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Jerez-Tag 3: Mercedes glänzt – ist Renault ratlos?

Von Mathias Brunner
Vier Mercedes-Renner beim Wintertest in Jerez auf den ersten vier Rängen, Red Bull Racing bis auf die Knochen blamiert, Debüt von Marussia, Nico Hülkenberg erstmals im Force India.

Die Twitter-Gemeinde ist gnadenlos: «Kaum Autos auf der Stasse, nichts scheint zu funktionieren, viele rote Flaggen – Jerez verwandelt sich langsam aber sicher in Nordkorea.» Ein anderer schlägt vor: «Wir brauchen keine doppelten Punkte beim WM-Finale, wir brauchen die halbe Renndistanz beim WM-Auftakt!»

Was als Witz gemeint ist, kristallisiert sich durchaus zu ersten Trends. Die da sind – die Mercedes-Renner sind am häufigsten auf der Bahn und fahren die besten Rundenzeiten; und die Renault-betriebenen Autos sind die Sorgenkinder, von Rundenzeiten müssen wir da gar nicht erst zu schreiben beginnen.

Unter den Augen von «Mr. Red Bull» Dietrich Mateschitz und Red-Bull-Chefberater Dr. Helmut Marko konnte Daniel Ricciardo nur drei Installationsrunden drehen, schon zwei Stunden vor Feierabend (in Jerez immer um 17.00 Uhr) musste sich der Australier umziehen. Ein Desaster!

Red Bull Racing spricht vom gleichen Problem wie gestern (dass Teamchef Christian Horner als Getriebeproblem bezeichnet hatte), dazu kommen noch die Schwierigkeiten von Renault, die Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost grosse Sorgen machen (mehr dazu lesen Sie  HIER). Alle Renault-betriebenen Renner stecken tief in der Bredoullie: Neben Ricciardo konnte auch Caterham-Fahrer Robin Frijns nur Installationsrunden drehen. Jean-Eric Vergne (Toro Rosso) kann immerhin 28 Runden vorweisen (doppelt so viele wie Ricciardo und Vettel an allen drei Tagen zusammen!).

Andy Damerum, Koordinator der Rennigenieure von Red Bull Racing: «Wir haben gestern hart gearbeitet und Änderungen vorgenommen, welche die Probleme beseitigen sollten. Leider stellte sich heraus, dass unsere Modifikationen das Problem dann nur teilweise gelöst hatten. Vor diesem Hintergrund haben wir uns dazu entschlossen, den Tag vorzeitig zu beenden, um dem Problem endlich komplett auf den Grund zu gehen. Natürlich sind wir hinten und vorne nicht, wo wir sein wollen, das ist frustrierend fürs ganze Team. Aber wir hangeln uns da wieder heraus.»

Die Führungsriege reiste ab: Mateschitz, Marko, aber auch Technikchef Adrian Newey und Teamchef Christian Horner. Die Bilanz ist wirklich zum Davonlaufen – vor einem Jahr hatte das neue Auto von Red Bull Racing in Jerez 276 Runden gedreht, jetzt sind es bislang 14 ...

Nachtschichten für die Mechaniker

Lewis Hamilton knackte im Silberpfeil mit den neuen Turbos als Erster die 1:24er Marke. Wie Jenson Button (der den McLaren zu Mittag an GP-Neuling Kevin Magnussen abtrat) hat der Brite viel Freude am neuen Wagen: der Silberpfeil und der Chrompfeil, sie fahren regelmässig, und flott unterwegs sind sie obendrein. Kevin Magnussen gönnte sich 30 Minuten vor dem Fallen der Zielflagge eine 1:23,276-min-Runde, dann zeigte Felipe Massa mit 1:23,700 min, dass sich Williams aus der 2013er Krise freifährt.

Die Sorgenliste der Konkurrenz ist lang: Adrian Sutil setzte seinen Sauber zwischen den Kurven 6 und 7 neben die Bahn – Nase ab, Feierabend. Nico Hülkenberg kam wegen Problemen mit der Benzinversorgung kaum zum Fahren. Auf den ersten Einstz musste er zuvor lange warten: in der Nacht war am Wagen von «Hülk» ein Getriebeproblem entdeckt worden.

Die Mechaniker von Force India und auch von Sauber sind im Fahrerlager mit grösseren Ringen unter den Augen anzutreffen als ein Autoreifen. Die letzten Sauber-Jungs verliessen jeweils zwischen fünf und sechs Uhr früh das Fahrerlager! Nicht nur die Schweizer hatten vorhergesehen, dass es in Jerez viel Arbeit geben würde: es gibt zwei Mechaniker-Truppen, die im Einsatz sind, die Tagestruppe schläft nachts, die Nachttruppe geht am frühen Morgen ins Bett. Formel 1 auf den Kopf gestellt, als wären wir beim Singapur-GP.

Marussia brachte seinen Wagen endlich auf die Bahn. Angesichts der späten Fertigstellung war es naheliegend, dass Max Chilton über Installationsrunden nicht hinauskommen würde. Ein Witzbold im Fahrerlager: «Immerhin hat Max an einem Tag fast so viele Runden gedreht wie Vettel und Ricciardo im Red Bull Racing an zweien.»

Jerez-Bestzeiten, Tag 3

1. Kevin Magnussen (DK), McLaren MP4/29-Mercedes, 1:23,276 (51)
2. Felipe Massa (BR), Williams FW36-Mercedes, 1:23,700 (47)
3. Lewis Hamilton (GB), Mercedes F1 W05, 1:23,952 (62 Runden)
4. Jenson Button (GB), McLaren MP4/29-Mercedes, 1:25,030 (40)
5. Fernando Alonso (E), Ferrari F14 T, 1:25,495 (57)
6. Nico Hülkenberg (D), Force India VJM07-Mercedes, 1:29,096 (17)
7. Jean-Eric Vergne (F), Toro Rosso STR9-Renault?, 1:29,915 (29)
8. Adrian Sutil (D), Sauber C33-Ferrari, 1:30,161 (34)
9. Robin Frijns (NL), Caterham CT05-Renault, ohne Zeit (10) *
10. Max Chilton (GB), Marussia MR03-Ferrari, ohne Zeit (5) *
11. Daniel Ricciardo (AUS), Red Bull Racing RB10-Renault, ohne Zeit (3) *
* nur Installationsrunden
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