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Ferrari-Chaos: Wer ist neuer Chef Vettel–Räikkönen?

Von Mathias Brunner
Maurizio Arrivabene mit Bernie Ecclestone

Maurizio Arrivabene mit Bernie Ecclestone

Ferrari kommt nicht zur Ruhe. In Italien ist nach dem angekündigten Abgang von Teamchef Marco Mattiacci der Teufel los. Wieso muss der frühere Ferrari-Nordamerika-Chef gehen?

Niki Lauda bezeichnete Wirbel um Ferrari früher jeweils «grande kasino», und genau an diesem Punkt stehen wir heute wieder: In den italienischen Medien war am Sonntagmorgen in Sachen Formel 1 nicht der Titelkampf zwischen den Silberpfeilschützen Lewis Hamilton und Nico Rosberg das grosse Thema, sondern das «Ferrari-Chaos», wie es die ehrwürdige «Gazzetta dello Sport» auf den Punkt bringt.
Ferrari-Teamchef Marco Mattiacci schweigt sich zum Thema aus, aber verschiedene Quellen bestätigten uns: sein Abgang ist beschlossene Sache.

Die Frage ist: Wieso ist der erst im vergangenen April als Nachfolger von Stefano Domenicali auf den Posten des Rennchefs berufene Mattiacci in Ungnade gefallen?

Möglichkeit 1: Mattiacci wurde vom inzwischen gestürzten Ferrari-Chef Luca Montezemolo als Ferrari-Nordamerika-Chef zum Rennleiter gemacht. Möglicherweise will Sergio Marchionne, Fiat-Geschäftsleiter und Montezemolo-Nachfolger als Ferrari-Präsident, reinen Tisch machen und die ganzen Montezemolo-Leute weghaben.

Möglichkeit 2: Mattiacci hat in den acht Monaten seines Wirkens Ferrari zu wenig nach vorne gebracht. Der Firmensanierer Marchionne ist nicht eben als Geduldsmensch bekannt.
Möglichkeit 3: Wie es mit Ferrari weitergehen soll, darüber gehen die Ansichten von Marchionne und Mattiacci auseinander.

Möglichkeit 4: Mattiacci hat es nicht geschafft, Ferrari in der Krise enger zusammenrücken zu lassen, wie das Motivationsmenschen zustande bringen, er hat vielmehr die Kluft zwischen einzelnen Mitarbeitern noch vertieft. Mattiacci geniesst nicht den Rückhalt aller Mitarbeiter, weil ihn viele nicht als Racer einstufen wie vor ihm Domenicali. In Italien herrscht die Meinung vor: Mattiacci sah den Posten des Rennchefs immer als Durchgangsstation zu einem anderen Job.

Wer ist der Neue?

Noch ein Wechsel also bei Ferrari, wieviele werden es noch? Rennleiter Domenicali weg, Motorenchef Marmorini weg, Präsident Montezemolo weg, Superstar Alonso weg, nun also noch ein Rennleiter weg. Was übrigens am kommenden Mittwoch oder Donnerstag von Ferrari bestätigt werden soll. Der nächste, der um seinen Job fürchten muss: Designer Nicolas Tombazis. Gelingt ihm mit dem 2015er Wagen nicht endlich ein guter Wurf, läuft seine Zeit bei Ferrari wohl ab.

Franco Nugnes, Berichterstatter der Kollegen von «Omnicorse» stellt völlig richtig in den Raum: «Das Organigramm bei Ferrari wird förmlich auf den Kopf gestellt. Es ist völlig unverständlich, wieso die meisten Leute der Chassis-Abteilung, welche am meisten verpatzt hat von allen in den letzten Jahren, noch fest auf ihren Sesseln sitzen.»

Wer ist der Neue?

Maurizio Arrivabene also, 57 Jahre alt, aus Brescia, verheiratet mit der Ferrari-Mediendelegierten Stefania Bocchi. Arrivabene kennt die Branche und Ferrari ausgezeichnet: er trat in die Fussstapfen von Aleardo Buzzi als Bindeglied zwischen dem Philip-Morris-Konzern und Ferrari, als Vertreter der Marke Marlboro, die seit vielen Jahren mit dem berühmtesten Rennstall der Welt verbandelt ist. Der allseits beliebte Maurizio kennt vom Chef bis zum Mechaniker die ganze Ferrari-Truppe.

Arrivabene hatte die Winterveranstaltung «Vrooom» erdacht, ein lockeres Zusammentreffen der Motorsportler von Ferrari und Ducati mit den Medienvertretern. Er gilt jetzt nicht als geborener Techniker, aber als ein Mann, der die Mechanismen eines Rennstalls versteht, die finanzielle Seite sowieso.

Er wird an seiner Seite einen Techniker brauchen, und im Fahrerlager von Abu Dhabi wird weiter der Name Ross Brawn herumgereicht.

Im Gegensatz zu Mattiacci wird Arrivabene nicht als kühler Manager mit Hang zur Selbstdarstellung wahrgenommen, sondern als Herzblut-Racer.

Das ist nicht nur für Ferrari wichtig.

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