Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Toto Wolff, Mercedes: Jetzt keine Kurzschlusshandlung

Von Mathias Brunner
Mercedes-Renndirektor Toto Wolff

Mercedes-Renndirektor Toto Wolff

Mercedes-Rennsportchef Toto Wolff spricht über den Stand der Dinge in der Formel 1 und sagt, wo man im Grand-Prix-Sport am Dringlichsten den Hebel ansetzen sollte.

Die Fans haben gesprochen: In einer Umfrage von «Mercedes AMG F1» haben sich 92% der GP-Anhänger dafür stark gemacht, den beiden Silberpfeil-Fahrern Nico Rosberg und Lewis Hamilton freie Fahrt zu geben, nur 8% halten eine Stallorder für angemessen.

Mercedes hat bereits die nächste Frage gestellt: Welche Sanktionen sollten ergriffen werden, wenn ein Pilot die Nullkontakt-Vorgabe bricht? Worauf ein Witzbold geantwortet hat «Ballast für den Schuldigen», samt Bild eines Silberpfeils – mit einem angehängten Wohnwagen ...

Heute findet im Sitz des Formel-1-Rennstalls in Brackley der grosse Krisengipfel statt: Dann wird Hamilton und Rosbger der Verhaltenskodex auf der Rennstrecke nochmals verdeutlicht.
Wenig später soll eine andere wegweisende Sitzung stattfinden – jene der so genannten Arbeitsgruppe Popularität, bei welcher es darum geht, wie unser Lieblingssport attraktiver gestaltet werden kann.

Das führt zur grundlegenden Frage: Wie gesund ist die moderne Formel 1?

Toto Wolff meint: «Der Sport ist so gesund wie noch nie, die Rennen sind unglaublich spannend. Und das, obschon ein Team ein wenig vor den anderen liegt. Wir neigen ja dazu, die Vergangenheit zu verklären. Aber wenn wir den Sport vor drei, fünf oder zehn Jahren analysieren, dann waren die Grands Prix nie so packend wie gerade eben. Das ist gut.»

«Hören sich die Autos an, wie sie sich anhören sollten? Darüber kann man diskutieren. Ich bin der Meinung, der Sound ist ein Detail, und man gewöhnt sich an alles. Wir haben Antriebseinheiten, die sehr effizient arbeiten, wir haben zweierlei Energierückgewinnung, das ist die Zukunft, nicht nur in der Formel 1. Wir haben viele Rennen, wo die Hütte voll ist – Montreal, Silverstone, Österreich. Zugegeben, es gibt auch Rennen, wo der Zuschaueraufmarsch enttäuschend ist, so wie in Hockenheim. Aber man muss da aufpassen, dass man nicht zu sehr pendelt zwischen Himmel hoch jauchzend und zu Tode betrübt. Man muss das vielmehr intelligent und wissenschaftlich unter die Lupe nehmen, woran das liegt.»

«Es gibt auch in den Medien einen Wechsel von den klassischen Printformaten mehr zu elektronischen Medien, beim Zuschauer geht es auch vom klassischen Fernsehen zu digitalen Formaten, wie Live-Streaming. Da sieht man querbeet durch alle Sportarten, nicht nur in der Formel 1, und dieser Herausforderung müssen wir uns stellen.»

Und wo besteht dringend Handlungsbedarf?

Toto Wolff weiter: «Stabilität muss ein ganz wichtiges Element des Sports sein. Wir dürfen in der Formel nicht alles in Frage und auf den Kopf stellen, um vermeintlich eine bessere Show zu machen.»

«Wir müssen vielmehr im Wissen, dass die Formel 1 an sich gesund ist und die Rennen interessant sind, uns frischen Anforderungen und Gegebenheiten anpassen. Eine dieser Herausforderungen: Wie können wir das Thema digitale Medien besser anpacken? Aber wir müssen dabei wirklich behutsam vorgehen, denn nicht wir sollten vorgeben, wie das gehen soll, sondern der Markt gibt das vor. Also müssen wir den Markt sehr genau beobachten und daraus die richtigen Schlüsse ziehen. Kurzschlusshandlungen sind dabei sicher der falsche Weg.»

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