Unfall Maria de Villota: Klage wegen Fahrlässigkeit?
Maria de Villota
11. Oktober 2013 in Sevilla: die Ambulanz reagiert auf einen Notruf, eine Frau sei leblos in ihrem Hotelzimmer aufgefunden worden. Wenig später dann die traurige Gewissheit – Maria de Villota, Rennfahrerin aus Madrid, ist im Alter von nur 33 Jahren verstorben, gemäss den Ärzten als Folge der neurologischen Verletzungen, die sie im Juli 2012 erlitten hatte.
Am 3. Juli 2012 war die spanische Marussia-Pilotin bei einem Aero-Test in Duxford (England) schwer verletzt worden. Sie hatte beim Anfahren der behelfsmässigen Box die Kontrolle über den GP-Renner verloren und prallte in eine heruntergeklappte Laderampe eines Team-Lastwagens. Sie zog sich dabei lebensbedrohliche Kopfverletzungen zu und verlor ihr rechtes Auge.
Vor kurzem hat die britische Behörde für Gesundheit und Sicherheit (HSE) die Ergebnisse zum schweren Unfall von Duxford veröffentlicht. Im Bericht steht unter anderem, dass der Unglücks-Lastwagen mit einer unüblich grossen Ladeklappe versehen gewesen sei, jedenfalls nicht in den üblichen Massen eines Renn-Lkw. Die Position des Lastwagens wird kritisiert.
Ein Mitglied eines anderen Rennstalls sagt mir auf Nachfrage: «Bei uns wäre so etwas nie passiert, weil wir unsere Lastwagen bei einem solchen Test prinzipiell so stellen, dass ein Rennwagen ausser Kontrolle ihn überhaupt nicht treffen kann.»
Das HSE-Dokument schildernt ferner, dass Maria de Villota zwar Anweisungen zu ihrem Auto erhalten habe, dass die Informationen über das exakte Prozedere des Anhaltens jedoch nicht bis ins letzte Detail definiert gewesen sei.
Manor Marussia kommentiert den Bericht nicht.
Die Familie de Villota hat sich dafür nun zu Wort gemeldet und sagt in einer Stellungnahme: «Wir haben in der vergangenen Woche den Bericht der britischen Behörde für Gesundheit und Sicherheit erhalten. Die Informationen in diesem Bericht liefern einen objektiven Ausgangspunkt, um Marias Bestreben weiter zu verfolgen, dass Unfälle dieser Art nie wieder passieren.»
«Der Bericht zeigt, dass es am Tage des Unfalls eine Anzahl von Unregelmässigkeiten gegeben hat. Insbesondere weist der Bericht auf eine fragwürdige Position des Lastwagens und seiner Laderampe hin, auf einen Mangel an logistischer und technischer Information, auf ein Fehlen grundsätzlicher Sicherheitsvorkehren und Instruktionen für den Fahrer.»
«Die Anwälte der Familie untersuchen gegenwärtig den Bericht, um über die nächsten Schritte zu entscheiden, die den Gang vors Gericht beinhalten könnten.»
Die Rechtsvertreter der Familie de Villota werden also ergründen, ob der Bericht die Grundlage für eine Klage wegen Fahrlässigkeit bietet.
Die britische Behörde für Gesundheit und Sicherheit selber hatte im Bericht befunden – dem Team könne kein Fehlverhalten nachgewiesen werden, ein Defekt am Wagen lag offenbar nicht vor. Die Experten kamen daher ausdrücklich zum Schluss, dass es keine Grundlage für rechtliche Schritte gegen den Rennstall Marussia (heute Manor-Marussia) gebe.