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Fall Hamilton: Zurückrunden bleibt erlaubt

Von Peter Hesseler
Der Streitpunkt: Hamilton rundet sich gegen Vettel zurück

Der Streitpunkt: Hamilton rundet sich gegen Vettel zurück

Darum schlossen sich die Kommissare Vettels Sicht über das Zurückrundungsmanöver Hamiltons in Hockenheim nicht an.

Interessant, wie sich in der Debatte um Lewis Hamiltons Zurückrundungsmanöver vom Sonntag in Hockenheim die Meinungen entwickeln.

Zunächst hatte Sebastian Vettel, der durch Hamiltons Entrundungsaktion, die den Deutschen beim Aufholen auf den führenden Alonso störte, als dumm bezeichnet. Grund: Hamilton hätte nicht in den Kampf um den Sieg eingreifen dürfen. Der nach Rennen stets relativ emotionale Vettel wetterte über Hamiltons Aktion in Runde 36 sinngemäss: Wenn der Brite zu diesem Zeitpunkt schneller fahren konnte, hätte er sich doch zurückfallen lassen und sein Tempo weiter hinten im Feld forcieren sollen.

Das ist allerdings aus Hamiltons Sicht ein schwer akzeptabler Vorschlag. Genauso gut hätte man ihm raten können, parallel zum F1-Rennen ein paar Runden auf der Kartbahn zu üben.
Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner äusserte zunächst sogar, dass Hamiltons Aktion weitaus schlimmer gewesen sei als jene, für die Vettel später im Rennen mit einer 20-Sekunden-Strafe belegt wurde. Der Weltmeister hatte Button im Kampf um Position 2 mit allen vier Rädern neben der Strecke überholt.

Tatsache ist, dass Hamilton, der ja an und für sich in den vorderen Regionen beheimatet ist, nur wegen eines unerwarteten Boxenstopps überrundet war und in Runde 36 selbst noch (s)ein Rennen zu fahren hatte. Und zwar 31 Runden lang. Überdies war er frischer bereift als die Spitzengruppe, in der sich der britische Champion von 2008 zuvor auch an Button zurückgerundet hatte. Nach seinem Manöver an Vettel bzw. während er vom Heppenheimer wegzog, wurden dem zu diesem Zeitpunkt in der Rennwertung weit hinter Vettel platzierten Hamilton blaue Flaggen gezeigt, der Befehl zum Überholenlassen.

Indem Hamilton als der Schnellere weiter Gas gab, widersetzte er sich den Flaggensignalen.
Nun hatten die Kommissare zu entscheiden, ob Hamiltons Aktion, die Vettel kurzzeitig vom Heck Alonsos distanzierte und in die Nähe des Verfolgers Button beförderte, illegal war.

Die Kommissare entschieden, trotz Vettels Aufregung, wohl zu Recht: Nein. Es widerspricht jeglicher Rennethik, dass ein schnellerer Fahrer sein Rennen aufgeben muss, um die Spitze nicht zu behindern. Ausserdem war Hamilton zügig an Vettel vorbeigezogen. Der Behinderungsgrad durch Hamilton war gering und entsprang der Natur des Sports.
Mithin muss man davon ausgehen, dass die Flaggensignale falsch waren, was Hamilton aus dem Cockpit instinktiv richtig gedeutet hatte. Denn blaue Flaggen sind für langsamere Piloten gedacht.

Und drittens: Wäre Hamilton bestraft worden, hätte man das Zurückrunden im Reglement auch gleich ganz verbieten können. Denn schliesslich entrundet sich ein Fahrer naturgemäss gegenüber den Führenden (wem auch sonst). Und die kämpfen in aller Regel gegeneinander. Folglich war die Entscheidung der Kommissare nachvollziehbar.

Einen Tag später bekam dann Red Bull Racing-Teamchef Horner verbal die Kurve, indem er feststellte, Hamiltons Manöver habe Vettel zwar eine Sekunde gekostet, er habe aber nicht gegen die Regeln verstossen. Horner hat also gründlich nach- und dann umgedacht.

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