Formel 1: So geht es mit Sergio Perez weiter

Formel 1 in der Krise – Konkurrenz von der Formel E?

Kolumne von Petra Wiesmayer
Die Formel E zieht immer mehr Fans an

Die Formel E zieht immer mehr Fans an

Der Formel 1 laufen die Zuschauer weg. Uninteressant, kein Reiz mehr, langweilig – die Negativkritik ist vielfältig. Öffnen die Verantwortlichen tatsächlich die Tür für eine echte künftige Konkurrenz?

«Ich kann nicht in die Zukunft schauen, aber mit dieser Technologie im Hintergrund, sieht es so aus, als ob die Formel E die richtige Serie wäre, in der fahren muss – wenn man in die Zukunft sehen könnte», sagte Ex-Formel-1-Pilot Nick Heidfeld bei der Formel-E-Vorstellung vergangenes Jahr in London. «Jeder, mit dem man spricht, sogar die Sponsoren, scheinen sehr interessiert zu sein, weil die Serie viel umweltfreundlicher ist. Das ist auch der Grund, wieso ich sie mag, weil sie zu etwas ganz Großem werden kann.» Seitdem hat die neue Rennserie bereits die ersten vier Veranstaltungen in China, Malaysia, Uruguay und Argentinien hinter sich und wird immer populärer.

Während sich die Teams in der Formel 1 mit Fragen beschäftigen, ob ein Team, in dem Fall Marussia, mit einem Vorjahresauto antreten darf, weil es kein Geld für ein neues hat, oder sich mit immer höheren Budgets gegenseitig ausstechen, bis die kleinen auf der Strecke bleiben, fragen sich die Fans, ob sie ihre eigenen Budgets überhaupt noch damit belasten sollen, Geld für Reisen rund um die Welt und für horrende Eintrittspreise auszugeben.

Mehr denn je ist die Formel 1 im vergangenen Jahr in die Kritik geraten, nicht nur wegen der Ticketpreise, auch der mangelnde Sound der neuen V6-Turbomotoren war den Fans neben dem leidigen Thema Sprit- und Reifensparen ein Dorn im Auge. Wenn es so weiter geht, dann gräbt sich die Königsklasse langsam aber beharrlich ihr eigenes Grab.

Auf der anderen Seite ist im September eine neue Rennserie an den Start gegangen, die vor dem ersten Rennen von eingefleischten Rennsportfans zum größten Teil belächelt und als Rohrkrepierer abgestempelt wurde: die Formel E. Eine Rennserie mit Autos, deren Elektromotoren nur müde summen und deren Autos kaum schneller sind als ein Straßensportwagen? Das kann ja nichts werden. Und was soll das überhaupt? Reicht es nicht, dass die Formel 1 2009 die erste Rennserie wurde, die mit dem KERS-System einen neuen Weg in puncto erneuerbarer Energien beschritten hat? Muss man denn jetzt gleich so übertreiben und mit reinen Elektromotoren fahren, die nicht einmal eine Renndistanz durchhalten?

Sicher, der Großteil der langjährigen Renn- und Formel-1-Fans denkt wohl immer noch so, aber das könnte sich im Laufe der Zeit durchaus ändern.

Große Namen auch in der Formel E

Alain Prost ist ein berühmter Name aus der Formel 1, der glaubt, die Zeichen der Zeit erkannt zu haben und betreibt sein eigens Formel-E-Team. Aber der vierfache Champion ist nicht der einzige große Name, der zu finden ist. Andretti Motorsport aus den USA, SuperNova, DAMS oder auch Audi Sport Abt sind dort ebenso zu finden wie Richard Branson mit Virgin. Letzterer wird gerne als Negativbeispiel angeführt, dass die Formel E zum großen Teil aus Leuten besteht, die in der Formel 1 gescheitert sind, da nicht weniger als 12 ehemalige Grand-Prix-Piloten ebenfalls ihr Glück bei den Elektroautos suchen.

Zahlreiche Fans, die die ersten Rennen verfolgt haben, zeigen sich mittlerweile aber geläutert und geben der Formel E eine Zukunft. Der größte Pluspunkt ist nun nicht mehr nur eine zukunftsträchtige grüne Technologie, auf die man ursprünglich den Hauptaugenmerk gelegt hatte, denn die Formel E bietet durchaus spannende Rennen, auch wenn es den Autos im Vergleich zur Formel 1 (noch) gewaltig an Leistung mangelt. Dass die Fahrer wegen leerer Batterien gegen Rennmitte in ein anderes Auto umsteigen müssen, das voll aufgeladen ist, wird im sich in Laufe der Zeit sicher auch ändern, denn die Serie stecke immerhin noch in den Kinderschuhen, betont auch der Mann hinter der Formel E, Alejandro Agag.

«Erinnern Sie sich, als die Mobiltelefone noch ein Kilo wogen? Auf dem Stand sind wir jetzt. Wir haben uns aber entschlossen, den Sprung zu wagen. Irgendwie fühlen wir uns wie Pioniere», erklärte er 2014. «Wir haben uns entschieden, bevor die Technologie bereit war. Natürlich hätten wir noch zehn Jahre warten können, aber dann wäre uns jemand anders zuvorgekommen.»

Fans bleiben nicht außen vor

Eine Änderung, die sicher dazu beitragen wird, dass die Autos schneller werden, ist schon für nächste Saison geplant. Während momentan alle Teams mit Einheitsautos, Einheitsantriebseinheiten und Batterien – die ironischerweise von McLaren und Williams entwickelt wurden – ausgestattet sind, soll es den Teams künftig erlaubt sein, ihre eigenen Systeme zu entwickeln, was der Serie sicher einen gewaltigen Schub geben wird.

In einem Punkt hat die Formel E die Formel 1 jedoch schon in ihrem ersten Jahr weit überholt: Bei der Fan-Nähe. Rennen in den Stadtzentren von Metropolen, Fanveranstaltungen vor Ort und Präsenz in den sozialen Medien ziehen Zuschauer an. Sei es Facebook, Twitter oder YouTube, es sind nicht nur die Teams sondern auch die Serie vertreten. Die Formel 1 wird man dort vergeblich suchen.

Das nächste Rennen der Formel E findet am 14. März in Miami statt, danach geht es ins kalifornische Long Beach. Nach Monte Carlo, Berlin und Moskau findet die erste Saison am 27. Juni ihren Abschluss in London.

Wie es mit der Formel E in ein paar Jahren aussieht, lässt sich momentan nur schwer sagen. Nimmt man den Ehrgeiz der Menschen, sich immer wieder auf neue Art und Weise miteinander zu messen, als Anhaltspunkt, könnte die Formel E durchaus die Zukunft sein und «etwas ganz Großes» werden. Die Formel 1 muss sich auf lange Sicht wohl warm anziehen – trotz leise summender Elektromotoren der Formel E...

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