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Toto Wolff, Mercedes: Stallorder als Fehler getarnt?

Von Mathias Brunner
Mercedes feiert in Monza den Doppelsieg, links unten mit Pokal Renndirektor Toto Wolff

Mercedes feiert in Monza den Doppelsieg, links unten mit Pokal Renndirektor Toto Wolff

Toto Wolff, der Wiener Renndirektor von Mercedes, in einer Medienrunde über den Doppelsieg der Silberpfeile: «Ein Verbremser als versteckte Stallorder einzustufen, das ist Paranoia.»
Toto, was genau ist Lewis Hamilton beim Start passiert?

Wir hatten ein Problem mit der Elektronik. Bei der Feinabstimmung für einen perfekten Start gibt es viel Kalibrierungsarbeit, dabei ist etwas schief gelaufen. Wir müssen uns das genau anschauen, um dem Problem auf den Grund zu kommen.

Gab es am Wagen von Nico einen mechanischen Fehler, dass er sich gleich zwei Mal verbremst hat?

Nein. Er hatte lediglich die Bremsbalance nach vorne verstellt, um die Hinterreifen zu schonen. In Monza muss unheimlich hart gebremst werden, da kann es schon mal vorkommen, dass man das nicht auf den Punkt bringt. Eine mechanische oder technische Ursache für die Verbremser gab es aber nicht.

Lewis und Nico in Belgien sowie Hamilton und Rosberg in Monza, wo stehen wir da?

Ihr kennt meine Einstellung: Es ist wichtig, dass Mercedes gewinnt. Ich will dabei so neutral bleiben wie nur immer möglich. Nach den Vorkommnissen von Spa-Francorchamps ist dies genau das Resultat, das wir gebraucht haben.

Nach dem Verbremser von Nico hat man dich im Fernsehen lächeln sehen.

Das ist ein wirklich verrückter Aspekt der Formel 1. In alles wird eine bestimmte Aussage hinein interpretiert. Zudem ist das TV-Bild nie mit dem Geschehen synchronisiert. Ich komme mir vor wie in «Big Brother»! Mein Lächeln kam früher, als Hamilton zu Rosberg aufschloss und ich dachte – so, jetzt geht das wieder von vorne los ...

Der Verbremser war also keine Art von versteckter Stallorder?

Nur ein Hirn mit Paranoia kann auf eine solche Idee kommen. Und wenn wir auf so etwas gekommen wären, dann muss ich schon sagen, dann wäre es ziemlich perfekt ausgeführt worden. Nein, Nico stand seit der Pole von Lewis gestern gewaltig unter Druck, und das hat sich im Rennen bestätigt.

Bist du von der Leistung Hamiltons beeindruckt?

Lewis hatte teilweise fürchterliche Samstage und Sonntage. Und doch kommt er immer mit einem Lächeln zum nächsten Rennen. Er ist immer guten Mutes. Ich bin nicht jetzt beeindruckt, ich bin schon das ganze Jahr über beeindruckt. Und schaut euch an, wie er sich nach dem verpatzten Start wieder nach vorne gekämpft hat.

Aber hätte er zwischendurch nicht Tempo wegnehmen sollen? Statt dessen machte er sich auf die Jagd nach Nico.

Vielleicht sollte nicht die ganze Kommunikation dem Fernsehen übergeben werden! Denn die Nachricht «Reifen schonen» ging an beide Fahrer, nicht nur an Lewis. Aber vielleicht hat man den gleichen Funkspruch an Nico nicht gehört. Die Fahrer konnten letztlich selber entscheiden, was sie tun wollten, und Lewis hat entsprechend gehandelt.

Wie stark sind eure beiden Fahrer wirklich?

Wenn du Weltmeister werden willst, dann musst du bei Höhen einen kühlen Kopf bewahren und in den Tiefen erst recht. Und da sind beide unsere Piloten unheimlich stark. Hamilton musste einige Rückschläge einstecken und ist immer zurückgekommen. Nico hat in England geführt und wurde von der Technik im Stich gelassen. Und dann hat er mit einem Sieg in Deutschland geantwortet.

Hilft Lewis Hamilton dabei vielleicht, dass er 2008 schon einmal einen Titel unter extremem Erfolgsdruck gewonnen hat?

Ich weiss es nicht. Ich war damals nicht an seiner Seite, also kann ich das nicht einschätzen. Ich weiss nur – wer Weltmeister werden will, der muss mental unglaublich stark sein. Beide unsere Fahrer haben diese Stärke bewiesen.

Erneut Buhrufe für Nico Rosberg bei der Siegerzeremonie: kann das zu einem Problem werden?

Ich finde, Buhrufe gehören da nicht hin. Dies ist ein Sport, Sport sollte die Menschen verbinden, Buhrufe sind für mich da fehl am Platz. Wir sehen die drei Bestplatzierten eines Rennens, wir haben ein tolles Autorennen erlebt. Aber einige Fahrer können auch sehr emotional reagieren – ich will mir gar nicht ausmalen, wie ich reagieren würde, wenn ich ausgebuht würde.

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