Formel 1: So geht es mit Sergio Perez weiter

Mercedes: Racer Hamilton, Denker Rosberg – Irrglaube?

Von Mathias Brunner
Mercedes: Doppelsieg in Malaysia, besser geht es nicht

Mercedes: Doppelsieg in Malaysia, besser geht es nicht

Im Fahrerlager glauben viele: Nico Rosberg ist der Autoflüsterer, Lewis Hamilton das Instinkt-getriebene Vollgastier. Hat der Mercedes-Doppelsieg von Malaysia das widerlegt?

Die meisten Experten im Fahrerlager würden es unterschreiben: Lewis Hamilton ist an reinem Speed Nico Rosberg überlegen, nicht um viel, aber dennoch. Rosberg hingegen gehe feinfühliger mit seinem Auto um, höre aufmerksamer ins Fahrzeug hinein, hole darum oft mehr aus dem Silberpfeile heraus als sein englischer Jugendkumpel und heutiger Mercedes-Stallgefährte. Aber stimmt das wirklich so?

Was Lewis Hamilton gestern Sonntag in Malaysia gezeigt hat, das war keine Siegesfahrt, das war eine Machtdemonstration. Er war auf nasser Bahn im Qualifying und auf trockener im Rennen der schärfere der beiden Silberpfeile. Und selbst als Lewis längst auf Geheiss seines Kommandostands auf Schongang geschaltet hatte, vergrösserte sich sein Abstand zu Nico Rosberg sowie dem Rest der Welt laufend.

«Was kann ich noch tun, um den Wagen zu schonen?» funkte der Weltmeister von 2008 zur Mercedes-Box. «Nichts, mach einfach so weiter wie jetzt», kam es zurück.

Tatsächlich wüssten auch wir nicht, was Lewis Hamilton an diesem Tag hätte besser machen können. Pole-Position, bis auf eine Runde immer in Führung, beste Rennrunde (0,894 sec vor Rosberg), Sieg – arg viel besser geht es nun wirklich nicht.

Aber Nico Rosberg wird nicht in jedem Rennen Probleme mit den Hinterreifen haben. Und dann kommen wir flugs in eine Situation wir vor einem Jahr in Sepang, als Rosberg auf Hamilton aufrückte und deutlich der schnellere Mann war, aber nicht überholen durfte.
Gestern erlebten wir tüchtig Stunk bei Williams (mehr dazu siehe HIER), weil Felipe Massa keine übermässige Lust hatte, den hinter ihm drängelnden Valtteri Bottas vorbeizulassen. Mercedes-Aufsichtsrat Niki Lauda weiss: «Ich fürchte, früher oder später werden auch wir in eine solchen Situation geraten.»

An Lewis Hamilton nagt: «Ich hatte oft gute Autos und konnte viele Rennen gewinnen. Aber ich habe mit nur einem WM-Titel zu wenig aus meinen Möglichkeiten gemacht.»

2014 ist das Jahr, in welchem der Engländer das korrigieren will. Kurzfristig steht ihm dabei Nico Rosberg vor der Sonne, der in der WM derzeit mit 43:25 führt. Malaysia war dabei ganz wichtig: Lewis konnte sich eine zweite Niederlage gegen Rosberg nicht erlauben, mathematisch und psychologisch nicht.

Vor allem jedoch hat Hamilton widerlegt, dass er als Instinkt-Fahrer nicht mit der ganzen Komplexität der heutigen Anforderungen an einen Piloten umgehen könne. Unter vorgehaltener Hand spricht Hamilton davon, dass ihn das Image des reinen Vollgastiers stört. Denn es unterstellt, dass er seine Ergebnisse mit Bleifuss statt mit Hirn erobert. Der Sieg von Malaysia hat das widerlegt: Hamilton konnte nicht nur besser mit den Reifen umgehen als Rosberg, er verbrauchte auch weniger Sprit als der Deutsche, obschon er schneller fuhr. Und das alles auf einer Bahn, deren flüssiger Charakter dem feinen Strich von Rosberg entgegenkommen müsste.

Ex-GP-Star David Coulthard vermutet: «Vielleicht hat sich Nico wegen einer Anomalie bei der Abstimmung nicht ganz wohl gefühlt im Auto. Vielleicht gab es auch ein Problem, das Mercedes geheim halten will. Wenn es nur um die reine Fahrerleistung gegangen ist, dann müsste die Hamilton-Überlegenheit Rosberg einiges zu denken geben.»

Lewis Hamilton schwärmt: «Das ist das beste Formel-1-Auto, das ich je gefahren habe», vom Siegergefühl ein wenig auf Wolken schwebend. Vielleicht hätte er korrekt formulieren müssen: das ist das überlegenste Auto, das ich je gefahren habe.

Aber eines ist für mich unumstritten: Das ist der beste Lewis Hamilton, den wir je gesehen haben.

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