Federico Gastaldi: Lotus trotz Schulden «ungefährdet»
Federico Gastaldi
Die Meldung hatte anfangs der Woche wie eine Bombe eingeschlagen: In London war vor dem Obersten Gerichtshof ein Antrag gestellt worden, den Formel-1-Rennstall von Lotus zu liquidieren – Gläubiger Xtrac hat keine Lust mehr, weiter aufs Geld zu warten. Der Richter vertagt um zwei Wochen, er will den Parteien damit die Möglichkeit geben, sich aussergerichtlich doch noch zu einigen. Sollte jedoch bis zum 19. Juli keine Lösung gefunden werden, dann müsste der Richter Lotus möglicherweise als zahlungsunfähig einschätzen und das Team ginge – wie 2014 Caterham und Manor – in begleiteten Konkurs.
Ein Sprecher von Xtrac sagt: «Im Laufe der vergangenen 15 Monate hat unsere Firma eine beträchtliche Anzahl von Teilen in gutem Glauben hergestellt, um sicherzustellen, dass die Lotus-Wagen weiter fahren können. Wir haben eine langjährige Zusammenarbeit mit Lotus und hoffen, dass diese inzwischen stattliche Schuld verringert werden kann und diese Geschichte zu einem guten Ende kommt.»
Lotus-CEO Matthew Carter erwiderte: «Wir schulden keiner Bank Geld, wir haben keine ausstehenden Darlehen, wir sind nur unseren Gesellschaftern verpflichtet. Niemand da draussen wird nun plötzlich etwas Dummes machen. Und was unsere Geldgeber angeht, so ist alles in Ordnung.»
Bei einer Sportkonferenz der FIA in Mexiko sagt nun Federico Gastaldi, der stellvertretende Teamchef von Lotus, gegenüber dem Korrespondenten der Kollegen von motorsport.com: «Es gibt da eine Reihe von Lieferanten, und wir verhandeln derzeit mit ihnen. Wir haben alles unter Kontrolle, aber das sollte nicht passieren, Lotus ist ungefährdet. Es ist unfair den Familien von Fachkräften gegenüber, die bei uns arbeiten. Wir sind jedoch in einer unerwarteten Situation, was das Zahlen von Rechnungen angeht.»
Gastaldi gibt eine Teilschuld dem Finanzsystem in der Formel 1: «Das Problem besteht darin, dass die Teams nicht im gleichen Boot sitzen und alle die eigenen Ziele verfolgen. Die berühmten Sitzungen der Strategiegruppe haben das Gleiche fünfzehn Mal diskutiert, und sie ist dabei keinen Zentimeter vorwärts gekommen, weil sich die Parteien nicht einig werden. Es ist ein Strukturproblem. Aber wenn die grossen Teams wollen, dass nur noch Mercedes und Ferrari auf der Bahn sind, dann müssen eben alle anderen verschwinden.»