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Rosberg, Mercedes: «Null Ahnung, ob wir schnell sind»

Von Mathias Brunner
Der Silberpfeil-Fahrer ist zufrieden: «Ich hätte nie damit gerechnet, dass ich hier am vierten Tag eine Renndistanz zurücklegen kann. Wir dürfen wirklich zufrieden sein.»

Die Sonne scheint an diesem Jerez-Testtag nicht vom Himmel herunter, sondern aus einem Gesicht bei Mercedes-Benz: der Silberpfeil hat sich als Mercedes-Glänz erwiesen – kein Auto hat eine solche Kombination aus Speed und Rundenzahlen hinlegen können. Kein Wunder, ist Nico Rosberg allerbester Laune.

Nico, welches Fazit ziehst du aus eurem Jerez-Test?

Unser Ziel war es, in Jerez möglichst viele Runden zu fahren. Und wird dürfen wohl behaupten, dass wir das geschafft haben. Ich habe allein heute 91 Runden fahren können, und selbst wenn du natürlich auf einen guten Test hoffst, so hat mich das doch etwas überrascht. Das ist vor dem Hintergrund der ganzen neuen Technik nicht selbstverständlich. Wir hatten uns auf einen schwierigen Test eingestellt, und tatsächlich begann es mit dem kaputten Frontflügel ja auch nicht so gut. Aber dann haben wir die Kurve gekriegt und sind sehr viel zum Fahren gekommen. Das war ganz wichtig. Nur beim Fahren findest du heraus, wo du nachbessern musst.

Abgesehen vom Frontflügel scheint ihr von Problemen verschont geblieben zu sein.

Der Eindruck täuscht. Wir hatten jede Menge kleiner Dinge. Und gestern gab es auch etwas Grösseres, wir mussten die Arbeit zwei Mal unterbrechen. Aber wie gesagt – dafür sind die Tests ja da.

Was bedeutet das in Sachen Leistungsfähigkeit?

Noch gar nichts. Ist mein Auto standfest? Ja. Ist mein Auto schnell? Null Ahnung. Wir stehen wirklich erst am Anfang. Aber keiner kann uns nehmen, was wir hier erreicht haben – die Basis stimmt. Ich hätte vor dem Test nie erwartet, dass ich am letzten Tag eine GP-Distanz fahren kann.

Hier ist so viel von Fahrzeugnasen und den neuen Antriebseinheiten geredet worden, da gingen die Reifen fast ein wenig unter. Was kannst du über die 2014er Pirelli sagen?

Ich war auf den Intermediate-Reifen unterwegs. Einen grossen Reifenabbau konnte ich mit ihnen nicht feststellen. Als ich am zweiten Testtag mit den Trockenreifen gefahren bin, war zu spüren, dass die Reifenmischung härter geworden ist. Aus heutiger Sicht würde das bedeuten, dass sie länger halten und wir vielleicht weniger Boxenstopps machen werden.

Hat es geschmerzt, jetzt für Lewis Platz zu machen?

Natürlich würde ich am liebsten jeden Tag im Auto sitzen. Aber wir versuchen auch, beiden Piloten die gleichen Möglichkeiten zu geben. Also habe ich kein Problem damit, wenn Hamilton am Nachmittag übernommen hat.

Red Bull Racing hat heute wieder nur sieben Runden geschafft. Wie stark ist der Weltmeister unter Druck?

Ich denke nicht an die Konkurrenz. Vielleicht gehe ich später ein wenig ins Internet und les mir mal durch, was die anderen so machen. Aber bislang war ich ganz mit der Arbeit für Mercedes beschäftigt.

Wie lautet das Urteil in Sachen Fahrspass?

Natürlich sind die Wagen langsamer, und als Rennfahrer willst du prinzipiell lieber schneller fahren als langsamer. Der Motor klingt ganz anders, du brauchst mit dem Achtganggetriebe die Gänge auch ganz anders, das Triebwerk erzeugt eine völlig andere Drehmomentkurve. An all das musst du dich erst gewöhnen. Und du musst eine schöne Portion Gehirnschmalz dafür einsetzen, wie du mit dem Spritverbrauch und der Energierückgewinnung umgehst.

Wie muss man sich das beim Fahren vorstellen?

Das ist gar nicht mal so anders als im Strassenauto. Du kannst ja auch entscheiden, ob du im ersten oder im zweiten Gang in einen Kreisverkehr fährst. Im ersten Gang jedoch dreht der Motor höher, und mehr Drehzahl bedeutet mehr Zündungen im Zylinder, ergo mehr Spritverbrauch. Wir werden also teilweise mit höheren Gängen fahren, um Kraftstoff zu sparen.

Sind die Autos im Nassen schwieriger zu fahren als früher?

Ja, Fahrbarkeit ist derzeit gewiss ein Thema, aber das ist ein Problem von allen.

Wie geht es nun weiter?

Die Basis ist gelegt, nun werden wir Schritt um Schritt die Betonung von der Funktionalität und vom Sicherstellen der Standfestigkeit zu mehr Leistung verschieben. Das bedeutet für Bahrain: mehr Abstimmungsarbeit, mehr Arbeit mit neuen Teilen.

Was steht ganz oben auf der Aufgabenliste vor dem Bahrain-Test?

Wir haben im Heck eine Vibration, ich möchte jetzt nicht ins Detail darüber gehen, um was des sich genau handelt. Das müssen wir beheben.

Zudem ist es brillant, dass wir in Bahrain testen. Denn diese Strecke ist eine der anspruchsvollsten in Sachen Spritverbrauch. Wir wissen, es wird für alle schwierig sein, überhaupt die Rennen zu beenden. Von daher wird Bahrain ein guter Gradmesser sein um herauszufinden, wo wir da stehen.

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