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Lautere Motoren: Werden die Fans verschaukelt?

Von Mathias Brunner
Die Forderung vieler Fans ist klar: Macht sie lauter!

Die Forderung vieler Fans ist klar: Macht sie lauter!

Ab Dienstag testet Mercedes auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya ein modifiziertes Endrohr für einen satteren Motoren-Sound. Aber wird diese Änderung je eingeführt?

Die Forderung vieler Fans ist seit dem Beginn des Jahres klar: bitte macht diese neuen Formel-1-Antriebseinheiten lauter! Formel-1-Champion Damon Hill weiss: «Der Sound an sich gefällt den meisten Fans. Ganz einfach deshalb, weil er sehr viele Zwischentöne aufweist, die es vorher nicht gab, wie etwa das Pfeifen des Laders oder Veränderungen am Geräusch, wenn Energie gespeichert wird.»

Das Problem der Fans ist auch das Problem von Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone: Im Fernsehen klingen bei den meisten TV-Sendern die Hybrid-Motoren so aufregend wie Haushaltgeräte.

Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost: «Der Sound ist ein elementarer Teil der Faszination Motorsport. Und wenn die Fans lautstark eine Änderung fordern, dann sollten wir dem Rechnung tragen.»

Gemäss einem Vertreter der FIA wirkt die ab Morgen Dienstag auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya getestete Lösung «ungefähr in der Art und Weise, wie wenn Sie Ihre beiden Hände zu einem Trichter formen und um den Mund herum halten».

Nicht alle sind von der Modifikation begeistert. Ein hochrangiges Mitglied eines Traditionsrennstalls gibt zu bedenken: «Mir wäre es auch lieber, man würde viel mehr auf die Fans hören. Das gilt im übrigen nicht nur für den Motoren-Sound, das gilt auch für die jämmerliche Lösung von doppelten Punkten beim WM-Finale von Abu Dhabi. Doch in Sachen Sound befürchte ich, dass die Fans verschaukelt werden. Hier in Barcelona ging das Gerücht um, dass Mercedes den Endrohrtrichter schon im freien Training probieren würde. Natürlich war das falsch, aber dann stellten wir in den sozialen Netzwerken wie Facebook und Twitter einen interessanten Effekt fest: zahlreiche Fans meldeten sich dort zu Wort und fanden – also, geht doch, die Motoren klingen jetzt besser. Dabei war gar nichts getan worden! Das weckt in mir den Gedanken, wie manipulierbar die Fans sind.»

«Wir dürfen auch nicht vergessen, dass wir hier von Formel 1 sprechen. Da guckt jeder zunächst einmal auf seinen eigenen Vorteil. Wenn Mercedes eine andere Lösung ausprobiert, dann ist doch der erste Gedanke bei Renault und Ferrari – wird das zu unserem Nachteil sein? Wo sie doch sowieso schon im Hintertreffen sind. Ich bin zu lange im Grand-Prix-Sport, um daran zu glauben, dass etwas so Vernünftiges schnell umgesetzt wird. Ich könnte mir vielmehr vorstellen, dass das so ablaufen wird: Mercedes testet hier also die erste Lösung. Der Test verläuft uneindeutig. Die anderen Rennställe verlangen einen eigenen Versuch, der kann natürlich nicht vor dem nächsten offiziellen Formel-1-Test stattfinden, und damit sind wir schon im Juli, im Anschluss an den britischen Grand Prix in Silverstone. Dann wird festgehalten, dass diese Änderung nicht bis Ende Juli zu machen ist, also nicht für die Rennen in Deutschland und Ungarn, damit wären die lauteren Motoren schon bis nach der Sommerpause bis zum Ende August und nach Belgien verschoben. Und bis dann redet möglicherweise keiner mehr vom Sound, das ganze Thema wird so einschlafen wie der Winter-Aufreger um die hässlichen Fahrzeugnasen. Denn wer redet heute noch davon?»

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