Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Strategiegruppe: Kühne Ideen, Ron Dennis schockiert

Von Mathias Brunner
McLaren-Chef Ron Dennis ist nicht amüsiert

McLaren-Chef Ron Dennis ist nicht amüsiert

Gestern hat die Strategiegruppe der Formel 1 über die Zukunft des Sports verhandelt. Noch ist nicht klar, wohin die Reise gehen wird. So oder so ist aber McLaren-Chef Ron Dennis «schockiert».

Vertreter von sechs Rennställen, FIA-Präsident Jean Todt und Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone haben gestern in England über die Zukunft der Formel 1 beraten. Was von allen diskutierten Vorschlägen schliesslich der Formel-1-Kommission empfohlen und was davon wiederum später vom Formel-1-Weltrat besiegelt wird, steht noch nicht fest. Aber erste Informationen sickern hier in Silverstone durch.

Technik: Das 1000-PS-Auto kommt

Die Autos sollen sechs Sekunden schneller werden. Es wird erwogen, die Leistung auf rund 1000 PS zu schrauben und den Abtrieb zu erhöhen. Auch mit Hilfe eines Diffusors wie früher.

Die Fahrerhilfen sollen reduziert werden – zum Beispiel die Servolenkung. Die Fahrer sollen ihre Autos wieder bändigen müssen. Dazu gehört auch: Kupplung weg vom Lenkrad, zurück in den Fussraum.

Die Teams wollen keine 18-Zoll-Felgen, weil ihre Techniker finden, die Räder würden zu schwer, zudem muss die komplette Aufhängung anders gebaut und die Bremsen müssen neu gebaut werden. Das würde bedeuten: Michelin wird nicht kommen, denn die Franzosen bestehen auf grösseren Rädern als den heutigen 13-Zoll-Felgen. Es gilt aber als beschlossene Sache, dass die Reifen selber grösser werden, um den Autos ein aggressiveres Aussehen zu verleihen.

Die Tankgrösse wird nicht limitiert, die Durchflussmengenbegrenzung aber bleibt. Das Nachtanken wird nicht zurückkommen. Die Teams finden, Tankstopps tragen nichts zur Attraktion bei, kosten aber nur Geld und bergen ein gewisses Risiko.

Erneut ist über ein Verbot der Windkanäle diskutiert worden, aus Kostengründen. Aber die grossen Teams argumentieren: wenn wir dieses Arbeitswerkzeug haben, dann wäre es unverständlich, es nicht zu nutzen.

Rennformat: Kommt der Kleine Preis?

Es ist darüber diskutiert worden, den Wochenendverlauf zu ändern: Freies Training am Freitag, Zeittraining am Samstagmorgen, dann aber am Nachmittag ein Sprintrennen, das die Startaufstellung fürs Hauptrennen vom Sonntag definiert. Puristen werden aufbrüllen: Vor dem Grossen Preis ein Kleiner Preis? Entspricht das der DNA der Formel 1?

Ron Dennis: «Ich bin schockiert»

Einige der Vorschläge, die innerhalb der Strategiegruppe diskutiert worden sind, finden bei McLaren-Chef Ron Dennis wenig Anklang. Der Erfolgsmanager sagt bei den Kollegen des «Independent»: «Ich bin schockiert über die nonchalente Haltung des Dialogs innerhalb der Strategiegruppe. Vor allem deshalb, weil viele Ideen bedeuten würden, dass wir viel Geld umsonst investieren.»

Ron Dennis spricht hier das diskutierte Verbot von Windkanälen an, zu einem Zeitpunkt, als McLaren rund 35 Mio Euro in einen neuen Kanal investiert.

Ron Dennis: «Es kann nicht angehen, dass dieses Komitee darüber entscheidet was ich haben oder nicht haben kann. Ich bin gegen jede Regel, die mich daran hindert, meine Ressourcen so zu nutzen, dass wir konkurrenzfähiger werden. Ich habe mitgeholfen, 17 WM-Titel bei Piloten und Marken zu erringen. Ich weiss, was zu tun ist. Aber in diesen Treffen der Strategiegruppe herrscht ein unfassbarer Mangel an Erfahrung. Sie bringen Vorschläge auf den Tisch, die schon sieben Mal diskutiert und aus guten Gründen immer wieder verworfen wurden.»

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