Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Sauber: Wieso fahren zwei Nobodys Formel 1?

Von Mathias Brunner
Adderly Fong in der Sauber-Fabrik von Hinwil

Adderly Fong in der Sauber-Fabrik von Hinwil

Sauber lässt in Valencia (Spanien) die beiden bislang nur Insidern bekannten Adderly Fong und Roy Nissany hinters Lenkrad eines GP-Renners. Was steckt hinter dem Test der beiden?

Jetzt mal Hand aufs Herz – Adderly Fong und Roy Nissany, was sagt Ihnen das? Nicht so viel? Dann geht es Ihnen wie den meisten Formel-1-Fans. Und doch dürfen sich der in Vancouver (Kanada) geborene Hongkong-Chinese Fong und der Israel-Franzose Nissany bald Formel-1-Fahrer nennen – sie werden in der kommenden Woche auf dem winkeligen Rundkurs von Valencia je einen Tag lang einen 2012er Sauber-Ferrari testen. Was steckt dahinter?

Die Katze schlich ein wenig zu flink aus dem Sack: Der 24jährige Fong freut sich so auf seinen Sauber-Einsatz, dass er Einzelheiten gleich mal auf Instagram setzte.

«Es hat eine ganze Weile gedauert, es gab viele Verhandlungen mit Sponsoren und Teams. Aber nun habe ich endlich die Chance, einen Formel-1-Renner auszuprobieren! Ich teste den 2012er Sauber C31-Ferrari, mit dem Sergio Pérez Rennen gefahren ist, am 22. Oktober in Valencia. Ich bin wirklich aufgeregt. Es wird das erste Mal sein, dass ich einen Renner mit einem so extremen Verhältnis zwischen Gewicht und Power fahren darf. Das Auto hat überdies einen abgeblasenen Diffusor, also bin ich total gespannt darauf, wie viel Abtrieb der Wagen aufbaut. Ich hoffe auf gutes Wetter!» berichtet der Racer fröhlich.

Beim Wagen handelt es sich um jenen Sauber, den eigentlich Simona De Silvestro weiter testen sollte, aber leider gab es Unstimmigkeiten zwischen dem Schweizer Rennstall und dem Management der talentiertesten Monoposto-Frau. Also tut Sauber das einzig Richtige: Man gibt das Auto anderen Test- und Bezahlwilligen, statt es in einer Ecke Staub ansetzen zu lassen.

Woher kommen die Nobodys?

Adderly Fong Chun-Yu, wie der 24-Jährige mit vollem Namen heisst, begann seine Einsitzerkarriere 2006 in der asiatischen Formel Renault. Im gleichen Jahr versuchte er sich auch in der asiatischen Formel Renault V6. Ein Jahr später wurde er in dieser Kategorie Gesamt-Sechster. 2008 blieb er im deutschen Formel-3-Cup ohne Punkte, 2009 wurde er Gesamt-16. 2010 waren Einsätze in der britischen Formel 3 kaum als Durchbruch zu bezeichnen: Punkte gab es erst im letzten Rennen der Saison. (erneut 16. Platz im Gesamtklassement). 2011 war von Aufwärtstrend wenig zu sehen – 22. Rang.

Erfreulicher lief es 2012 im chinesischen Audi R8 LMS-Cup: Rang 2 hinter Marchy Lee. Das bewog Fong, 2013 in der GP3 anzutreten. Bestes Ergebnis: Rang 9 in England. Es war die einzige Punktefahrt, das ergab am Ende des Jahres Rang 21. Dafür gewann er in China den Audi-Cup.

Roy Nissany (der am 30. November 20 Jahre alt wird) arbeitete sich beginnend mit der ungarischen E2000-Meisterschaft 2009 über die Formel Lista junior in die Formel Masters vor, 2011 wurde er dort Gesamtelfter. 2012 gewann er dort sogar ein Rennen und verbesserte sich auf Gesamtplatz 9. Weniger gut lief es in der europäischen Formel 3 – 22. Gesamtplatz. Das sieht noch schlechter aus, wenn wir wissen, dass sein Stallgefährte Felix Rosenqvist Zweiter der Meisterschaft wurde. Über Renneinsätze 2014 schreibt er auf seiner eigenen Webpage kein Wort.

Nissany ist der zweite Formel-1-Fahrer aus seiner Familie: Papa Chanoch tauchte aus dem Nichts auf, um im Freitagtraining zum Ungarn-GP 2005 einen Minardi zu lenken! Trainingsschnellster damals: Alexander Wurz im McLaren, mit 1:21,411 min. Zweitletzter: Nicholas Kiesa im Jordan, mit 1:28,230 min. Nissany kam, ohne den Wagen zuvor auch nur einen Meter bewegt zu haben, auf 1:34,319 min. Natürlich waren Hohn und Spott gross, vor allem nach einem Ausflug ins Kiesbett. Was die meisten jedoch vergassen: Nissany gab sein Freitagdebüt nach exakt drei Jahren im Motorsport und im reifen Alter von 41! Pardon, das soll ihm erst mal einer nachmachen ...

Diesen Artikel teilen auf...

Mehr über...

Siehe auch

Kommentare

Dr. Helmut Marko: «Wir wissen, was zu tun ist»

Von Dr. Helmut Marko
Red Bull-Motorsportberater Dr. Helmut Marko blickt in seiner SPEEDWEEK.com-Kolumne auf die Saison zurück und erklärt, wie sich Max Verstappen weiter verbessern konnte. Und er sagt, warum wir uns auf 2025 freuen dürfen.
» weiterlesen
 

TV-Programm

  • Di. 24.12., 01:45, Hamburg 1
    car port
  • Di. 24.12., 03:45, Hamburg 1
    car port
  • Di. 24.12., 03:55, Motorvision TV
    On Tour
  • Di. 24.12., 05:10, Motorvision TV
    US Pro Pulling
  • Di. 24.12., 05:15, SPORT1+
    NASCAR Cup Series
  • Di. 24.12., 05:15, Hamburg 1
    car port
  • Di. 24.12., 05:35, Motorvision TV
    Top Speed Classic
  • Di. 24.12., 06:00, Motorvision TV
    Australian Motocross Championship
  • Di. 24.12., 09:50, SPORT1+
    NASCAR Cup Series
  • Di. 24.12., 10:00, Eurosport 2
    Motorsport: 24-Stunden-Rennen von Le Mans
» zum TV-Programm
6.762 20111003 C2312054515 | 4