Jacky Ickx: Vier Teams in drei Monaten
Jacky Ickx in seinem ungeliebten 1973er Ferrari
Seit 1950 zieht die Formel 1 Millionen von Fans in ihren Bann. In keinemanderen Sport liegen Triumph und Tragödie so dicht beisammen. Es gababer auch immer wieder merkwürdige Momente im Grand-Prix-Sport, über diewir in einer losen Serie berichten.
Hethel (Grossbritannien), 29. Oktober 1973
Der belgische Formel-1-Star Jacky Ickx setzt sich hin und unterzeichnetbei Lotus (dem RICHTIGEN Lotus, Freunde) einen Vertrag für die Saison1974 – und damit für seinen vierten Formel-1-Arbeitgeber in nur dreiMonaten!
Und so kam es.
Der Mann mit dem markanten Namen hatte die Saison 1972 in Diensten vonFerrari als Gesamtvierter beendet. Natürlich wollte Enzo Ferrari, dassIckx bleibt. Aber das Modell 1973 erwies sich als eine Gurke, die denfeinfühlingen Jacky an den Rand der Verzweiflung trieb. Schliesslichdeponierte er in Maranello, dass er so lange nicht mehr für Ferrari zufahren gedenke, bis ein konkurrenzfähiges Auto auf Rädern stehe.
Seltsamerweise kam er mit dieser Arbeitsverweigerung durch.
Als ihm McLaren für den Nürburgring-GP am 5. August ein drittes Auto(neben Denny Hulme und Peter Revson) offerierte, musste er nicht langeüberlegen. Nur die beiden Tyrrell von Jackie Stewart und François Cevertflitzten daraufhin im Rennen schneller durch die Eifel. Worauf Ickxtrocken versetzte: «Nun dürfte jedenfalls Herrn Ferrari klar sein, dassdie Resultate zuvor nicht am Fahrer lagen …»
Ferrari gab im Sommer Gas, die Techniker glaubten, dem Modell 312B3endlich die Mucken ausgetrieben zu haben, aber Jacky konnte damit beimMonza-GP nur Achter werden – worauf er Maranello endgültig den Rückenwendete.
Zum Ende der Saison hin sprang der WM-Zweite von 1969 und 1970 bei FrankWilliams ein, wo er den Dänen Tom Belso ersetzte. In Watkins Glenverpasste Jacky den ersten Trainingstag, weil es Wickel um sein Visumgab. Dann eroberte er mit Rang 7 das zweitbeste Ergebnis der von FrankWilliams eingesetzten Iso-Marlboro-Ford-Renner. Nicht nur deswegen holteihn Colin Chapman zu Lotus.
Kleine Fussnote: Die vier besagten Teams von Ickx sind heute die viererfolgreichsten Formel-1-Rennställe – Ferrari, McLaren, Williams undLotus.
Aber das Timing stimmte dennoch nicht: Ferrari erlebte 1974 mit NikiLauda und Clay Regazzoni eine Renaissance, der Schweizer hätte um einHaar den Titel geholt, der Wiener holte das 1975 nach. Da war Ickx mitLotus WM-Sechzehnter und galt als Formel-1-Auslaufmodell …