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Turbo-Renner 2014: Wie schnell ist Formel 1 wirklich?

Von Mathias Brunner
Daniel Ricciardo in Monza

Daniel Ricciardo in Monza

SPEEDWEEKipedia: Leser fragen, wir finden die Antwort. Heute: Im Winter wurde darüber gerätselt, ob die neue Formel 1 nicht zu langsam sein würde. Wie schnell sind die Autos wirklich?

In loser Reihenfolge gehen wir in Form von «SPEEDWEEKipedia» auf Fragen unserer Leser ein. Dieses Mal will Gerhard Seiler aus Essen wissen: «Im Winter gab es doch Zweifel am Speed der neuen Turbo-Renner. Es war sogar davon die Rede, dass die GP2-Autos schneller sein würden. Ich möchte gerne wissen, nach mehr als zwei Dritteln der Saison, wie schnell denn nun die neuen Formel-1-Autos wirklich sind.»

Die ersten Eindrücke aus den Wintertests haben sich bestätigt: die neue Turbo-Generation ist zunächst mal auf den Geraden schneller. Im Highspeed-Tempel Monza erreichte Esteban Gutiérrez 2013 im Sauber-Ferrari eine Topspeed von 341 km/h. Anfangs September 2014 flitzte Daniel Ricciardo im Red Bull Racing-Renault mit 362,1 km/h durch die Lichtschranken.

Was pure Rundenzeiten angeht, so haben die Turbo-Renner das Nachsehen. Pole-Position von Sebastian Vettel vor einem Jahr in Singapur – 1:42,841 min. In diesem Jahr stellte Lewis Hamilton seinen Silberpfeil auf die Pole, mit 1:45,681 min, Unterschied also knappe zwei Sekunden. Im Singapur-GP 2013 fuhr Vettel auch die beste Rennrunde, mit 1:48,574 min. Lewis Hamiltons schnellste Rennrunde 2014 liegt bei 1:50,417 min, Unterschied also knappe zwei Sekunden.

Aber diese Zahlen verschweigen einiges.

Zunächst einmal sind die Autos um rund 50 Kilo schwerer geworden, von 642 Kilogramm in der Saison 2013 auf 691 kg jetzt. Die Faustregel in der Formel 1 lautet: 10 Kilo Gewicht kosten drei Zehntelsekunden, allerdings ist dies vom Typ Rennstrecke abhängig. Das höhere Grundgewicht schlägt sich also mit 1,5 bis 1,8 sec pro Runde nieder.

Zeit verliert die neue Formel 1 auch aufgrund der beschnittenen Aerodynamik. Zu Beginn der Saison mussten die Techniker einen Abtriebsverlust in der Region von 25 Prozent hinnehmen.
Der grösste Unterschied jedoch kommt von den Reifen: Pirelli hat aufgrund der Motorcharakteristik der neuen Antriebseinheiten sehr konservative Reifenmischungen gebaut. Das ist verständlich: einen Reifenskandal wie in England 2013 wollten die Mailänder nicht nochmals erleben.

Daher: Mit ähnlichen Reifenmischungen und ähnlichem Gewicht wären die 2014er Autos bereits schneller, nicht nur auf den Geraden. Das werden wir 2015 möglicherweise besser erkennen – wenn die Motorentechniker mehr Leistung aus ihren Turbo-V6 kitzeln, die Aerodynamiker mehr Abtrieb finden und Pirelli etwas weichere Reifen herstellt.

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