hart arbeiten. Du musst eine Strategie planen. Du musst wissen, wann du welchen Reifen einsetzen möchtest. Du musst vor dem Rennen entscheiden, ob du einen, zwei oder drei Boxenstopps absolvieren möchtest. Wenn du dich dann für die falsche Strategie entscheidest, dann hast du womöglich das Rennen schon vor dem Start verloren.

Du fährst immer noch Autorennen. Zuletzt bist du mit deinen beiden Söhnen Greg und Leo 2010 in deinem eigenen Rennstall in einem LMP1-Prototyp beim 24 Stunden-Rennen in Le Mans angetreten. Dort hattest du einen schweren Unfall, seither gab es keine weiteren Einsätze mehr. Wird es ein Comeback von eurem Team geben?

Wenn wir einen Sponsor finden, der den Einsatz bezahlt, dann wäre das sehr gut. Aber Sponsoren zu finden, ist zurzeit sehr schwierig. Sollten wir jedoch einen finden, dann spricht nichts dagegen, dass wir wieder in Le Mans als Team antreten.

Am Samstag wirst du hier bei der Ennstal-Classic, beim Grand Prix von Gröbming einen Porsche 917 pilotieren – die österreichischen Fans lieben dich. Unvergessen ist auch jener Moment, als du auf dem Österreichring das Rennen gewonnen hast, jubelnd auf einem LKW gestanden bist, doch bei der Boxeneinfahrt kam eine Brücke…

(Lacht.) Oh ja, das war 1987. Unter der Brücke. Und bang! Ich habe mir den Kopf angeschlagen, ein harter Schlag. Aber es war interessant, nicht wahr? So etwas sieht man ganz sicher nicht alle Tage.

Allerdings – und die Freude über den Sieg ging durch den harten Schlag ja auch nicht verloren, oder?

Nein, überhaupt nicht, es war fantastisch. Ich habe es immer geliebt, auf dem Österreichring zu fahren. Die schnelle Bosch-Kurve – und wenn du dann in das Infield gekommen bist, das waren fantastische Kurven, wirklich grossartig. Das war eine meiner Lieblingsstrecken, weltweit. Und ich hatte immer sehr viel Spass in Österreich.

Der Ring wurde wieder aufgebaut, heißt jetzt Red Bull Ring, das Outfit der Strecke blieb gleich, die Infrastruktur wurde stark modernisiert.

Ich war dort schon seit vielen Jahren nicht mehr – vielleicht schaue ich dort einmal auf einen Besuch vorbei.

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