Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Ricciardo (2.) warnt: «Wir sind ohne GP-Simulation»

Von Mathias Brunner
Red Bull Racing-Neuling Daniel Ricciardo ist natürlich vom tollen Beginn begeistert – Startplatz 2. Aber der 24-Jährige sagt: «Wir haben noch keinen Grund zum Party machen.»

Dieses Lächeln! Wenn wir bislang gedacht hätten, dass man nicht breiter lächeln kann als dieser Daniel Ricciardo, dann hat uns der neue Stallgefährte heute eines Besseren belehrt: er grinst ungefähr von hier bis Sydney. Dazu hat der 24-Jährige auch allen Grund: Startplatz 2, das ist ein fabelhafter Einstand für Red Bull Racing.

Wer hätte das vor dem Melbourne-Wochenende gedacht: Ricciardo in jedem Quali-Segment locker vor dem vierfachen Formel-1-Champion Vettel. Doch Daniel sagt bescheiden: «Da muss bei Seb irgend etwas gewesen sein, sein Rückstand von zwei Sekunden auf mich ist gewiss nicht normal.»

Für ein paar Sekunden flackerte Ricciardos Name sogar ganz oben auf der Zeitenliste auf, die Fans auf den Tribünen brüllten so innig ihre Freude heraus, «dass ich das an Bord ziemlich gut hören konnte», wie Daniel berichtet. «Die Auslaufrunde war wirklich etwas Besonderes. Das würde ich nach dem Rennen gerne nochmals erleben!»

Was Ricciardo besonders Freude macht: «Es ist nicht mal so sehr, dass ich erstmals in meiner Formel-1-Karriere in Reihe 1 stehe. Klar ist das ausgerechnet hier in Australien natürlich der Hammer. Aber ich freue mich vor allem, weil ich immer unter den Schnellsten war, mir ist diese Platzierung nicht in den Schoss gefallen.»

Tatsächlich: Schnellster in Quali-Segment 1, Zweitbester in Quali 2, Zweiter in Quali 3. Selbst wenn Daniel mittendrin war, muss er selber auch ein wenig staunen. «Ich meine, seid mal ehrlich – wer von euch hätte vor wenigen Wochen bei den Wintertests damit gerechnet, dass wir in Australien ein Auto in Reihe 1 haben würden?»

Wir geben es gerne zu: so gut wie keiner.

Woher kommt der schöne Aufschwung bei Red Bull Racing?

Daniel meint: «Es liegt vor allem daran, dass wir endlich zum Fahren kommen. Bei den Tests überhitzten ständig irgendwelche Teile, und die alte Regel hat eben schon Bestand – wenn du in der Box stehst, lernst du übers Auto nicht übertrieben viel. Das hat sich geändert. Wir ahnten immer, dass wir ein gutes Auto haben, wir konnten es nur nicht zeigen.»

Wie geht es nun weiter?

Daniel lacht: «Da wir verhältnismässig spät ins Rennen gehen, kann ich erstmal tüchtig ausschlafen. Und wenn ich den ganzen Interview-Marathon und die Nachbesprechung bei uns durch habe, werde ich auch todmüde sein.»

Ricciardo weiter: «Wenn du es dir mal da vorne gemütlich gemacht hast, dann willst du natürlich das Rennen auch nicht weiter hinten beenden. Aber ich sehe keinen Grund, heute Party zu machen. WM-Punkte gibt es erst morgen. Und keiner sollte vergessen, dass wir im Winter keine Renndistanz simuliert haben! Ich bleibe positiv, aber ich müsste lügen, würde ich behaupten, dass ich nicht daran denke.»

«Ich fühle mich sehr seltsam an diesem Wochenende – aufgeregt und angestachelt auf der einen Seite, mein erster Grand Prix ausgerechnet vor den eigenen Fans, das ist schon eine irre Kiste. Gleichzeitig fühle ich mich aber auch ruhig und gefasst. Ich erkenne in mir keine übermässige Nervosität, ich schlafe auch ausgezeichnet.»

Wie sind eigentlich die Starts des Daniel Ricciardo?

Der Australier verzieht das Gesicht: «Ein bisschen auf und ab. Doch morgen wird der Start für alle etwas Neues sein, die Turbo-Autos sind einfach von einem ganz anderen Holz, das gilt auch fürs Losfahren. Es wird spannend, da bin ich mir ganz sicher.»

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