Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Zuwenig Respekt vor den Fahrern

Von Peter Hesseler
Kurz vor Sennas Todescrash in Imola 1994

Kurz vor Sennas Todescrash in Imola 1994

TV-Bericht zu den letzten Tagen Ayrton Sennas geht glatt über die Unfallursache hinweg – Hill und Newey mit eigenen, neuen Theorien.

3SAT strahlte am Mittwochabend einen ansehnlichen Bericht über Ayrton Senna aus. «Die letzten Tage einer Legende.»

Dass man heutzutage einem eher konservativen Publikum aus dem Nichts heraus zur besten Sendezeit ein Portrait des 1994 verstorbenen, dreimaligen Weltmeisters aus Brasilien anbietet, spricht für den Rennfahrer. Und den Sender…

Nicht immer jedoch für die Filmemacher. Denn bei aller Freude über derartige Fernsehereignisse muss die Frage erlaubt sein: Wollen diese Leute ihrem Publikum eigentlich gar nichts mehr Substanzielles anbieten – oder mitteilen?

Weder die Ursachen des Unfalls von Rubens Barrichellos in Imola 1994 noch von Roland Ratzenberger am Samstag oder von Ayrton Senna am Sonntag wurden im Ansatz diskutiert.

Wenn schon eine Expertenkommission zu dem Schluss kommt, dass Senna mit 99-prozentiger Sicherheit Opfer eines Bruchs der nachlässig verschweissten Lenksäule seines Williams-Renault wurde, gehört dies eigentlich auch gesagt.

So aber sitzt man – besonders der Laie – 45 Minuten vor dem Schirm, der offenbar mangels Rechten keine Bewegt-Bilder zum Thema anbieten kann und fragt sich: Warum fuhr der beste Rennfahrer aller Zeiten mit 280 Sachen in der gefürchteten Tamburello-Kurve eigentlich geradeaus in die Mauer?

Und Ratzenberger wurde als Neuling geschildert, der viel riskieren musste. Vom Flügelbruch mit Abtriebsverlust, der seinen Wagen unkontrollierbar machte, kein Ton.

Man hätte aus Respekt vor den Fahrern wenigstens klären müssen, dass sie keine Chance hatten.

Aber das Programm läst sich ja auch ohne Mühe füllen…

Nun aber zum Thema: Als im Frühjahr Adrian Newey behauptete, er glaube im  Zusammenhang mit Ayrton Sennas Unfall an einen Reifenschaden, hätte man aufhorchen können. Schliesslich hatte Newey das Auto gebaut, in dem Senna starb. Und einen Reifenschaden hatte 18 Jahre lang niemand ernsthaft diskutiert.

In Indien sprachen wir nun mit Damon Hill über dieses Thema, damals Teamkollege von Ayrton Senna bei Williams. Und Hill – man staune – sagt: «Ich glaube nicht an diesen Lenkungsbruch.»

Sie können sich vorstellen, dass der Weltmeister von 1996 damit beim SPEEDWEEK-Reporter für eine Menge Verwirrung gesorgt hat, doch Hill blieb dabei: «In der Tamburello liegt eine menge Ladung auf dem Lenkrad. Wenn die Lenksäule bricht, ist diese Ladung weg – und der Fahrer korrigiert unweigerlich am Lenkrad. Das hat Ayrton nicht getan. Deshalb kann auch seine Lenksäule nicht gebrochen sein.» Nachsatz: «Schau es Dir auf Youtube an!»

Um es gleich zu sagen: Aus den Onboard-Aufnahmen werde ich nicht schlau. Ich frage mich allerdings, wie Damon das fertig bringen will…

Der Brite sagt auf die Frage, was denn seiner Meinung wirklich damals passiert sei: «Das ist eine lange Geschichte. Ich darf mich wohl als Insider bezeichnen. Eines Tages werde ich sie erzählen.»

Das war nicht besonders mutig, Mister Hill. Und wirft eher die Zusatzfrage auf: Wenn doch alle Welt an einen Irrtum glaubt und Hill die Wahrheit kennt, warum erzählt er sie dann nicht?

Auch das wollte Damon nicht beanworten. Noch nicht…

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