Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Nico Rosberg (Mercedes): Quali ist übelstes Beispiel

Von Mathias Brunner
Nico Rosberg in Siegerpose

Nico Rosberg in Siegerpose

​WM-Leader Nico Rosberg spricht über die Schwierigkeiten auf dem Weg zu seinem Sieg in Australien und über das verfehlte Entscheidungsprozedere im Formel-1-Sport.
Ein Blick zurück auf Australien: Wie haben sich die veränderten Regeln in Sachen Funkverkehr letztlich ausgewirkt?

Ich bleibe bei meinem Standpunkt – das ist eine coole Herausforderung. Der Fahrer muss mehr selber entscheiden, das finde ich prima. Wie sich das alles auswirken kann, das habe ich bei meinem Bremsproblem gemerkt.

An meinem Wagen hat sich die Bremskühlung mit Gummi verstopft. Daher gingen die Bremstemperaturen durch die Decke. Das Team konnte mir da aber nicht helfen. Das Team hätte mir höchstens sagen dürfen: «Nico, komm an die Box, dein Rennen ist vorbei.» Und zwar dann, wenn die Temperaturen über unserem kritischen Bereich liegen. Und ich lag ein Grad darunter! Der Finger beim Team war auf dem Knopf, um mich an die Box zu befehlen.

Ich selber wusste an Bord nicht genau, was los war. Ich habe einfach am Bremspedal gespürt, dass es immer wieder lang geworden ist, dann war mir klar, dass etwas nicht stimmt. Wann immer der Pedalweg länger wurde, habe ich so gut es ging versucht, meine Bremsen so zu managen, dass das Gefühl in der Bremse wieder normal wurde.

Wie war deine erste Reaktion nach dem Rennen?

Ich habe mich erschrocken, als man mir eröffnet hat, wie knapp ich am Ausfall vorbei geschrammt bin.

Aber Sicherheitsbedenken hast du keine?

Nein, weil das Team in so einem Falle dann sagen dürfte: Jetzt reinkommen!

Das war ja nicht das einzige Problem. Du hattest auch Schwierigkeiten mit dem linken Hinterreifen.

Genau, aber da sehe ich die Temperatur auf meinem Display im Cockpit. Und ich weiss, wie ich entsprechend reagieren muss. Was nicht mehr erlaubt ist: Dass mein Team mir sagt, was ich tun soll. Aber nochmals: Wenn ich als Fahrer mehr selber entscheiden muss, dann finde ich das sehr gut.

Hättest du auch ohne die Rennunterbrechung gewonnen?

Ja, daran glaube ich. Unsere Strategie war einfach die Bessere.

Ist es ein anderes Gefühl, wenn man mit vier Siegen im Rücken zu einem Rennen kommt?

Ich für meinen Teil finde: Ich habe nur einen Sieg im Rücken. Denn die Saison hat bei null begonnen, da zählen die Siege aus dem Vorjahr nichts. Es ist ein Hammergefühl, nach Bahrain zu kommen im Wissen – ich kann auch hier gewinnen. Ich freue mich auf die Duelle mit Lewis und mit den Ferrari. Die Rennen in Bahrain waren immer sehr umkämpft, das wird toll. Auf dieser Piste kannst du richtig kämpfen.

Sebastian Vettel hat in seiner Medienrunde betont, wie enttäuscht er darüber ist, dass wir nochmals das gleiche Quali-Prozedere haben wie in Melbourne.

(Leidenschaftlich.) Das ist ja genau der Punkt, den wir Fahrer mit unserem Brief ansprechen wollten! Wir wollten zum Ausdruck bringen, dass überdacht werden muss, wie Entscheidungen in der Formel 1 getroffen werden. Das Quali ist doch das übelste Beispiel – da sitzen als zwanzig Leute in der Runde, und wenn zwei nun doch wieder nicht zum alten System zurückwollen, dann reicht das, um das Ganze wieder zu kippen. Das muss doch besser gehen! Es kann doch nicht sein, dass alle gegen diese neue Quali sind, jeder will die alte zurück, und dann fahren wir hier nochmals so.

Wir Fahrer wollen versuchen, uns mehr einzubringen, um die für den Sport richtigen Entscheidungen zu treffen. Wir wissen, was der Sport braucht.

In welcher Form wollt ihr da integriert werden – strebt ihr nach einem Sitz in der Formel-1-Kommission?

Wir haben da verschiedene Vorstellungen, auf die ich aber im Detail nicht eingehen will. Da werden wir später drüber informieren.

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