FIA-Besuch bei Ferrari: Kein fauler Trick mit Haas F1
Der Ferrari-Windkanal in Maranello wird auch von Haas F1 genutzt
Im Hightech-Universum der Formel 1 geschieht Entwicklung für gewöhnlich nur in kleinen Schritten. Grosse Sprünge und überraschende Bestleistungen sind eine Seltenheit und werden deshalb auch argwöhnisch beäugt, sobald sie auftreten. Das durfte in diesen Tagen auch Ferrari erfahren. Weil die roten Renner aus Maranello überraschend stark unterwegs waren, wurden gleich Unkenrufe aus den Reihen der Konkurrenten laut.
Wie die Kollegen von Omnicorse berichteten, soll sich Mercedes darüber beschwert haben, dass Ferrari die Regeln zur Nutzung des Windkanals umgehe, indem man dem Haas F1 Team helfe, sich auf den Formel-1-Einstieg 2016 vorzubereiten. Das 2016er-Auto des amerikanischen Rennstalls, das Berichten zufolge auf dem 2015er-Ferrari basieren soll, wird derzeit ausgiebig im Windkanal in Maranello getestet.
Und genau das hat die Konkurrenz stutzig gemacht. Sie fürchtete einen Vorteil für den italienischen Traditionsrennstall, der die dabei gesammelten Daten auch für das eigene Aerodynamik-Entwicklungsprogramm nutzen könnte. Gemäss der finnischen Zeitung Turun Sanomat sollen neben Mercedes auch Red Bull Racing und McLaren diesbezüglich Bedenken geäussert haben. Dass Ferrari in Barcelona mit einem grossen Weiterentwicklungspaket ausrückte, machte die Zweifel nur noch schlimmer.
Deshalb schickte der Automobilweltverband Aerodynamik-Experte Marcin Budkowski nach Marallo, um die Anschuldigungen zu überprüfen. Der Besuch fand vergangene Woche statt und brachte eines hervor: Bei der Scuderia wird trotz Haas-Schützenhilfe nicht getrickst. Das Verhältnis zwischen dem ältesten Formel-1-Rennstall der Welt und dem Neueinsteiger für 2016 sei eine aussergewöhnliche Kooperation, welche die regeln aber nicht verletze.
Gegenüber den Kollegen von Motorsport.com bestätigte ein Team-Sprecher, dass Haas F1 den Windkanal in Maranello zwar benützen dürfe, betonte jedoch gleichzeitig, dass es keine Form von Wissenstransfer gebe – weder materieller noch personeller Natur : «Ferrari hat eine Vereinbarung mit Haas, welche die Lieferung der Triebwerke vorsieht und es existiert auch eine technische Partnerschaft.»
Und der Ferrari-Teamsprecher verriet auch: «Den aktuellen Regeln entsprechend haben wir denen die Nutzung unseres Windkanals erlaubt. Aber es besteht kein gemeinsames Windkanal-Programm. Wir sind auf diesem Gebiet zwei ganz unabhängig voneinander operierende Einheiten. Alles läuft getrennt ab – wir haben jeweils eigene Modelle und Teile, die wir testen. Auch beim Personal gibt es keine Parallelen, wir teilen uns keine Arbeitskräfte.»