Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Sebastian Vettel und das Rätsel der Gold-Trophäe

Von Mathias Brunner
Lewis Hamilton und Sebastian Vettel suchen ihre Namen

Lewis Hamilton und Sebastian Vettel suchen ihre Namen

Eher unerwartet kam Ferrari-Star Sebastian Vettel zum dritten Platz in Silverstone, eher unerwartet war auch, dass er als ehemaliger Sieger seinen Namen nicht auf dem Siegerpokal fand.

Alles in diesem britischen Grand Prix drehte sich ums Timing, aber in der günstigsten Runde – der 43. – kamen letztlich nur zwei grosse Champion herein: Lewis Hamilton und Sebastian Vettel. Nico Rosberg war in jenem Moment davon überzeugt, dass Hamilton zu früh reinkommt, so kann man sich täuschen.

Wer trifft bei Ferrari eigentlich eine solche Entscheidung? Sebastian Vettel erklärt: «Das ist besonders hier in England immer speziell knifflig. Wenn es auf der einen Seite der Strecke regnet und auf der anderen scheint noch die Sonne, dann ist es für das Team etwas schwierig, das Richtige zu machen. Also überliess das Team die Entscheidung mir. Ich antwortete, es sei eigentlich nur in zwei Kurven richtig nass, da bleibe ich lieber draussen. Aber urplötzlich habe ich gemerkt, dass der Regen zunimmt, und da habe ich erneut gefunkt – ich komm jetzt rein! Ein Teil ist dabei Erfahrung, aber in so einem Moment ist auch eine gehörige Portion Instinkt dabei. Du kannst da leicht auch mal daneben liegen, du brauchst auch ein wenig Glück.»

Hand aufs Herz: als Vettel zu Beginn des Rennens auf Rang 9 lag, hat er da daran gedacht, in Silverstone aufs Siegertreppchen zu klettern? «Man weiss nie, was in einem Rennen passiert, gerade hier in England bei Regen. Es wurde rund um die Strecke ja immer dunkler, da weisst du aus Erfahrung, dass so ziemlich alles passieren kann. Daher war mir schon bewusst: wenn ich es schaffe, genau das Richtige zu machen, dann liegt hier noch was drin.»

So wie die beiden Silberpfeilfahrer hatte auch Vettel einen mässigen Start: «Vielleicht haben wir die Verhältnisse nicht richtig eingeschätzt. Die Räder haben viel zu viel durchgedreht. Als Pilot kannst du in dem Moment nicht so viel machen. Man wartet und wartet, bis sie endlich aufhören durchzudrehen. Zu dem Zeitpunkt sind natürlich schon die einen oder anderen Gegner vorbei.»

Und wenn wir schon beim runden Schwarzen sind, sagt Vettel: «Die härtesten beiden Mischungen, die wir an diesem Wochenende verwendet haben, das ist in der Regel für den Ferrari nicht so ideal, und das war auch hier so. Unser Auto fühlt sich am besten auf eher weicheren Mischungen an, daran müssen wir arbeiten.»

Der britische Grand Prix war beste Werbung für die Formel 1. Sebastian Vettel sagt: «Es ist ganz normal, dass es hin und wieder ein Rennen gibt, das jetzt nicht so spannend ist. Und dass dann wieder solche Rennen wie hier kommen, in welchen es ein wenig drunter und drüber geht. Das Problem sind nicht die Grands Prix selber. Aber es ist halt ein wenig fad, wenn die ersten beiden Positionen gewissermassen besetzt sind.»

Einer der verblüffendsten Momente für die ersten Drei kam nach dem Rennen: Sieger Lewis Hamilton, der zweitplatzierte Nico Rosberg und Sebastian Vettel als Dritter schauten sich die Gold-Trophäe des Königlich Britischen Automobilklubs RAC an, «aber wir haben alle hier schon gewonnen und konnten nirgens unsere Namen entdecken. Da sind nur die Sieger bis ins Jahr 2005 verzeichnet.»

Des Rätsels Lösung: der Pokal steht – abgesehen von seinem jährlichen Ausflug nach Silvestone – im Klubgebäude von Pall Mall, London, und dort auf einem speziellen Sockel. Da am Fuss der bildschönen Auszeichnung vor zehn Jahren der Platz für die Sieger ausgegangen ist, wurde die Erfolgsliste auf diesem Sockel weitergeführt.

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