Valentino Rossi sucht das Glück

Funk: Guter Einblick? Beweis, Pilot nur Marionette?

Von Mathias Brunner
Beim Thema Boxenfunk gehen die Meinungen der Fans weit auseinander: die einen Fans sind von den Gesprächen fasziniert. Andere sind angewidert: weil der Fahrer offenbar zu viel Hilfe braucht.

Wenn wir in einem Grand Prix Einspielungen vom Boxenfunk hören, frage ich mich oft: Ist das Fluch oder Segen? Einerseits bin ich davon fasziniert, was Techniker und Piloten alles miteinander besprechen. Andererseits denke ich bei vielen Anweisungen oder Fragen: Wieso kann das der Fahrer nicht alleine? Muss man ihn wirklich so an der Hand führen? Ist der moderne Formel-1-Fahrer nur noch eine Marionette der Ingenieure?

Für beide Perspektiven habe ich in den vergangenen Jahren unzählige Zuschriften von Lesern erhalten, und leider viel zu selten sind die Funksprüche so unterhaltsam wie beim legendären Ausbruch von Kimi Räikkönen, der seine Lotus-Truppe zusammenstauchte, man solle ihn gefälligst alleine lassen, er wisse schon, was er tue.

Es hilt beim Thema Funk auch nicht, dass viele Sprüche zeitverzögert ausgestrahlt werden, was das Bild verzerren kann. Oder dass wir Funkverkehr vor oder nach einem uns zugänglichen Satz nicht eingespielt bekommen.

Nach dem eher ereignisarmen Kanada-GP erhalte ich erneut viele Mails von Lesern, die sich übers Reifenschonen und Spritsparen und Bremsenstreicheln aufregen. Martin Brundle schreibt in seiner Kolumne für die britische Sky dazu: «Auch ich werde natürlich darauf angesprochen. Ich erkläre dann immer, dass ich das zu meiner Zeit als Rennfahrer in den 80er und 90er Jahren ebenfalls getan habe. Zum Teil sogar mehr als das – wir mussten auch auf die Kupplung aufpassen, auf das Getriebe, die Antriebswellen, die Aufhängungen.»

«Der grosse Unterschied zu damals: es gab so gut wie keine Datenaufzeichnung in den Autos. Also erhielten die Techniker an der Box auch nicht diese gewaltigen Informationsmengen über den Zustand des Fahrzeugs. Die Fahrer versuchten, dem Wagen so gut es geht Sorge zu tragen, und das war’s. Die Standfestigkeit damals war teilweise jämmerlich, aber in den guten Stuben zuhause hat einfach keiner mitbekommen, wie wir das Auto babysitten mussten.»

«Durch die Übertragungen des Funks jetzt ist das alles anders. Nicht der Umgang mit den Autos hat sich geändert, sondern die Kommunikation darüber. Im Gespräch mit Fans an der Montreal-Rennstrecke habe ich gemerkt: die Rennbesucher hatten Hühnerhaut über den Speed der Autos und ihre Eindrücke eines Grand Prix, aber diese positive Energie kommt im Fernsehen grösstenteils nicht herüber und ein Teil des Problems sind für mich die ganzen Funksprüche. Sie erwecken den Anschein, die Fahrer seien hilflos.»

«Ein weiteres Problem des modernen Sports: Die Fans sagen mir – wieso gibt man den Piloten nicht einfach zehn Kilo Sprit mehr mit und lässt sich voll angasen? Statt dass sie ständig Sprit sparen müssen. Der Grund ist ganz einfach: zehn Kilo Sprit mehr mit auf den Weg, das bedeutet, je nach Rennstrecke, eine gut zwanzig Sekunden längere Rennzeit. Kein Team würde so etwas machen. Um genau zu sein, gehen inzwischen viele mit weniger als den erlaubten hundert Kilo ins Rennen.»

«Ähnlich ist es bei den Bremsen: Grössere Bremsen, das bedeutet mehr Gewicht und auch mehr Kühlanforderung, und das wiederum geht zu Lasten der aerodynamischen Effizienz. Kein Rennwagenkonstrukteur baut freiwillig grössere Bremsen ein.»

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