Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Erinnerungen an James Hunt

Von Vanessa Georgoulas
Heute vor 20 Jahren stand die Formel-1-Welt still: Der plötzliche Tod von Rennfahrer-Legende James Hunt traf die Motorsport-Gemeinde unvermittelt.

Er war laut seinem Weggefährten Niki Lauda der «letzte bunte Hund der Formel 1» und prägte das Bild des verwegenen Rennfahrer-Helden wie kein Zweiter: James Hunt liebte das Leben und genoss es hemmungslos – und dafür liebten ihn die Massen. Der Blondschopf mit dem Hang für alles Schöne im Leben eroberte 1976 den WM-Titel gegen eben jenen Lauda, weil dieser im Regen-Chaos von Fuji nach einer Runde das Handtuch warf.

Nach seinem Rücktritt arbeitete Hunt als TV-Experte für den britischen Sender BBC. Am 15. Juni 1993 erlag er im Alter von 45 Jahren einem Herzinfarkt. «Das war ein Schock, er war ja noch jung», erinnert sich der befreundete Journalist Maurice Hamilton auf espnf1.com. Und auch Lauda wunderte sich: «Er war fitter denn je, deshalb konnte ich es nicht begreifen, als er starb. Er war mein grösster Gegner in meinem schwierigsten Formel-1-Jahr, aber er war auch ein Freund und ein netter, lieber Kerl.»

Auch den legendären Formel-1-Arzt Professor Sid Watkins traf die Nachricht unerwartet. Sein späterer Nachfolger Dr. Gary Hartstein erinnert sich: «Ich traf Sid zwei Monate später am Belgien-GP und er war immer noch sehr geschockt und unglaublich traurig.» Der amerikanische Chirurg, der 26 Jahre lang im Dienste des Automobilweltverbands FIA im medizinischen Notfalldienst an der Strecke arbeitete, ist überzeugt: «James hat stärker als jeder andere das Bild des archetypischen GP-Piloten verkörpert, wenn nicht sogar geprägt.»

Denn vor seinem Lebenswandel, den er kurz vor seinem Ableben unternommen hatte, war Hunt der wildeste aller Formel-1-Piloten. Der Mädchenschwarm, der nach Eigenaussage mit über 5000 Frauen das Bett geteilt hat, soll 15 Büchsen Bier getrunken haben – und zwar täglich. Ausserdem rauchte der Playboy gerne und oft, wie der Blick ins SPEEDWEEK.com-Bilderarchiv zeigt.

Für diese unsportliche Lebensweise erntet Hunt heute noch Bewunderung – selbst von ehemaligen Rennfahrern. So twitterte etwa der unverwechselbare Taki Inoue: «James Hunt wird mit rauchen, trinken und netten Mädchen in Verbindung gebracht. So tickt ein echter Racer!» Hunts grösster Fan im aktuellen Formel-1-Feld dürfte Kimi Räikkönen sein. Der eigenwillige Finne wird oft und gerne mit dem McLaren-Haudegen verglichen.

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