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Martin Brundle, Nico Rosberg: Ein Moment jähen Zorns

Von Mathias Brunner
Nico Rosberg mit Martin Brundle

Nico Rosberg mit Martin Brundle

Der frühere Formel-1-Pilot Martin Brundle zum Kampf der beiden Silberpfeil-Fahrer Nico Rosberg und Lewis Hamilton: «Vergessen Sie blumige Mitteilungen, die zweifellos auf uns zukommen.»

Für den früheren GP-Piloten und heutigen Sky-TV-Experten Martin Brundle steht fest: «Nico Rosberg spricht mehrere Sprachen fliessend und in keiner davon äussert er sich üblicherweise unintelligent. Von daher kann ich es mir kaum vorstellen, dass er in einer Teamsitzung wirklich gesagt hat, er sei absichtlich ins Auto von Hamilton gefahren. Denn er ist viel zu klug zu wissen, welche Konsequenzen solche Worte haben könnten.»

Brundle in seiner Kolumne bei den britischen Kollegen von Sky: «Für mich ist aber auf der Rennstrecke oft kein Unterschied zwischen einer absichtlichen Kollision und darauf zu verzichten, eine Kollision zu vermeiden. In der Formel 3 war Ayrton Senna mein Gradmesser, und er hat mich ein ums andere Mal in Situationen manövriert, wo du dann die Wahl hattest – du weichst aus und gestehst ihm psychische Dominanz zu, oder du gibst eben nicht nach. Nach einer Weile hatte ich von Ausweichen die Nase voll und hielt dagegen. Also hat es gekracht. Aber wir waren damals keine Stallgefährten ...»

«Man muss schon wissen: Du musst Rückgrat zeigen auf der Bahn, sonst wirst du von den Gegnern als Weichei eingestuft und hast auf ewig dieses Etikett anhaften.»

«Für mich deuten Bildanalysen und der Mangel an Erklärung von Nico Rosberg nach dem Rennen darauf hin: Die Kollision war das Ergebnis eines jähen Moment des Zorns, wobei sich Rosbergs Gereiztheit Hamilton gegenüber seit längerem aufgestaut hatte.»

«Da kam böses Blut aus verschiedenen Situationen zusammen, vielleicht sogar aus Karting-Zeiten und Nachwuchsklassen, spätestens aber seit Malaysia 2013, als der damalige Teamchef Ross Brawn Nico zwang, hinten zu bleiben. Dann kamen Bahrain 2014, Spanien, Monaco, Österreich, Ungarn. Das war alles Sprit ins Feuer.»

«Hätte Ross Brawn die heutige Situation anders gehandhabt? Natürlich. Er hätte gewiss nicht öffentlich Rosberg angeprangert, wie das Niki Lauda getan hat. Ross hätte sich zunächst in aller Ruhe sämtliche Fakten angeschaut. Er wäre gewiss auch nicht so weissglühend gewesen wie Toto Wolff. Ross hätte mehr zu denken gegeben, dass Daniel Ricciardo in der WM näher rückt.»

«Gleichzeitig mache ich Mercedes keinen Vorwurf. Denn die Formel-1-Fans verdienen diesen tollen Zweikampf. Stallorder haben wir bei McLaren, Ferrari und Red Bull Racing zur Genüge erlebt. Wir brauchen auch keine “Wer immer in der ersten Kurve vorne liegt, dem gehört das Rennen“ oder „Der Stand nach dem letzten Boxenhalt zählt“, vielen Dank. Aber ich bin nicht sicher, ob ich da nicht noch enttäuscht werde.»

«Was muss Mercedes nun tun, um Rosberg zu strafen? Ihm eine Zündkerze lockern? Oder eine Radmutter? Ihn aus Monza ausladen? Aber ja doch ...»

«Nein, was sie wirklich tun werden: auf das strikte Einhalten eines gewissen Verhaltens-Protokolls pochen. Aber die Spannung im WM-Duell steigt, das Vertrauen zwischen den beiden Piloten ist längst dahin, daran werden auch blumige Pressemitteilungen und offizielle Kommentare nichts ändern, die zweifellos auf uns zukommen.»

«Nico Rosberg hat die Gelegenheit verpasst, sich zu entschuldigen, beim Team und bei den Fans, aber das hätte auch als Zeichen der Schwäche eingestuft werden können. Wir sind hier nicht mehr in unbeschwerten Karting-Tagen, wir sind hier in der Formel 1 und es geht um den grössten aller Pokale.»

«Ach ja, und bevor ich es vergessen: Wir haben am vergangenen Wochenende von keinem Schwergewichtler der Branche gehört, wie schlecht diese Formel 1 doch sei. Nur falls Sie das vergessen hatten ...»

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