Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Was sich Fernando Alonso vom neuen Ferrari wünscht

Von Rob La Salle
Gut zu erkennen: Schlechte Frontflügel-Lösung, zu hohe Seitenkästen

Gut zu erkennen: Schlechte Frontflügel-Lösung, zu hohe Seitenkästen

Ferrari hat drei aerodynamische Baustellen: Vorne, Mitte und hinten. Die Italiener müssen für 2013 frecher werden.

Wir haben nicht unter Fernando Alonsos Weihnachtsbaum geguckt. Aber wir können uns leicht ausmalen, was sich der Spanier für die Saison 2013 wünscht: Einen Ferrari, der vom ersten Rennen an siegfähig ist.

«Wir müssen mutiger werden», hat der Champion von 2005 und 2006 platziert, «wir müssen uns auch in Grauzonen des Reglements vorwagen, so wie es die Konkurrenz mit Erfolg getan hat.»

Auf wen der 31-Jährige anspielt, liegt auf der Hand: Weltmeister Red Bull Racing und den geistigen Vater der WM-Autos aus den vergangenen drei Saisons, Adrian Newey.
Was dürfen wir vom neuen Ferrari – intern Projekt 664 genannt, möglicherweise im Januar als F2013 präsentiert – erwarten?

Ferrari hat drei grosse Baustellen: eine vorne, eine mittschiffs, eine hinten.

SPEEDWEEK-Technikexperte Gary Anderson betont: «Ich fand, Ferrari ist in Sachen Frontflügel-Entwicklung immer etwas konservativ. Es ist in der Formel 1 nichts Unehrenhaftes dabei, sich an den Klassenbesten zu orientieren, und in Sachen Frontflügel sind das in den letzten Jahren Red Bull Racing und Lotus gewesen.»

Wir werden also in aller Wahrscheinlichkeit einen Flügel als Mehr- und nicht nur als Zweiteiler sehen (wie vor knapp einem Jahr auf dem Bild der Wintertests im Februar 2012).

Was verschwinden wird, aufgrund einer Korrektur im Reglement, ist die unschöne Stufe auf dem Cockpit, für welche sich Ferrari viel Spott anhören musste. Gary Anderson: «Ich habe diese Frage immer wieder gestellt bekommen, aber seltsamerweise beeinträchtigt die hässliche Knicknase die Aerodynamik nur unwesentlich.»

Auf unserem Bild von Alonso im Ferrari ist gut zu erkennen, wie hoch die Seitenkästen gebaut haben. Das lag daran, dass die Kühler stehend eingebaut waren. Red Bull Racing hatte das besser gelöst, indem die Kühler gelegt und geneigt wurden. Das erlaubt den Entwurf kompakterer Seitenkästen. Die Kühlung wird dadurch schwieriger, aber wir haben in der Saison 2012 von den Ferrari-Technikern nie gehört, dass der Wagen zu heiss lief. Gary Anderson: «Auch da hat Ferrari gewiss Spielraum, wagemutiger zu werden.»
Die Position der Kühler wiederum beeinflusst entscheidend, in welcher Weise die Seitenkästen zum Heck hin schmaler werden. Als Faustregel gilt gemäss Gary Anderson: «Je schmaler, desto mehr Spielraum hat der Techniker, die Luft gezielt zum Heck und zum Diffusor zu leiten, also dem aufsteigenden Ende des Bodens. All dies erlaubt es, mehr Abtrieb zu erzeugen.»

Der Techniker erwartet überdies, dass sich Ferrari punkto Auspuff-Auslass an den Trendsettern Sauber, McLaren und Red Bull Racing angleichen wird. Und dass Ferrari sich bei der Hinterradaufhängung ebenso an Red Bull Racing orientieren wird wie so manch anderer Rennstall – mit weitgehend verkleideten Aufhängungsteilen. Auch hier hatte Weltmeister Red Bull Racing das Reglement kecker ausgelegt als Ferrari.
Und vielleicht gilt ja wirklich auch in der Formel 1: Frechheit siegt.

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