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Marc Surer: «Nur die Reifen können Vettel stoppen»

Von Rob La Salle
Marc Surer: Rennwagen fahren, hält die Sinne scharf

Marc Surer: Rennwagen fahren, hält die Sinne scharf

Der Schweizer Formel-1-Experte unserer Kollegen von Sky über die Dominanz von Weltmeister Sebastian Vettel und die explodierenden Kosten im Grand-Prix-Sport.

Der Basler Marc Surer (62) fasst vor dem Südkorea-GP die heissen Eisen in der Formel 1 an. Der TV-Experte unserer Kollegen von Sky spricht über die erdrückenden Leistungen von Sebastian Vettel und die Geldprobleme in der Formel 1.

Marc, der Südkorea-GP steht an. Sebastian Vettel war dort in den vergangenen zwei Jahren nicht zu schlagen. Spricht am Sonntag irgend etwas gegen den Weltmeister?

Es spricht nie mehr etwas gegen Vettel, nachdem er mittlerweile auf den unterschiedlichsten Strecken gewonnen hat. Es gibt keinen Grund, warum er nicht alle Rennen gewinnen kann.

Was macht für dich das Rennen in Südkorea aus?

Die Strecke hat einerseits enge Kurven, wo Traktion gefragt ist, gleichzeitig aber auch schnelle Kurven, wo man Anpressdruck benötigt. Beides sind absolute Stärken von Red Bull Racing – und das ist auch der Grund, warum Vettel hier in den letzten Jahren dominiert hat.

Red Bull Racing ist also für dich mehr oder weniger konkurrenzlos?

Eigentlich können nur die Reifen Vettel stoppen. Denn Red Bull Racing fährt in Südkorea mit noch weicheren Reifen als letztes Jahr, als es am Ende durchaus kritisch wurde. Bei dem sehr glatten Asphalt könnte es nämlich zum gefährlichen «graining» kommen – also dem Körnen der Reifen. Sollte das wieder passieren, hat die Vergangenheit gezeigt, dass andere Teams wie Ferrari oder Lotus damit besser umgehen können.

Ist die Weltmeisterschaft schon entschieden?

Ja, wenn nichts komplett Verrücktes passiert, sichert sich Vettel seinen vierten WM-Titel.

Was kann man dann tun, um keine Langeweile aufkommen zu lassen?

Eigentlich hat man schon alles versucht. Es gab auch in der Vergangenheit Phasen, wo es einen grossen Dominator gab. Wir kennen alle den letzten Deutschen, der so dominant war. Am Ende ist es immer so, dass die besten Fahrer oben stehen. Ich finde das allerdings gar nicht so tragisch. Ein Sport, in dem jeder gewinnen kann, ist doch auch nichts. Man braucht schon diesen Helden, den es zu schlagen gilt und an dem man sich messen kann. Einen Weltmeister, der im letzten Rennen mit etwas Glück den Titel holt, finde ich nicht so gut. Dann lieber einen dominanten Fahrer, der sich zu Recht Weltmeister nennen darf.

Heisst das im Umkehrschluss, dass Sebastian Vettel für dich nicht nur das beste Material hat, sondern auch der beste Fahrer im Feld ist?

Man kann dies immer ganz gut am Teamkollegen messen. Am Anfang lagen Vettel und Mark Webber sehr eng beisammen. Aber Vettel hat sich gesteigert, seine Schwächen ausgemerzt und inzwischen ist er für mich auch der beste Fahrer im Feld. Er hat die Schnelligkeit, die Konstanz und ist auf den Punkt immer voll da. Das unterscheidet ihn meiner Meinung nach von einem Alonso, der manchmal im Training schwächelt, oder Hamilton, der zu unkonstant fährt. Für Sebastian Vettel wäre aber in Zukunft ein Wechsel gut – dann wäre das Image, dass er nur in einem Auto von Red Bull Racing gewinnen kann, endlich weg und auch die Pfiffe würden verstummen.

Letzte Woche wurde der neue Grundlagenvertrag unterzeichnet, das so genannte Concorde-Abkommen, das der FIA deutlich mehr Geld zusichert als bisher. Was für Folgen hat dies für die Formel 1?

Die FIA ist so etwas wie die Polizei der Formel 1 und ich erhoffe mir davon, dass sie etwas in Richtung Budget-Deckelung unternimmt, wenn Sie mehr Geld erhält. Die FIA muss in Zukunft mehr einschreiten und die kleinen Teams retten. Bisher haben die Teams soviel Geld ausgegeben, wie sie wollen, und die FIA hat sich nicht bereit erklärt, diese Obergrenze zu kontrollieren.

Du sprichst die Kosten an: ist es denn denkbar, dass schon in sehr naher Zukunft nur noch ganz wenige Teams in der Formel 1 fahren?

Genau – neuen Teams wie Marussia oder Caterham, die zuletzt hinzugestossen sind, wurde damals noch von Max Mosley versprochen, dass es eine Budget-Deckelung geben wird. Dazu kam es jedoch nie wirklich, denn getroffene Regelungen in diese Richtung wurden nie kontrolliert.

Immer höhere Kosten und kommende Saison gibt es auch noch mehr Rennen – im vorläufigen Rennkalender werden 22 Strecken aufgeführt. Zu viele?

Ja, für meinen Geschmack sind das zu viele Rennen, weil die Leute 22 Rennen einfach nicht mehr stemmen können. Die reichen Teams stellen einfach ein zweites Mechanikerteam ein, aber die kleinen Teams werden sehr darunter leider. Allerdings muss man auch festhalten, dass mehr Rennen auch mehr Geld für die einzelnen Teams bedeuten.

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