Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Austin putzt sich heraus

Von Mathias Brunner
Burger gefällig?

Burger gefällig?

Die Gastgeber in Texas sind redlich bemüht, die Besucher zufrieden zu stellen. Aus unterschiedlichen Gründen ist das nicht immer möglich.

Guten Morgen aus Austin heisst: guten Nachmittag in Mittel-Europa. Wir haben eine Zeitverschiebung von sieben Stunden und kein Netz im Hotel (kleines technisches Problem), daher kommt die erste Wortmeldung aus Texas etwas später als geplant. Wir bitten um Nachsicht. Auch die USA sind eben kein Land der unbegrenzten Möglichkeiten.

Austin putzt sich heraus. «Die Augen der Welt ruhen auf Texas», schreiben die Zeitungen hier, und das ist nicht als Phrasen-Drescherei zu verstehen. Downtown werden zahlreiche Strassenzüge gesperrt, um Platz für Bühnen und Stände zu schaffen – «Fan Fest» findet von Freitag bis Sonntag statt.

Die Anfahrt zur Strecke verläuft problemlos, die Fahrt zum richtigen Parkplatz weniger. Wir versuchen erfolgslos, den Parkwächtern zu erklären, dass wir durchaus wissen, wo wir unser Mietauto hinstellen dürfen (so in der Art von Kimi Räikkönen in Abu Dhabi: «Wir wissen schon, was wir tun.»). Es dauert eine Weile, bis ein Lastwagen mit gefrorenen Garnelen weg- und wir eingewiesen sind. Dann Fussmarsch hinüber zum Fahrerlager, die Temperaturen am Morgen liegen bei frischen 10 Grad. Die Sonne ist schon da, aber mit Wärmen tut sie sich noch etwas schwer.

An der Strecke wird noch an allen Ecken und Enden gearbeitet. Das Personal auf der Anlage ist hin und wieder schlecht informiert (was auf fast jeder Rennstrecke der Fall ist), bleibt aber immer höflich. Wir sind im Land von «Yes, Sir» und «Yes, Ma’am».

Imbissbuden-Besitzer machen sich für den Fan-Ansturm bereit. Einer grinst: «Wenn ich mir vorstelle, dass ich bald Japanern und Holländern meine Burger brutzle, fühlt sich das schon etwas seltsam an.»

Der Rennverkehr bereitet den Veranstaltern anhaltend Magengrimmen. Roger Wade, Sprecher der Polizei von Travis County: «Die Menschen sollten sich gedanklich auf Wartezeiten gefasst machen.»

Vor allem die Strasse Richtung Elroy, die vorbei am «Circuit of the Americas» führt, gilt als Nadelör: Eine zweispurige Strasse zur Rennstrecke, das kennen wir von anderen Formel-1-Geländen, und es war selten Anlass zur Freude.

Aufgrund der Zeitverschiebung zu Europa wird der Rennstart am Sonntag hier schon um 13.00 Uhr Lokalzeit gegeben. Was jedoch entweder keiner bedacht hat (oder die Verantwortlichen waren zu stolz, darauf zu reagieren): Der Grand Prix überlappt mit dem NASCAR-Finale. Für TV-Zuschauer in Europa wird das weitgehend keine Rolle spielen. Die Einschaltquoten in den USA wird das jedoch erheblich beeinträchtigen.

An der Grundstimmung hier an der Strecke ändert das überhaupt nichts. Die Menschen freuen sich spürbar auf die Gäste aus aller Welt, sie sind fiebrig gespannt aufs Wochenende, und jeder davon will seinen Teil beitragen, dass die Besucher zufrieden sind.

Das ist schon mal eine Menge mehr als wir von vielen anderen GP-Austragungsorten behaupten könnten …

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