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FIA-Gericht, Mercedes, Pirelli: Das müssen Sie wissen

Von Mathias Brunner
Heute Donnerstag tagt das Tribunal des Autoverbands FIA. Angeklagt sind Mercedes-Benz und Pirelli. Wir beantworten vorab die wichtigsten Fragen.

Es ist das Thema des Tages: Heute muss das so genannte Internationale Tribunal des Autoverbands FIA in Paris darüber urteilen – war der Pirelli-Test von Mercedes-Benz in Barcelona rechtswidrig? Und falls ja: welche Strafe zieht das nach sich? Zweifellos wird es am Sitz des Autoverbands FIA an der Place de la Concorde Blitz und Donner geben, wie es auch der Wetterbericht für Paris am Donnerstag vorhergesagt hat. Wir klären vor der Verhandlung die wichtigsten Fragen.

Wann beginnt die Anhörung?

Heute Donnerstag, 20. Juni, um 9.30 Uhr.

Worum genau geht es nochmals genau?

Vom 15. – 17. Mai hat Mercedes-Benz auf dem «Circuit de Catalunya» ausserhalb von Barcelona Pirelli-Reifen getestet. Der Autoverband FIA hat nach einem Protest gegen diesen Test seitens Red Bull Racing und Ferrari eine Untersuchung eingeleitet und ist zum Schluss gekommen, dass das so genannte Internationale Tribunal über die Frage richten muss – verstösst dieser Test gegen Artikel 22 des Sportreglements der Formel 1, wonach, einfach gesagt, Testfahrten mit einem aktuellen Fahrzeug während der laufenden Saison untersagt sind.

Was ist das Internationale Tribunal?

Hier handelt es sich um ein 2010 vom Autoverband FIA eingesetztes Gremium, das sich um Fälle kümmert, die über die Handlungsfähigkeit von Formel-1-Rennkommissaren an GP-Austragungsorten hinaus gehen. Das Tribunal soll dabei unabhängig vom Autoverband FIA handeln und urteilen. Es besteht aus zwölf Mitgliedern. Für einen Fall muss der Tribunal-Präsident die Zusammensetzung bestimmen, wobei kein Mitglied aus einem Land stammen darf, das auf der Anklagebank sitzt. Daher sollte das Tribunal also ohne Vertreter aus Grossbritannien (Sitz des Formel-1-Rennstalls Mercedes), Deutschland (Besitzer des Rennstalls) sowie Italien (Pirelli) tagen.

Wer sitzt im Internationalen Tribunal?

Die zwölf Mitglieder werden jeweils von der FIA-Generalversammlung gewählt. Tribunal-Vorsitzender 2013 ist Edwin Glasgow (Grossbritannien), Vize-Präsident ist Laurent Anselmi (Monaco). Die weiteren Mitglieder sind: Didier Bollecker (Frankreich), Chris Harris (USA), Riccardo La Cognata (Italien), Jean-Christophe Leroy (Frankreich), Dirk-Reiner Martens (Deutschland), Gérard Martin (Belgien), Patrick Raedersdorf (Schweiz), David Rivkin (USA), Anthony Scott Andrews (Grossbritannien) sowie Waltraud Wünsch (Deutschland). FIA-Chef Jean Todt wird bei der Anhörung anwesend sein, hat aber keine Entscheidungs-Gewalt.

Wie werden sich Mercedes-Benz und Pirelli verteidigen?

Pirelli wird ins Feld führen, dass sie gemäss eines Abkommens mit dem Autoverband FIA mit einem Rennstall 1000 Kilometer pro Jahr testen dürfen. Dieser Test, so werden die Italiener weiter argumentieren, war aufgrund mehrerer Laufflächen-Ablösungen der 2013er Reifen sowie der anstehenden Umstellung auf andere Reifen (ab 2014 beginnt die neue Turbo-Ära) dringend notwendig. Mercedes wird ins Feld führen, dass man lediglich einer Test-Aufforderung von Pirelli nachgekommen sei.

Welches sind die heiklen Punkte?

Das FIA-Tribunal muss klären, ob Pirelli bei der Test-Aufforderung alle Punkte erfüllt hat, die im Abkommen mit dem Autoverband verankert sind; beispielsweise jener, wonach ein solcher Test allen Teams offeriert werden muss. Das Tribunal muss weiter klären, ob und welcher Art (will heissen: von wem) Mercedes eine Erlaubnis besass, den Test mit einem aktuellen Auto zu fahren.

Wie läuft der Entscheidungsfindungs-Prozess ab?

Befindet das Tribunal, dass alle ihren Standpunkt zur Genüge darlegen konnten, zieht es sich zur Beratung zurück. Dort muss eine einfache Mehrheit ein Urteil bestimmen. Bei Stimmgleichheit kann der Tribunal-Präsident oder sein Stellvertreter entscheiden.

Welchen Urteils-Spielraum hat das Tribunal?

Befindet das Gremium, dass ein Regelverstoss vorliegt, kann es im Rahmen von Art. 153 des «International Sporting Code» strafen. Die Möglichkeiten dabei sind: Ermahnung, Geldstrafe, Ausschluss, Punkt-Abzug.

Wie schnell wird das Urteil verkündet?

Zum Schluss der Anhörung wird der Tribunals-Vorsitzende das wahrscheinliche Datum und die Uhrzeit der Urteils-Verkündung benennen. Aus FIA-Kreisen ist bereits klar gemacht worden, dass dies so schnell als möglich geschehen soll.

Welche Möglichkeiten des Rekurses hätten Mercedes und Pirelli?

Sie könnten ein etwaiges Urteil vor dem Internationalen Appellations-Gericht der FIA anfechten. Gemäss Statuten kann auch der FIA-Präsident, also Jean Todt, gegen das Urteil Rekurs einlegen.

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