Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Technik spielt verrückt: Bald noch mehr Strafen

Von Mathias Brunner
Lotus und Caterham sind nicht die einzigen Sorgenkinder im Fahrerlager. Erste Leidtragende der fragilen Taktik sind Valtteri Bottas (Williams) und Esteban Gutiérrez (Sauber).

Kommt der Venezolaner Pastor Maldonado vom Regen in die Traufe? 2013 ärgerte er sich mit einer jämmerlichen Williams-Mühle herum – Rang 10 in Ungarn war er einzige Saisonpunkt für den Barcelona-GP-Sieger von 2012. Nun verbringt Maldonado mehr Zeit in der Lotus-Box als auf der Rennstrecke, und bereits werden erste Fotomontagen getwittert. Zu sehen ist Maldonado mit griesgrämiger Miene und einer Sprechblase: «Ich will mein Geld zurück!» Was hier verspottet wird, hat einen ernsthaften Hintergrund. Maldonado könnte der erste Fahrer sein, der über das neue Reglement stolpert.

SPEEDWEEK.com-Leser haben in unserer Story HIER gelernt: Wer mit den neuen Antriebseinheiten anhaltend Ärger hat, der muss früher oder später mit Strafen rechnen.

Zur Erinnerung: Generell darf ein Fahrer im Verlauf der ganzen Saison nur fünf Antriebseinheiten verwenden (bis Ende 2013 waren es acht Saugmotoren pro Saison). Die Antriebs-Einheit wird in Sachen Reglement in sechs Elemente aufgeteilt:
– V6-Verbrennungsmotor???
– Turbolader
– MGU-K (steht für «motor generator unit – kinetic»; also der Generator für die kinetische Energie, die beim Bremsen gesammelt wird)
– MGU-H (steht für «motor generator unit – heat»; also der Generator für jene Energie, die beim Turbolader gesammelt wird)
– Batterie-Paket?
– Kontroll-Elektronik (insgesamt acht Stück)

Sollte ein sechstes Element gebraucht werden (sagen wir: eine Batterie wird ersetzt), so muss der betroffene Fahrer in der Startaufstellung um zehn Ränge zurück. Für jedes weitere sechste Element der verschiedenen Motorteile gibt es eine Fünf-Ränge-zurück-Strafe. Braucht ein Fahrer beispielsweise einen siebten Lader, dann gibt es erneut eine Zehn-Ränge-zurück-Strafe. Für jedes weitere siebte Element wieder die fünf Ränge.? Wichtig dabei: Erhält beispielsweise Toro-Rosso-Fahrer Vergne die Strafe «zehn Ränge zurück», er steht jedoch auf Startplatz 17 (von 22), dann muss er den Rest der Strafe beim folgenden GP absitzen (also dort um die restlichen fünf Ränge zurück). Das gilt insgesamt aber nur für maximal zwei GP-Wochenenden.

Muss eine komplette Antriebs-Einheit getauscht werden, dann startet der betroffene Fahrer aus der Boxengasse.

Lotus-Fahrer Maldonado und Caterham-Pilot Marcus Ericsson haben nach nur einem Trainingstag in Melbourne bereits einiges von ihrem Kontingent verbraucht.

Bei Maldonado mussten die Batterie sowie die Steuereinheit von beiden Energie-Generatoren ersetzt werden, am Wagen von Ericsson ebenfalls eine Batterie sowie das Elektronengehirn des kinetischen Generators. Ein Teil der Mechaniker von Lotus und Caterham verliess das Fahrerlager erst, als es in Melbourne Samstagmorgen wurde.

Am Samstag gingen die Technik-Mucken hüben wie drüben munter weiter: Getriebewechsel am Sauber von Esteban Gutiérrez sowie am Williams von Valtteri Bottas (beide müssen in der Startaufstellung um je fünf Ränge zurück), Wechsel einer Steuereinheit im Sauber des Mexikaners, Maldonado wieder stehengeblieben. Nach dem dritten freien Training musste die nächste Steuereinheit am Wagen von Maldonado gewechselt werden!

Wenn Sie das alles nun etwas verwirrend finden, geschätzter Leser, dann warten Sie mal ab, welche Buchführung fällig wird, wenn nicht nur drei Fahrer von Elektronik-Ärger heimgesucht werden, sondern sieben Mal so viele!

Wenn es in diesem Tempo weitergeht, könnte es erste Strafen punkto Antriebseinheiten geben, noch bevor die Rennfahrer die Europa-GP in Angriff nehmen.

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