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Williams: Valtteri Bottas zu Ferrari – Verkauf nötig?

Von Mathias Brunner
Kimi Räikkönen und Valtteri Bottas

Kimi Räikkönen und Valtteri Bottas

Purzeln im Transfer-Domino nun die Steine? Die angebliche Enthüllung, wonach sich Ferrari und Williams über einen Transfer von Valtteri Bottas einig seien, hat für tüchtig Wirbel gesorgt.

Seit der Corriere dello Sport-Story ist nicht nur in Italien der Teufel los. Auch in England, Finnland sowie in der Schweiz glühen die Telefone – denn ein Wechsel von Valtteri Bottas von Williams zu Ferrari würde im Startfeld einiges ändern.
Bottas-Manager Didier Coton twittert: «Mann, was für ein Morgen! Die Hitzewelle hat viele Länder erreicht, besonders Italien. Lasst uns die Air-Condition anwerfen und etwas kühl bleiben.»

Auch Ferrari bleibt über die angebliche Neuverpflichtung eher unaufgeregt. «Es gibt nichts Neues, und daher auch nichts zu kommentieren», sagt Alberto Antonini, der Formel-1-Mediendelegierte des ältesten Rennstalls der Welt.

Ein saftiges Dementi ist das nicht, was folgenden Hintergrund hat: Die Option von Ferrari auf Kimi Räikkönen soll Ende Juli auslaufen, erst dann wird es die entsprechende Reaktion von Ferrari geben. Also Option von Kimi einlösen oder eben nicht. Die meisten Berichterstatter in Italien sind sich jedoch einig darüber: Räikkönen ist ein Auslaufmodell.

Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene reagierte in England leicht genervt auf die ewigen Fragen um die Zukunft von Räikkönen: «Auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole – die Zukunft von Kimi liegt in den Händen von Kimi. Aber ich will das wirklich jetzt nicht bei jedem Rennen erneut herunterbeten. Wir haben noch zehn Rennen zu fahren. Wenn wir den Zeitpunkt als richtig erachten, werden wir Kimi mitteilen, was wir tun werden. Versetzt euch mal in die Lage von Räikkönen: jeder redet über seine Zukunft, seit Bahrain. Unter all diesem Druck dann ein solches Auto bei Tempi von jenseits 300 Sachen zu fahren, ist sicher nicht optimal. Ich will, dass Kimi ruhig bleibt und seinen Job macht.»

Zuvor hatte der Italiener festgehalten: «Wir werden dann etwas verkünden, wenn es etwas zu verkünden gibt.»

Das ist bei Ferrari oft in den Tagen vor dem Heimrennen in Monza, anfangs September.

Claire Williams, die stellvertretende Teamchefin des Traditionsrennstalls, gab sich in den vergangenen Wochen gelassen, was die Zukunft von Bottas angeht. Sie sagte im englischen Fernsehen: «Wir sind das Team, das Valtteri den Formel-1-Aufstieg ermöglicht hat und er fühlt sich bei uns sehr wohl. Derzeit bieten wir ihm ein konkurrenzfähiges Auto, das im vergangenen Jahr den Silberpfeilen näher kam als jedes andere Auto im Feld, wieso sollte er also nicht bei uns bleiben wollen?»

Zu den jüngsten Gerüchten um Bottas sagt Sophie Ogg von Williams: «Wir kommentieren unsere Verträge nicht, ganz besonders nicht die Fahrerverträge. Dem haben wir nichts hinzuzufügen.»

Wirtschaftliche Zwänge?

Aber Williams ist nicht frei von wirtschaftlichen Zwängen: Ende April hat die Dachgesellschaft des Formel-1-Traditionsrennstalls Williams für das Geschäftsjahr 2014 einen Verlust von 48,15 Mio Euro (34,5 Mio Britischer Pfund) bestätigt und schrieb dazu: «Nach einigen Jahren mit zerfallender Konkurrenzfähigkeit ist 2013 eine Strategieänderung eingeleitet worden, um das Team nicht nur sportlich, sondern auch finanziell neu auszurichten. Daher ist das Jahr 2014 als Übergangsjahr zu verstehen, dessen Zahlen die Tatsache widerspiegeln, dass mehr Geld in den Rennstall gesteckt worden ist und – mit dem üblichen Jahr Verzögerung – weniger zurückkommt.»

Um genau zu sein, fiel der Umsatz der Williams-Holding von umgerechnet 182 Mio Euro (2013) auf 125,9 Mio Euro. Und während 2013 noch ein Gewinn von 16,6 Mio Euro erwirtschaftet wurde, muss nun ein Verlust von 48,15 Mio Euro ausgewiesen werden. Der Gewinn 2013 kam jedoch vorwiegend durch eine besondere Zahlung der staatlich venezolanischen Erdölgesellschaft PDVSA zustande, um Pastor Maldonado von Williams freizukaufen und ihn zu Lotus zu bringen.

Innerhalb der Holding hatte der Williams-Rennstall Ausgaben von mehr als 140 Mio Euro, aber in die Kasse wurde nur etwas mehr als die Hälfte davon gespült. Rund 12 Mio Euro für den Vertrag von Bottas sowie die Rückkehr der Banco do Brasil (als Geldgeber von Felipe Nasr) kämen da höchst gelegen. Mit Nasr und Massa im Team könnte sich die Bank sogar überreden lassen, das Engagement zu verstärken.

Oscar Saari, Mitarbeiter des finnischen MTV, sagt beim Onlineportal des finnischen TV-Senders: «So viel ich weiss, ist der Deal Bottas zu Ferrari noch nicht vollzogen. Aber es könnte so kommen.»

Wenn dem so wäre, dann würde bei Williams ein Platz frei. In Italien steht auch schon fest, wer diesen Platz erhalten soll – Felipe Nasr werde samt seiner Banco do Brasil-Millionen von Sauber zurück zu Williams ziehen, Nasr war dort 2014 als Testfahrer engagiert.

Sauber-Teamchefin Monisha Kaltenborn bleibt bei ihrem Grundsatz: «Zu Gerüchten nehmen wir prinzipiell keine Stellung.»

Das gilt auch für die abenteuerliche Geschichte, wonach Marcus Ericsson im kommenden Jahr nicht mehr Formel 1 fahre, sondern IndyCar! Das wäre erstaunlich: Der Schwede hat bei Sauber einen Zweijahresvertrag unterzeichnet. Der Unterschied zum Abkommen mit Nasr: Felipe kann angeblich gehen, wenn ein Team aus den ersten Drei in der Markenwertung anklopft. Williams ist 2014 Dritter geworden und liegt auch gegenwärtig auf dem dritten Rang.

Monisha Kaltenborn: «Auch zu Vertragsinhalten nehmen wir grundsätzlich keine Stellung.»

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