Formel 1: So geht es mit Sergio Perez weiter

Monisha Kaltenborn: «Ein absoluter Blödsinn»

Von Vanessa Georgoulas
Monisha Kaltenborn: «Wir haben schon einige Fahrer gesehen, die schon länger in der Formel 1 sind und durchaus gefährliche Situationen verursacht haben»

Monisha Kaltenborn: «Wir haben schon einige Fahrer gesehen, die schon länger in der Formel 1 sind und durchaus gefährliche Situationen verursacht haben»

Die Sauber-Teamchefin Monisha Kaltenborn äussert sich im exklusiven SPEEDWEEK.COM-Interview zu den jüngsten Gerüchten um Sergey Sirotkin.
Monisha Kaltenborn, hier im Fahrerlager von Indien geht das Gerücht um, dass die Geldgeber von Sergey Sirotkin mit den Zahlungen in Verzug sind. Gefährdet das den Einsatz des jungen Russen in der Saison 2014?

Sie kennen die Position des Teams: Zu den finanziellen Einzelheiten nehmen wir nicht Stellung. Fakt ist: Sergey ist jetzt schon ein paar Mal bei uns im Werk gewesen, er kennt die Leute, mit denen er zusammenarbeitet. Er ist auch schon in Sochi und Fiorano gefahren. Leider ging der eine Tag nicht, wegen des schlechten Wetters. Er hat eine gute Leistung gezeigt – das war natürlich nicht einfach, das erste Mal in so einem Auto zu sitzen, wenn man seine Körpergrösse in Betracht zieht. Das hat er wirklich sehr gut gemacht. Wir haben jetzt einen Plan für ihn aufgestellt und dieser unterliegt natürlich einer gewissen Flexibilität. Das hängt auch ein bisschen von unserer Situation zusammen, wie man das alles machen kann. Unser Ziel ist nach wie vor, ihn in die Formel 1 zu bringen und daran ändert sich gar nichts.

Über das Finanzielle wird nicht gesprochen, aber es wird viel darüber geschrieben. Ist denn schon Geld geflossen?

Es ist Geld geflossen. Wir haben mit dieser Partnerschaft eine Basis gesetzt. Der beste Beweis dafür, dass es in die richtige Richtung geht, ist unsere Performance. Die kommt auch nicht von ungefähr. Da braucht man mehr als nur die richtigen Ideen, man muss die auch alle umsetzen können. Unser Ziel ist es, diesen Aufwärtstrend aufrecht zu erhalten. Wir wissen, dass das Ganze seine Zeit braucht. Wir wissen, dass das Ganze seine Zeit braucht. Für uns ist es deshalb das Wichtigste – und darum bitten wir auch – dass man uns unsere Arbeit in Ruhe machen lässt und wir uns darauf konzentrieren können. Denn nur so kommen wir raus. Wir sind auf dem Weg dazu, aber es braucht seine Zeit.

Ein anderes Gerücht besagt, dass die russischen Geldgeber Anspruch erheben, operativ ins Geschäft einzugreifen...

Nein, das ist ein absoluter Blödsinn. Dazu kann man nicht mehr sagen.

Das Ziel für Sergey lautet also, dass er 2014 als Stammfahrer in der Formel 1 fahren wird?

Unser Ziel ist, dass wir ihn in die Formel 1 bringen. Wir bringen nicht jemanden in die Formel 1 mit dem Ziel, dritter Fahrer zu sein. Wir haben von Anfang an gesagt, das ist ein grosser Schritt. Und wir sind uns unserer Verantwortung bewusst. Das heisst, wir müssen erst einmal sehen, wie er sich in den Tests macht. Der Anfang war gut. Dann stellt sich auch die Frage, wie das mit der Superlizenz wird. Diese Dinge darf man nicht so leichtfertig angehen. Wenn wir es nicht für möglich erachtet hätten, dass er 2014 im Cockpit sitzen wird, dann hätten wir das auch nicht gesagt. Aber heute kann noch kein Mensch sagen, wie das werden wird.

Irgendwann muss diese Entscheidung gefällt werden, wie sieht denn der Zeitrahmen aus? Wann wird bestimmt, ob es mit dem Stammcockpit klappt?

Wir haben keinen bestimmten Tag dafür bestimmt, aber das sieht man ja, wenn man sich anschaut, wie sich das Ganze entwickelt mit den Tests und im Simulator. Es ist keine so grosse Sache, über die man dann tagelang nachdenken muss.

Kann man bis zum Jahresanfang damit warten?

Ja, sicherlich, wir sind da nicht unter Druck. Wir haben andere Prioritäten und da haben wir eine grosse Verantwortung.

Einige Fahrer im Feld haben Bedenken geäussert, dass die Beförderung von so jungen Piloten wie Sergey Sirotkin ein Risiko für alle Fahrer im Feld darstellen...

Ich glaube nicht, dass das derart vom Alter abhängt. Wir haben schon einige Fahrer gesehen, die schon länger in der Formel 1 sind und durchaus gefährliche Situationen verursacht haben. Ich glaube, das ist in erster Linie eine Frage der Erfahrung. Was unseren Neuzugang angeht: Er ist von den Voraussetzungen her sehr, sehr reif für sein Alter. Das haben alle gespürt, als er in Monza im Formel-1-Fahrerlager war. Er hat auch seine erste Saison in der Renault World Series ohne grosse Zwischenfälle oder schwierige Situationen hinter sich gebracht. Er ist da sicher überdurchschnittlich reif.

Aber reine Rennerfahrung hat er doch relaitv wenig...

Ich glaube, da muss man abwarten und sehen, wie es kommt. Was wir bisher gesehen haben, spricht sehr für Reife. Natürlich weiss man nicht, wie es am Ende sein wird, aber ich denke, die Kritiker sollten mal selbst zurückschauen und sich daran erinnern, wie es bei ihnen gewesen ist.

Sauber hat schon viele Talente in die Formel 1 befördert. Sehen Sie sich als Nachwuchsteam?

Nein, wir sind da ein ganz normales Team. Über die Geschichte gesehen, war es schon so, dass wir nun mal nicht ganz oben waren. Und die erfahrenen, guten Fahrer, gehen natürlich dahin, wo die konkurrenzfähigsten Autos sind. Da bestimmt das Auto die Besetzung. Wir haben auch nie junge Fahrer gesucht, wir haben auch keine Fahrerschule in dem Sinn aufgebaut. Die sind alle immer zu uns gekommen. Das können die Fahrer besser abschätzen, warum die sich uns aussuchen. Aber das ist von uns nicht strategisch festgelegt worden.

Mittlerweile stehen auch ein paar sehr erfahrene Piloten bei Sauber vor der Türe...

Die kommen, ich sage ja: Am Ende des Tages hängt es davon ab, wie man finanziell dasteht und vor allem, wie konkurrenzfähig das Auto ist.

Nun stehen im nächsten Jahr weitreichende Regeländerungen an, die auch den Einsatz neuer Antriebseinheiten vorsehen. Beeinflusst das den Zeitplan für Sergey Sirotkin? Es ist ja ohnehin nicht einfach, für einen jungen Piloten, sich auf die Formel 1 vorzubereiten, und in diesem Fall steht auch das Team vor Neuland...

Ich glaube, dass das grundsätzlich erschwerend ist, egal in welcher Situation man ist. Wir stehen vor einer grossen Änderung auf der technischen Seite. Natürlich wäre es in diesem Fall ideal, einen erfahrenen Fahrer zu haben oder einen, bei dem die Kontinuität gegeben ist. Aber wir hatten ja auch Jahre, in denen wir mit unerfahrenen Fahrern unterwegs waren. Natürlich kommt das jetzt erschwerend hinzu, aber man findet für alles eine Lösung. Es ist nicht ideal, aber wenn es so ist, dann werden wir uns auch jener Herausforderung stellen.

Sauber fährt ja seit Jahren mit Ferrari-Motoren. Nun haben die Italiener ja nicht so viel Erfahrung mit V6-Motoren wie etwa die Konkurrenz. Gab es deshalb die Überlegung, zu einem anderen Motorenlieferanten zu wechseln?

Nein, das war kein grosses Thema, denn wir haben mit Ferrari eine sehr gute und enge Partnerschaft. Ich glaube, über die Zuverlässigkeit der Motoren im Moment etwas zu sagen, ist Kaffeesatz-Lesen. Keiner weiss, wie das Kräfteverhältnis sein wird. Ich glaube auch, dass die Motorenhersteller selber noch einiges machen müssen. Und es wird dann sehr viel erzählt, und man weiss auch nie, woher das kommt. Ich glaube, da müssen wir einfach schauen, wie es kommt. Nachdem die Hersteller ja selbst auch mit diesem Produkt fahren werden, wird das sicherlich spannend werden.

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