Formel 1: So geht es mit Sergio Perez weiter

Christian Danner: «Ferrari hat schlecht gearbeitet»

Von Rob La Salle
RTL-Experte Christian Danner im zweiten Teil des n-tv-Interviews über Weltmeister Sebastian Vettel, Ferrari, angeblich dürftigen Sound, das Thema Spritsparen und die Krise bei Ferrari.
Es geht noch immer das Gerücht um, dass das neue Reglement im Grunde nur deshalb eingeführt wurde, um ihre Vorherrschaft zu brechen?

Da muss ich widersprechen. Der Grund dieser Regeländerung war nicht, die Vorherrschaft von Red Bull Racing zu brechen, auf gar keinen Fall. Das hatte andere Gründe, aber als Folge ist an der Spitze neu gemischt worden. Und das hat der Formel 1 noch immer gut getan. Die Besten sind am Schluss sowieso vorne, und da wird auch Red Bull Racing wieder dazugehören, gar keine Frage. Nur dauert es ein bisschen, weil die neuen Motorenregularien eingeführt wurden – die wurden gemeinsam erarbeitet von den Herstellern der Motoren, vom Automobil-Weltverband FIA und den Teams, und im Jahr 2011 wurde er verabschiedet. Alle, die jetzt den Mund aufmachen, haben das so gewollt. Es war gewollt, ein modernes Motorenkonzept zu haben, wo Energierückgewinnung auf modernster technischer Ebene stattfindet. Ein Hybrid, der auch im Serienbau verwendet wird, das war die Zielsetzung, das haben alle einstimmig abgesegnet. Das war der Grund, nicht die Vorherrschaft von Red Bull Racing.

Alle haben zugestimmt, aber wie erklären Sie sich denn nun die Kritik von zum Beispiel Ferrari?

Luca Montezemolo, der Chef von Ferrari, tendiert dazu, zu sagen, alles sei schlecht – wenn er nicht gewinnt. Als er gewonnen hat und Michael Schumacher in einer erdrückenden Dominanz alles in Grund und Boden gefahren hat, als keine Rennen mehr stattfanden, weil Schumacher innerhalb des Teams mit Rubens Barrichello und Eddie Irvine Kollegen hatte, die vom Gas gehen mussten, wenn der Chef nur in die Nähe kam, da hat kein Mensch bei Ferrari etwas auszusetzen gehabt. Als Red Bull Racing dominiert hat, hat Montezemolo gesagt, es sei alles ganz furchtbar, weil die Aerodynamik so wichtig sei. Er hätte gern mehr Motoreneinfluss. Das hat er jetzt bekommen, und was ist? Jetzt gefällt's ihm wieder nicht, weil sein Team schlecht gearbeitet hat. So muss man das sehen.

Lassen Sie uns über zwei Veränderungen reden, die für Irritationen gesorgt haben. Zunächst der Sound – wie klingt der eigentlich an der Strecke?

Er klingt natürlich anders, aber gar nicht schlecht. Dass man aufpassen muss, dass die Fans auch bekommen, was sie wollen, das ist akzeptiert. Wenn man es gerne etwas lauter hätte, wird man da schon Mittel und Wege finden. Aber dass es anders klingt, liegt einfach daran, dass es andere Motoren sind, das ist ganz normal. Es gibt übrigens auch schon Bestrebungen, das Soundthema zu verbessern.

Ist das Ihrer Ansicht nach notwendig?

Nein. Aber ich bin jemand, der Volkes Stimme und die Meinung der Fans akzeptiert. Wenn die das ein bisschen lauter haben wollen, ja in Gottes Namen, dann machen wir es halt ein bisschen lauter. Ich persönlich komme prima damit klar, ich habe nichts daran auszusetzen, dass mir nicht die Blutstropfen aus den Ohren laufen, wenn ein Rennauto an mir vorbeifährt.

Das andere Reizthema ist das Spritsparen. Muss die Formel 1 da eine Vorreiterrolle übernehmen oder muss man eher sagen: Meine Güte, es ist Sport, lasst die doch das Benzin da durchblasen.

Wie immer im Leben muss man einen richtigen Kompromiss finden. Das Spritspar-Thema ist eine Angelegenheit, die es in der Formel 1 seit ihrer Existenz gibt. Mit den Achtzylinder-Motoren der letzten Saison war Spritsparen genauso wichtig. Mit je weniger Sprit ich losfahren konnte, umso leichter war ich, das war ein klarer Performance-Vorteil. Dass es jetzt so restriktiv gehandhabt wird, halte ich für richtig, für gut und zukunftsweisend. Lassen Sie es uns auf den Punkt bringen: Die, die ihre Hausaufgaben gemacht haben, kommen problemlos über die Distanz.

Gucken Sie auf Mercedes: Nicht nur, dass sie zwei Piloten haben, die sowieso alles in Grund und Boden fahren – die lassen die volles Kanonenrohr weiterfahren bis zur schwarz-weiß-karierten Flagge. Da wird überhaupt kein Sprit gespart. Das ist so, wie es sich gehört. Wenn Ferrari so einen schlechten Motor baut, dass denen der Sprit ausgeht, wenn die Fahrer nicht fahren wie eine Oma, dann ist das ein Ferrari-Problem, aber kein Formel-1-Problem.

Wir haben über Mercedes gesprochen, auch über Ferrari – aber was ist mit Red Bull Racing und Sebastian Vettel? Der Titelverteidiger kommt momentan schlechter in Gang als sein Teamkollege. Warum fährt dieser Jungspund Daniel Ricciardo einem vierfachen Weltmeister weg?

Sebastian Vettel hatte vorher ein relativ angenehmes Leben mit seinem Teamkollegen. Den Mark Webber hat man psychisch von Haus aus nicht nur unter Druck gesetzt, sondern klar in die Schranken gewiesen. Was wir bei Mercedes sehen, dass das Team-Management zwei Fahrer, die in einem überlegenen Auto sitzen, frei fahren lässt, das gab es bei Red Bull Racing nie. Erinnern wir uns, wie Webber immer zurückgepiffen wurde. Das ist jetzt anders, da fährt ein junger Mann, der erstens richtig Gas gibt, und zweitens ist die Grosswetterlage eine andere. Red Bull Racing ist nicht überlegen und fährt vorneweg und Vettel gewinnt immer, sondern die sind froh über jeden Punkt, den sie kriegen können. Dieser Ricciardo fährt nicht mit einem Hindernis, er kann losfahren wie er will. Das ist einer der Gründe, warum er so frei, frisch und frech auftrumpfen kann. Das finde ich sehr gut, auch für Vettel sehr gut, der ist für mich eh der Bessere der beiden. Aber es ist ganz gut, wenn man mal zurück in die wahre Welt kommt.

Was verwundert, sind die Probleme an Vettels Wagen, gerade im Gegensatz zu Ricciardos. Eigentlich müsste doch der Weltmeister das bessere Auto bekommen.

So einfach ist das nicht, die Zusammenhänge sind hochkomplex. Wenn was schiefgeht, geht's schief. Die Autos sind gleich gut, gleich gut vorbereitet, der eine hat bis jetzt ein bisschen mehr Pech gehabt. Das nivelliert sich im Laufe der Saison.

Es wird weitere Treffen geben zwischen Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone und dem FIA-Präsidenten Jean Todt. Welche Verbesserung braucht es noch?

Die Formel 1 braucht eine Kostenbremse und sonst nix. Den Rest kann man lassen, wie es ist.

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