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Sebastian Vettel zu Reifenplatzer: Ferrari schuldlos

Von Mathias Brunner
Sebastian Vettel stürmt nach Eau Rouge den Berg hoch Richtung Raidillon

Sebastian Vettel stürmt nach Eau Rouge den Berg hoch Richtung Raidillon

Normalerweise geht Ferrari-Star Sebastian Vettel nach einem Rennen auf Tauchstation, sein Privatleben ist ihm heilig. Doch nach der Reifenplatzer-Affäre von Belgien meldet er sich zu Wort.

Unmittelbar nach seinem Ausfall im Belgien-GP wegen eines Reifenplatzers zwei Runden vor Schluss war Ferrari-Star Sebastian Vettel fuchsteufelswild: «Das eine ist das Ergebnis, das ist natürlich bitter. Das andere ist: Wenn das 200 Meter weiter vorne passiert, dann knalle ich an die Wand. Ich glaube, das muss jetzt einfach mal gesagt werden: Die Reifen sind miserabel. Es kann nicht sein, das geht jetzt schon Jahre so, ich weiss nicht, worauf wir warten. Die Voraussage von Pirelli war, dass der Reifen 40 Runden hält, und wir hatten knapp 30 drauf. So etwas darf nicht passieren.»

Pirelli-Reifenchef Paul Hembery konterte kühl: «Hinterher ist man immer schlauer, wenn das Rennen nun eine Runde weniger gedauert hätte, dann wäre er der grosse Held gewesen. Vettel hat 28 Runden auf dem gleichen Reifensatz gedreht, das war sehr, sehr mutig. Denn das ist die aggressivste Strecke im WM-Kalender, wenn es um die Reifen geht. Die anderen Teams haben aus gutem Grund eine andere Strategie gewählt.»

Aggressiv vielleicht, zu riskant jedoch nicht, wie Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene Stellung bezog: «Die Einstopp-Strategie war unser Plan A. Wir basieren Entscheidungen zur Strategie immer auf Daten und Fakten, und die Daten waren glasklar. Die Strategie war aggressiv, aber die Daten waren klar. Wir sind nicht so dumm und würden ein unnötiges Risiko für einen unserer Fahrer eingehen. Macht euch also keine Sorgen, wir hatten unsere Hausaufgaben gemacht und das gründlich. Jedes Team hat einen Ingenieur von Pirelli bei sich an der Arbeit. Was glaubt ihr, was der Pirelli-Techniker bei uns macht? Kaugummi-Kauen? Er checkt die Reifen, er verfolgt jenen Lauf, den die Fahrer machen, er versorgt uns mit allen relevanten Daten.»

Mit etwas Abstand sagte Sebastian Vettel: «Wir hätten aufs Podest gelangen sollen, aber so geht es nun mal im Motorsport. Etwas anderes hingegen ist es, ein Rennen auf diese Art aufgeben zu müssen. Das ist für einen Piloten nicht einfach hinzunehmen, selbst wenn es nicht so übel war wie vor ein paar Jahren in Silverstone. Aber wir müssen uns trotzdem unterhalten, denn es kann nicht sein, dass so etwas ohne Vorwarnung geschieht. Es gibt keine Erklärung dafür, was passiert ist – es handelte sich nicht um einen Platten, der Reifen explodierte einfach.»

Vettel steht zur Entscheidung der Ferrari-Strategen und lässt nun auf seiner Internet-Seite mitteilen: «Nur um das klar zu stellen – das Team und ich haben uns gemeinsam für diese Strategie entschieden. Ich stehe hinter dem Team und das Team steht hinter mir. Das macht uns zu einem Team. Die Strategie war zu keinem Zeitpunkt eine riskante. Das Team trifft keine Schuld.»

Inzwischen geht die Untersuchung des Reifenschadens am Wagen des vierfachen Formel-1-Champions weiter – und zwar gemeinsam zwischen Ferrari und Pirelli.

Die Regelhüter des Automobil-Weltverbands FIA stehen bereit, um schon für Monza neue Direktiven einzuführen, falls die Experten der Meinung sind, die Sicherheit sei aufgrund der Vorkommnisse in Spa-Francorchamps kompromittiert.

Mögliche Massnahmen sind: Maximale Laufdauer eines bestimmten Reifensatzes, verschärfte Rahmenbedingungen für Reifensturz, Reifentemperaturen und Reifendruck.

Die Belastungen für den Reifen in Italien sind anders als in Belgien: die Tempi sind in Monza zwar höher, dafür sind die Kurvengeschwindigkeiten über die ganze Runde weniger reifenzermürbend, und eine Kompression wie Eau Rouge gibt es auch nicht.

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