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Peter Sauber über Krise: «Hangeln uns von Ast zu Ast»

Von Matthias Dubach
Peter Sauber: Die Sorgenfalten gehören zum Geschäft

Peter Sauber: Die Sorgenfalten gehören zum Geschäft

Der Traditionsrennstall aus der Schweiz steht am finanziellen Abgrund. Nun sprach der Firmengründer Peter Sauber über die aktuelle Situation, unbezahlte Rechnungen und warum ein Verkauf nur Plan C ist.

«Ich hoffe, dass wir bis Ende Monat Entwarnung geben können.» Mit diesem Satz schloss Studiogast Peter Sauber das Gespräch in der TV-Sendung Sportpanorama der Schweizer Station SRFzwei. Das Thema: Der Nürburgring-GP, aber vor allem die grosse finanzielle Krise, in der sich das Formel-1-Team aus Hinwil befindet. Sauber bestätigte, dass Lieferanten auf ihr Geld warten müssen. «Man weiss, dass die Situation für das Team im Moment sehr schwierig ist. Die Mittel sind sehr beschränkt oder ausgegangen. Es betrifft nicht nur die Entwicklung des Autos, es betrifft auch die Lieferanten. Bei einem Grossteil stossen wir aber auf Verständnis. Viele von ihnen spielen mit, dass sie länger warten müssen, bis Rechnungen bezahlt werden. Das ist für uns sehr unangenehm und in vielen Fällen auch peinlich.»

Sauber zieht diese Lösung aber vor: «ich denke, es ist besser, es auf diese Weise in die Länge zu strecken. Als dass man zum Beispiel mit Entlassungen beginnt. Seit wir in der Formel 1 sind, haben wir aus wirtschaftlichen Gründen noch nie Leute entlassen. Sobald man Leute entlässt, schadet man dem Team extrem. Bei uns arbeiten 300 Personen, dazu kommen weitere 100 Vollzeitstellen in der Umgebung. Das ist eine stolze Zahl.»

Die Verhandlungen ziehen sich in die Länge

Sauber bestätigte, dass die Chefetage des Schweizer Rennstalls unermüdlich Gespräche mit neuen Geldgebern führt. «Wir reden mit möglichen neuen Sponsoren, es wären gute Partner. Aber die Verhandlungen ziehen sich in die Länge. Die Situation ist nicht neu für das Team, eigentlich ist die Situation seit dem Rückkauf des Teams schwierig», verweist der Patron auf das Ende des BMW-Engagements in Hinwil 2009. «Wir hatten immer wieder solche Situationen, auch vor unserer Formel-1-Zeit.»

Der 69-Jährige gibt zu, dass Druck vorhanden ist. «Die Situation stresst und es ist unangenehm. Wir sind aber zuversichtlich, dass wir gute Verträge abschliessen können. Das Problem ist die Zeit. Denn eventuell können wir nicht mehr fahren, wenn Lieferanten beginnen würden, uns nicht mehr zu beliefern.» Steht für Sauber gar die Beendigung der laufenden Saison auf dem Spiel? «Grundsätzlich gibt es keine Sicherheit. Aber ich fühle mich sicher. Wir haben keine Luft mehr, derzeit hangeln wir uns von Ast zu Ast – aber wir hangeln noch immer.»

Sauber: «Alle Löhne werden pünktlich bezahlt»

Die Gerüchte, dass Nico Hülkenberg das Team vorzeitig verlassen könnte, kommentiert der Schweizer Rennstallgründer so: « Grundsätzlich spreche ich nicht über Verträge. Ich bin überzeugt, dass Nico die zweite Saisonhälfte bei uns und auch gut fahren wird. Dazu kommt, dass er bei einer Trennung gar kein Cockpit mehr hätte.» Die Gerüchteküche berichtete ausserdem von ausstehenden Löhnen in der Firma. «Dieses Gerede ärgert mich ein bisschen. Denn bei uns wurde noch nie ein Lohn nicht pünktlich bezahlt», versichert Sauber.

Von F1-Strippenzieher Bernie Ecclestone kann das viertälteste F1-Team nach McLaren, Williams und Ferrari keine Hilfe erwarten. Ecclestone liess ausrichten: «Peter kann das Team ja verkaufen. Ich bin sicher, es gäbe einige Interessenten.» Davon will der Teamgründer (noch) nichts wissen: «Wenn wir jetzt an Plan A arbeiten, ist ein Verkauf vielleicht Plan C. Wenn wir keinen Ausweg finden, ist es eine Option. Aber davon sind wir weit entfernt», schildert Sauber, der beim Verkauf der Firma an BMW massiv enttäuscht wurde und mit dem Wiedererwerb des Teams die Schliessung des Standorts Hinwil verhinderte.

«Das würde ich auch heute wieder machen. Die Schliessung ist keine Option. Das innere Feuer wird bei mir durch solche Situationen wieder entfacht. Das ist auch jetzt der Fall. Es gibt nichts anderes als kämpfen», will Sauber sein Lebenswerk erneut vor dem Aus retten.

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