Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Sebastian Vettel: «Heimsieg! Ich bin so erleichtert!»

Von Mathias Brunner
Der Fluch ist gebrochen: Der 30. Grand-Prix-Sieg von Weltmeister Sebastian Vettel ist der erste auf deutschem Boden. Aber der Triumph hing am seidenen Faden.

Man weiss nicht, wer sich auf dem Podest mehr freute – Sieger Sebastian Vettel oder sein Nummer-1-Mechaniker, Joe Robinson. Sie strahlten um die Wette, heller als die Sonne. Zu ihren Füssen mehrere tausend Nürburgring-Besucher, die ihren Augen nicht  trauten. War das wirklich da oben Sebastian Vettel? Jener Sebastian Vettel, der noch nie zuvor einen Deutschland-GP gewonnen hatte? Der Weltmeister selber konnte es kaum glauben und gab nach dem Heimsieg Einblicke in sein Seelenleben.

«Ich fühle mich so erleichtert, dass ich endlich mal in Deutschland gewinnen durfte», sagte der WM-Leader. «Der Tag verlief fast nach Wunsch, aber der Erfolgsdruck war enorm. Das ist nicht nur Druck, den du dir selber machst. Du willst schliesslich deinen Fans hier eine tolle Show zeigen. Es war auch der Druck der beiden Lotus-Fahrer. Romain machte mir zur Mitte des Rennens ziemlich zu schaffen, und ausgerechnet da meldete sich die Energie-Rückgewinnung ab! Und dann war es Kimi zum Schluss, der mich in Atem hielt. Es war ein schwieriges, aber ein unheimlich befriedigendes Rennen. Es ist unfassbar – ich habe in Deutschland gewonnen! Was bin ich glücklich!»

Kimi Räikkönens Sturmlauf zum Schluss kam zu spät. Sebastian: «Ich weiss nicht, was passiert wäre, hätte das Rennen 61 oder 62 Runden gedauert. Ich bin mit meiner Leistung sehr zufrieden. Es war nicht einfach, so lange am Limit zu fahren, ohne die Reifen zu überfordern. Die Safety-Car-Phase hat uns nicht eben in die Hände gespielt. Wir hatten uns da ein schönes, kleines Kissen herausgefahren, und auf einmal hatte ich die beiden Lotus im Nacken.»

Vettel: «Man muss Pirelli loben»

Natürlich hatten sich viele Fans und Fachleute nach dem turbulenten Silverstone-GP die bange Frage gestellt: Was, wenn es auf dem Nürburgring wieder zu einem Reifen-Fiasko kommt? Aber abgesehen von Klagen über abbauende Reifen war das schwarze Gold aus Mailand (okay, eigentlich aus dem Werk in der Türkei) kein Thema.

Sebastian Vettel: «Man muss Pirelli ein Kränzchen winden. Es gab das ganze Wochenende hier keine Reifenversagen. Sie mussten nach dem britischen Grand Prix nicht nur von den Medien viel Schelte einstecken, aber sie haben gezeigt, dass sie auf eine Krisensituation reagieren können.»

Plötzlich schoss Vettel offenbar ein neuer Gedanke durch den Kopf geschossen, denn er beginnt zu schmunzeln: «Das ungewöhnlich schöne Wetter hat die Fans sicher gefreut, aber es hat die Lotus eher begünstigt. Unter diesen Bedingungen gehen ihre Autos mit den Reifen hervorragend um. Aber ich glaube, wir hatten genug Speed im Wagen, um von diesem Sieg behaupten zu dürfen: Er ist uns nicht geschenkt worden. Er war kein Zufall.»

Vettel legte seinen dritten Stopp zum Schluss der 41. Runde ein: «Der Zeitpunkt war rein deswegen, um uns gegen Grosjean abzusichern, der eine Runde zuvor frische Reifen abgeholt hatte. Zum Glück funktionierte da das KERS wieder. Ich konnte Grosjean wieder etwas davonziehen.»

Vettel: «Wenn Kimi und ich uns in die Kiste rumpeln...»

Kimi Räikkönen neben Sebastian Vettel – ist das ein Anblick, an den wir uns gewöhnen sollten, vielleicht ab 2014 gar in den gleichen Overalls?

Vettel lacht: «Mir würde das nichts ausmachen, auch wenn er heute nicht gerade nett zu mir war! Die Entscheidung liegt nicht in meinen Händen, selbst wenn wir intern natürlich über das Thema sprechen. Ich hatte mit Kimi auf der Bahn noch nie ein Problem, abseits auch nicht. Und sollte es einmal dazu kommen, dass wir uns in die Kiste rappeln, dann werden wir das untereinander wie zwei erwachsene Menschen regeln. Es fühlt sich ein wenig seltsam an: Ich kann mich an die Zeit erinnern, als ich mir die Rennen im Fernsehen anschaute. Kimi fuhr McLaren und machte Michael Schumacher das Leben schwer. Jetzt kämpfe ich mit ihm Rad an Rad. Was mir dabei auffällt: Er holt immer das Maxiumum heraus. Egal, ob im Qualifying oder im Rennen.»

«Kimi rückte mir verflixt nahe. Aber es ist das eine, zum Vordermann aufzuschliessen, und es ist etwas anderes, einen Angriff zu wagen. Er hatte zum Schluss des Rennens wohl das schnellere Auto, aber wenn die Möglichkeiten der Autos so dicht beieinander liegen, dann ist das Überholen wirklich schwierig. Ich bin sicher, es wird auch mal andersrum laufen, und dann wird es mir so stinken wie heute Kimi, Zweiter geworden zu sein.»

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