Ferrari: Spion in Interlagos? Ultimatum für Designer?

Ein richtiger Mann lässt sich auch nicht von einer Lapalie wie einem Beinbruch aufhalten: Lapo Elkann – in New York geborener Unternehmer und Designer, Enkel des legendären Industriellen Gianni Agnelli – ist nach Interlagos gekommen, um sich bei Ferrari umzuschauen. Bereits wird gemunkelt: Er soll für Fiat-Chef Sergio Marchionne ein wenig nach dem Rechten sehen. Aber das erweist sich schnell als haltlos: Der 37-Jähriger (dessen Gips übrigens von einem Radunfall vom September stammt) weilt in Brasilien, um die Werbetrommel für «Italia Independent» zu rühren, seinen Online-Modeladen.

Gestern hat sich Elkann eine halbe Stunde lang mit Ferrari-Teamchef Marco Mattiacci zusammengesetzt. Dann sagt er gegenüber den Kollegen von «Autosprint»: «Ich bin nur hergekommen, um der Ferrari-Truppe guten Tag zu sagen. Ich habe in ihren Augen den grimmigen Wunsch gesehen, auf die Siegerstrasse zurück zu kommen.»

Dazu muss jedoch ein siegfähiges Auto her. Ob der neue Präsident Sergio Marchionne der richtige Mann ist, um die Ferrari-Renaissance zu führen? Die «Gazzetta dello Sport» berichtet: Marchionne habe bei Ferrari-Designer Nikolas Tombazis vorbeigeschaut, um sich über die Pläne fürs nächste Jahr zu informieren. Der seit 2006 als Designer für Ferrari tätige Grieche habe ihm die Zeichnungen vorgelegt, worauf Marchionne gefragt habe: «Ist das nun das diesjährige oder das nächstjährige Auto?» Tombazis soll vor Schreck wie versteinert gewesen sein.

Viele in Maranello finden: Alle möglichen Ferrari-Urgesteine mussten für die mangelnde Konkurrenzfähigkeit des berühmtesten Rennstalls der Welt den Kopf hinhalten, Teamchef Stefano Domenicali, Motorenchef Luca Marmorini, Präsident Luca Montzemolo, um nur die wichtigsten drei zu nennen. Aber Tombazis ist noch immer da.
Aus dem Dunstkreis von Ferrari ist zu hören: Der Designer muss 2015 endlich wieder ein siegfähiges Auto zeichnen. Sonst könnte sein Kopf der nächste sein, der rollen wird.