Valentino Rossi sucht das Glück

Timo Glock: «Endlich mal vorne mitmischen»

Von Vanessa Georgoulas
Timo Glock: «Es war nicht einfach, drei Jahre lang andere Piloten von hinten beobachten zu müssen»

Timo Glock: «Es war nicht einfach, drei Jahre lang andere Piloten von hinten beobachten zu müssen»

Im Interview erklärt der 91-fache GP-Pilot Timo Glock seinen Wechsel von der Formel 1 zur DTM.

Timo Glock kehrt nach fünf Jahren als Stammfahrer in der Formel 1 zur BMW-Familie zurück. Nach erfolgreichen Testfahrten im BMW M3 DTM in Valencia hat BMW Motorsport den ehemaligen Formel-BMW-Junior und Testfahrer des BMW Sauber F1 Teams als achten Fahrer für die DTM-Saison 2013 verpflichtet.
 
Im Interview spricht Glock über seine Beweggründe für den Wechsel, die Herausforderung, als ehemaliger Formel-1-Fahrer in der DTM zu bestehen, und seine ganz besondere Verbindung zur Marke BMW.
 
Timo, welchen Eindruck haben Sie in Valencia vom BMW M3 DTM gewonnen?
Timo Glock: «Es ist für mich als langjähriger Formelfahrer natürlich etwas ganz anderes, plötzlich im Auto ein Dach über dem Kopf zu haben. Zum Glück hat mir der BMW M3 DTM die Eingewöhnung aber leicht gemacht. Dasselbe gilt für die Teammitglieder von BMW Motorsport, die mich herzlich willkommen geheissen haben. Ich kannte noch viele Gesichter von früher, so dass ich mich sofort wieder zuhause gefühlt habe. Es hat großen Spass gemacht. Allerdings weiss ich auch, dass ich noch arbeiten muss, um das richtige Gefühl dafür zu bekommen, wie man ein DTM-Auto am Limit bewegt. Der erste Test war ein guter Anfang. Ich habe mich jedenfalls auf Anhieb sehr wohl gefühlt.»
 
Haben Sie in all den Jahren in der Formel 1 die BMW-Familie immer im Auge behalten?
«Ich habe natürlich verfolgt, was BMW im Motorsport gemacht hat. Zum einen wegen meiner sportlichen Vergangenheit in der BMW-Familie als Meister in der Formel BMW ADAC und später als Testfahrer im BMW Sauber F1 Team. Zum anderen aber auch, weil ich schon von Kindesbeinen an regelmässig mit BMW in Berührung gekommen bin. Mein Vater ist immer BMW gefahren, und ich habe als Kind Steve Soper, Johnny Cecotto und Co. in der DTM der 1980er und 1990er Jahre die Daumen gedrückt.»
 
Was hat Ihnen BMW für Ihre Karriere mitgegeben?
«BMW hat mir den Schritt aus dem Kart in den Formelsport ermöglicht. Die Verantwortlichen erkannten damals mein Talent. Sie haben mich gefördert und mir damit meine gesamte spätere Karriere ermöglicht. Ohne BMW hätte ich die finanziellen Mittel gar nicht gehabt, um mich durch die Nachwuchsklassen zu arbeiten. Das habe ich nicht vergessen. Auch deshalb war die Verbindung zu BMW immer intakt. Ich habe mir privat einen BMW gekauft und sogar bei Formel-1-Taxifahrten in Hockenheim darum gebeten, einen BMW M5 fahren zu dürfen, weil das so ein tolles Auto ist. Ich finde die Marke einfach klasse.»
 
Was motiviert Sie als langjährigen Formel-1-Fahrer, in der DTM zu starten?

«Es war nicht immer einfach, drei Jahre lang in der Formel 1 oft andere Fahrer von hinten beobachten zu müssen, die in besseren Autos manchmal einen schlechteren Job machen, aber trotzdem weit vor dir stehen. Du willst endlich mal wieder vorne mitmischen und bist hungrig auf gute Ergebnisse. Dieser Hunger ist im Laufe des Winters immer grösser geworden. Jetzt ist für mich der richtige Zeitpunkt, um mich zu verändern. Ich bin heiss auf die DTM.»
 
In der DTM können Sie als Fahrer wieder den Unterschied machen…
«Ganz genau, das werde ich auf jeden Fall gemeinsam mit den Teammitgliedern von BMW Motorsport versuchen. Mir ist klar, dass ich im extrem starken DTM-Fahrerfeld nicht auf Anhieb der Schnellste sein kann. Trotzdem bin ich fest entschlossen, alles zu lernen, was ich brauche, um in der DTM erfolgreich zu sein.»
 
Was macht den Reiz der DTM aus?
«Die Leistungsdichte auf höchstem Niveau in der DTM ist faszinierend. In jedem Qualifying und in jedem Rennen wird um Tausendstelsekunden gekämpft. In der Formel 1 ist es unter den Spitzenteams ähnlich, aber das Leistungsgefälle zwischen den Teams ist viel grösser. Im Prinzip war mein Teamkollege mein einziger Anhaltspunkt. Jetzt setze ich mich selbst dem Druck aus, mich in einem viel ausgeglicheneren Feld beweisen zu müssen. Mir ist bewusst, dass es selten ein Formel-1-Fahrer geschafft hat, sich in der DTM durchzusetzen. Ich will beweisen, dass ich es anders machen und irgendwann um Siege kämpfen kann. Ob mir das gelingt, wird die Zeit zeigen. An Motivation fehlt es jedenfalls nicht.»
 
Welche Ziele haben Sie für ihre DTM-Debütsaison?
«Auch wenn ich zunächst einmal extrem viel lernen muss, möchte ich natürlich Punkte sammeln und nach Möglichkeit um Podestplätze kämpfen. Augusto Farfus hat 2012 gezeigt, welchen Weg man als Neuling gehen kann. Das spornt mich an. Ich möchte das Optimum aus meinem Paket herausholen und für die Marke BMW die bestmöglichen Ergebnisse einfahren.»
 
Wie sehr freuen Sie sich auf die Nähe zu den Fans in der DTM?
«Sehr. Ich habe 2005 in meinem Jahr in den USA Fannähe kennen und lieben gelernt. Die gibt es in der DTM auch. So wie sich die DTM für die Fans öffnet, kann sie auch ein Vorbild für die Formel 1 sein, in der wir Fahrer immer sehr stark abgeschottet werden und den Fans kaum etwas zurückgeben können.»
 
Sie werden 2013 nur noch zehn statt 20 Rennen absolvieren. Inwieweit ändert sich dadurch Ihr Alltag?

«Wenn man in der Formel 1 ein Siegkandidat ist, dann macht es einem nichts aus, drei oder vier Wochen am Stück unterwegs zu sein. Aber wenn du keine grossen Perspektiven hast, zehrt der Stress schon extrem am Körper. Das wird in der DTM etwas weniger werden, aber trotzdem erwarte ich ein hartes und intensives Jahr. Ich werde jede Minute zwischen den Rennen darüber nachdenken, wie ich noch besser werden und mich bestmöglich vorbereiten kann.»

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