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Adam Parr sieht Williams-Übel im Jahr 1997

Von Peter Hesseler
Parr war zuletzt auf Interview-Tournee

Parr war zuletzt auf Interview-Tournee

Der ehemalige Geschäftsführer des britischen Teams analysiert den Niedergang der ehemaligen Weltmeister-Truppe.

Jetzt spricht Adam Parr endlich aus dem Nähkästchen. Der im März 2012 zurückgetretene ehemalige Geschäftsführer des Williams-F1-Teams äusserte sich in England dezidiert über seine Jahre bei Williams, von 2006 bis eben 2012. Und er hat aus seiner Arbeit interessante Schlüsse gezogen. Vor allem aber aus der Zeit davor.

 

Rückblick: Wir schreiben das Jahr 1997. Williams ist die dominierende Kraft in der Formel 1, hat die Fahrer-Titel 1992, 1993 und 1996 gewonnen, hat mit Renault den besten Motor und ein Auto von Adrian Newey, dem innovativsten Designer. Dazu ein Werk, das seinesgleichen sucht und zwei Fahrer mit schweren rechten Füssen: Jacques Villeneuve und Heinz-Harald Frentzen.

 

Vor Saisonbeginn ist die einzige Frage, wer von beiden den Titel einfahren wird. Villeneuve entschied dieses Match für sich. Das Team wurde überdies Konstrukteurs-Weltmeister. Und das waren die letzten Titel, die Williams je gewann. Bis heute.

 

Parr sieht in dem Jahr 1997, dem letzten der blau-weissen Überlegenheit, das Wurzel der Übel der folgenden 15 Jahre. Der ehemalige Teamleiter sagt: «Damals fing alles an. Ende 1996 hatte Newey das Team verlassen. Renault verkündete seinen Rückzug 1997. Und es gab andere Änderungen, die dafür sorgten, das die Formel 1 nicht mehr die war, die Williams dominiert hatte. Andere Teams – ausserhalb von Williams – verstärkten sich mit Automobilherstellern. Ausserdem bevorzugte das Concorde-Abkommen von 1998 eindeutig Ferrari, und zwar massiv. Ich denke, Frank Williams und Patrick Head (die beiden Eigentümer) waren derart erfolgreich gewesen, dass sie am Ende der Dekade nicht mehr sahen, was um sie herum vor sich ging.»

 

Der zweite Teil der 90er Jahre war geprägt von der Verhätschelung Ferraris durch den Weltverband. Aber gegen das Concorde Abkommen, den Formel 1-Vertrag des Jahres 1998, wehrten sich Williams und Head mit allen Mitteln. Denn es war jener Vertrag, der Ecclestone die Rechte an der Formel-1-Vermarktung für mehr als 100 Jahre sicherte, für den Witzpreis von 320 Millionen Dollars. Damit hatte der Weltverband, in persona des ehemaligen Präsidenten Max Mosley, Ecclestone quasi über Nacht zum Eigentümer der Vermarktungsrechte – der Formel 1 – gemacht. Und die Teams schauten in die Röhre.

 

Ecclestone bog Anfang 1998 einen drohenden Boykott von McLaren, Williams und Tyrrell ab. Von da an waren die Teams in Ecclestones Hand. Und Ecclestone brauchte vor allem Ferrari, die emotionalste, spektakulärste Marke des GP-Zirkus. Ferrari hatte seit 1979 keinen Titel mehr gewonnen.

 

Schon 1998, ohne Newey und Renault-V10, spielte Williams an der Spitze keine Rolle mehr im Titelkampf.

 

Erst ab 2000 fing sich das Team mit Hilfe von BMW und dem damals besten Zehnzylinder-Motor der Branche. Aber weder Ralf Schumacher noch Juan Pablo Montoya konnten sich mit Spitzen-Material auch nachhaltig an der Spitze platzieren. Das Team gewann nur sporadisch. Und 2004 zum letzten Mal, bevor Pastor Maldonado 2012 in Barcelona die lange Durststrecke beendete, aber da war Parr schon wieder aus dem Team verschwunden.

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