Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Nick Heidfeld: Karriere nach Formel 1 bereichert

Von Peter Hesseler
Nick hat sich mit Sportwagen angefreundet

Nick hat sich mit Sportwagen angefreundet

«Quick Nick» erklärt im Exklusiv-Interview die Vorzüge seines Lebens nach der Formel 1, das zu früh begann.

Nick Heidfeld fuhr von 2000 bis 2011 in der Formel 1. Nick war gut, wie acht zweite Plätze belegen. War Nick sehr gut? Wir denken: auch das. Es gab noch mehr Fahrer, die ihren Job beherrschten und trotzdem nie gewannen. War Nick zu gut? Ja, ganz sicher, besonders an dem Tag, als er in Montreal dem Teamkollegen Robert Kubica beim Siegen für BMW-Sauber den Vortritt liess. Würde er nochmal so gut sein? Vermutlich schon, denn die Gründe, die ihn damals dazu veranlassten, hätten in derselben Situation heute die gleiche Bedeutung, dasselbe Gewicht, aber man weiss nie. Und man wird es wohl nie erfahren. Nick rechnet nicht kurzfristig mit Formel-1-Angeboten. Er verliess die Formel 1 im Jahr 2011 nach einer halben Saison mit Lotus (damals Renault) – unfreiwllig. Das war ein Schlag für den damals 34-Jährigen. Doch er machte aus der Not eine Tugend. In Teil unseres Exklusiv-Interviews beschreibt Nick, wie es weiterging nach der Formel 1, also vornehmlich im Jahr 2012.

Wir erwischen den quirligen Mönchengladbacher am Telefon.


Hallo Nick, was hast du seit Saisonende gemacht und was machst du gerade – also im Zeitraum Januar?
Mein letztes Rennen war in Australien, in einem V8-Supercar beim Gold-Coast-Rennen. Das ist ein Stadtkurs in Surfers Paradise und dementsprechend spassig. Die Autos sind von der Technik her verhältnismässig simpel und schwer, aber haben mit annähernd 700 PS auch reichlich Power. Da die V8-Supercars in Australien eine extrem populäre Serie ist, sind die Professionalität und Qualität der Teams dementsprechend. Generell bin ich seit Saisonende, zumindest im Vergleich zu früheren Jahren, viel zu Hause gewesen. Da habe ich mehr als genug zu tun. Natürlich gehört auch dazu, Gespräche für die Zukunft zu führen und sich körperlich in Schuss zu halten. Das werde ich hoffentlich bald intensivieren können, nachdem ich leider zu lange eine Grippe mit mir rumschleppen musste.

Wenn du deine erste Sportwagensaison Revue passieren lässt? Was war gut, was weniger ?
Ich habe ja verschiedene Serien und Autos ausprobiert. In den Sportwagen mit dem Toyota-Rebellion-Privat-Team gab es drei Rennen. Es hat mir mehr Spass gemacht als erwartet; auch wenn die allerersten Runden Anfang letzten Jahres beim Roll-out ein kleiner Schock waren. Nicht, weil das Auto schneller oder langsamer war als erwartet, sondern weil ich das Auto in den ersten Runden nicht gespürt habe.
Beim ersten Rennen in Sebring bin ich jedoch schnell gut zurecht gekommen; ich fand die Stimmung in Amerika sensationell. Auch die Renndauer von 12 oder 24 Stunden macht mir einfach aus dem Grunde Freude, dass man länger im Auto sitzt und Spass am Rennen fahren haben kann! Natürlich ist es auch etwas anderes, gemeinsam mit deinen Teamkollegen auf einem Auto zu fahren.
Meine Kollegen Neel Jani und Nico Prost haben es mir aber sehr einfach gemacht, da sie nicht nur schnell sind, sondern auch besser als ich wissen, dass es nichts bringt, bei einem Langstreckenrennen irgendwas Verrücktes zu machen. Ausserdem haben wir uns super verstanden. Und dann ist es auch eine tolle Erfahrung, sowohl mit dem Team, als auch mit deinen Fahrerkollegen dem Erfolg entgegenzufiebern. Insgesamt bringt es viele interessante Aspekte mit sich, wie die Tatsache, dass alle ein- und dasselbe Set-up fahren müssen. Glücklicherweise hatte unser Ingenieur James Robinson, den ich noch von Jordan her kenne, in dieser Hinsicht ein sehr gutes Händchen.
Überrascht war ich darüber, dass mir die Strecke von Spa-Francorchamps im LMP1 mehr Spass gemacht hat als in einem Formel-1-Auto. Andererseits fand ich die Strecke in Valencia mit dem Sportwagen bestenfalls mittelmässig.

Kann man hochrechnen, dass ein Fahrer, der spontan mit Sportwagen gut zurecht kommt, dies auch in der DTM schaffen sollte?
Das weiss ich nicht. Es ist auffällig, dass sich viele ehemalige Formel-1-Fahrer in letzter Zeit in der DTM schwer tun. Ich bin bisher in jedem Auto schnell unterwegs gewesen und mache mir bei keiner Serie Sorgen, aber natürlich meine Gedanken, da ich es spannend und reizvoll finde, mit unterschiedlichsten Fahrzeugen das Maximum herauszuholen.

Sprichst du hinsichtlich der Zukunft mit einem oder mehreren Teams oder Herstellern?
Wir haben über den Winter mit verschiedenen Teams aus verschiedenen Serien gesprochen.

Welche Kategorie – unterhalb der F1 – würdest du denn derzeit für dich favorisieren?
Da wären momentan ganz klar die LMP1-Sportwagen zu nennen, als auch die DTM.

Welcher Art waren deine bisherigen DTM-Erfahrungen? Hattest du noch nie ein Testangebot seit Ende 2011?

Ich glaube es war 1999, als ich einen Mercedes der ITC-Serie in Hockenheim getestet habe. Das war damals schon beeindruckend. Ich glaube, zu der Zeit waren die Autos sehr weit entwickelt und auch vom Reglement her nicht so eingeschränkt wie heute. Es gab in den letzten Jahren natürlich diverse Gespräche und Möglichkeiten, wobei ich aber nicht ins Detail gehen kann.

Kannst du dir erklären, warum viele Formel-1-Fahrer bisher nicht unbedingt in der DTM eingeschlagen sind, obwohl Alesi, Häkkinen und Frentzen durchaus schnell waren, aber nie konstant spitze.
Um das zu beurteilen, war ich nicht nah genug dran. Man muss schon bei den Rennen und im Idealfall den Meetings und bei Tests dabei sein, mit Zugang zu allen möglichen Daten und Informationen, um das fundiert analysieren zu können. Ich möchte hier keine Stammtisch-taugliche Antwort geben.

Wie vorstellbar wäre eine komplette Saison im Ausland, in Übersee, für dich?

Definitiv finde ich diverse Serien interessant. Speziell diese unterschiedlichen Autos mal zu erfahren. Das ist doch ein Traum, die mannigfaltigsten Fahrzeuge am Limit austesten zu dürfen. Darum bin ich zum Beispiel V8 in Australien gefahren, war mit einem McLaren F1 beim Goodwood Hill Climb, beim 24-h-Rennen auf dem Nürburgring oder bin als Gaststarter beim Porsche Supercup in Hockenheim mitgefahren. So war es für mich perfekt. Ich wollte hier und da mal reinschnuppern, möchte aber nicht, um die ganze Serie zu bestreiten, beispielsweise nach Australien ziehen.

Auf wie viel Prozent würdest du deine Rückkehr-Chancen in die Formel 1 beziffern? Und entspricht die Hoffnung diesem Prozentsatz?
Das ist schwierig zu sagen. Zum jetzigen Zeitpunkt rechne ich nicht kurzfristig mit einem Platz; aber man weiss nie, was passiert. Vertreter anderer Serien hören das vielleicht nicht so gerne, aber die Formel 1 ist einfach aus Fahrersicht das Geilste, was es gibt.

Lesen Sie heute Mittag: Teil des Interviews mit Nick Heidfeld, Thema: die Formel 1.

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