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Lewis Hamilton: Flammende Rede für die Formel 1

Kolumne von Mathias Brunner
Lewis Hamilton macht sich Sorgen um seinen Sport

Lewis Hamilton macht sich Sorgen um seinen Sport

​Formel-1-Champion Lewis Hamilton hat wie viele seiner GP-Kollegen die Nase voll. Der dreifache Weltmeister will endlich Massnahmen sehen zum Wohle seines Sports.

Ferrari-Star Sebastian Vettel und WM-Leader Nico Rosberg haben gestern Donnerstag ausführlich darüber gesprochen, wieso die GP-Rennfahrer einen offenen Brief an die Formel-1-Verantwortlichen geschrieben haben. Vettel sagt: «Die Verantwortlichen sollen endlich anfangen, sich die richtigen Gedanken zu machen und entsprechend zu handeln. Das war der Sinn der Sache.»

So mancher Formel-1-Fan könnte auf den Gedanken kommen, dass Lewis Hamilton die ganze Diskussion an seinen vier Buchstaben vorbei ginge. Schliesslich ist der Mercedes-Star nicht nur durch seine tollen Leistungen in den Schlagzeilen, sondern auch durch seinen Lifestyle – Besuch von Modewochen in Paris, Flug nach Amerika, um in Hollywood Party bei den Oscars zu machen, dann ab ins Musikstudio.

Die Wahrheit aber ist: Hamilton ist ein Race-Fan durch und durch, das Wohlbefinden des Sports hängt ihm so am Herzen wie Millionen von Fans. Das wird klar, wenn wir dem 43fachen GP-Sieger zuhören.

Der Weltmeister von 2008, 2014 und 2015 hat eine flammende Rede für die Formel 1 gehalten. Dabei sagt der Engländer unter anderem:

«Ich bin kein Mitglied mehr der Fahrervereinigung GPDA. Ich war es mal vor ein paar Jahren, aber dann bin ich ausgetreten. Aber ich war bei der Sitzung zugegen, als wir Fahrer beschlossen haben, zusammenzustehen und unsere Meinung zu sagen. Es gibt ab und an Gelegenheiten, bei welchen die Fahrer wie ein Mann sein müssen, und das ist eine solche Situation.»

«Es geht nicht darum, dass wir die Entscheidungen fällen wollen. Rennfahrer sollten keine Regeln machen. Aber wir sind die einzigen Männer, die wirklich wissen, was da draussen auf den Rennstrecken los ist – wir wissen, was wir brauchen, um Freude am Motorsport zu erzeugen.»

«Jeder von uns Fahrern liebt Racing innig, wir leben dafür, mit diesen Autos Rad an Rad gegen die anderen zu kämpfen. Fast alle von uns haben mit dem Kartsport begonnen, fast alle träumten davon, den Erfolg unserer Idole zu erreichen.»

«Heute aber sind wir in einer Lage, dass wir körperlich und geistig gar nicht an unsere Grenzen gelangen. Wir werden weder von den Rennautos noch vom Format der Wochenenden richtig gefordert. Und die Entscheidungen in Sachen Reglement gehen anhaltend in die falsche Richtung. Wir können dem einfach nicht länger tatenlos zuschauen.»

«Als Folge der falschen Entscheidungen hat sich die Liebe vieler Fans für ihren Sport abgekühlt. Und das gilt vielleicht auch bereits für einen Teil der Medien. Wir wollen das nicht. Die Formel 1 sollte das grösste Sportspektakel der Welt bleiben.»

«Klar habe ich nicht alle Antworten auf die brennendsten Fragen. Aber ich bin davon überzeugt, dass vieles verbessert werden kann. Ich habe schon mehrfach darüber gesprochen, wie meiner Meinung nach die Autos aussehen sollten. Weil Rennwagen wie in den 70er oder 80er Jahren nicht nur mir besonders gut gefallen, sondern auch vielen Fans. Es geht darum, dass die Formel-1-Anhänger die Rennwagen wieder toll finden sollen, es geht darum, dass wir mehr mit den Fans interagieren, wie wir die Rennsportfreunde mehr einschliessen können – so wie ich das auf den ganzen sozialen Netzwerken versuche.»

«Manchmal vermisse ich den Kartsport. Ich kann mich an das Jahr 2000 erinnern, das war eine der besten Saisons, die ich hatte – mit unfassbaren Duellen mit Nico Rosberg und anderen Piloten. Genau diesen Rad-an-Rad-Kämpfe bin ich verfallen, und das haben wir in der modernen Formel 1 viel zu selten.»

«Nehmen wir den Australien-GP: Ich komme nicht an einem Toro Rosso vorbei. Denn ich bin in der Lage – wenn ich mich mit voller Kanne auf ihn werfe, dann weiss ich genau, dass ich am Ende des Rennens zu wenig Sprit habe, um uns Ziel zu kommen. Aber das ist doch nicht, was die Fans sehen wollen! Die Formel-1-Anhänger wollen sehen, wie wir uns die Seele aus dem Leib fahren, um uns mit möglichst atemraubenden Manövern an den Gegnern vorbei zu pressen.»

«Ich bin aus persönlichen Gründen nicht mehr in der GPDA. Aber wenn es um wirklich wichtige Dinge geht, wie um die Sicherheit, dann können die Piloten auf mich zählen. Oder so wie jetzt, wo es um unsere Liebe für den Sport geht.»

«Den meisten GP-Freunden sind die ganzen Machenschaften hinter den Kulissen herzlich egal. Sie wollen uns kämpfen sehen, sie wollen rauchende Räder erleben und tollen Sound, sie wollen uns Seite an Seite sehen. Eines der besten Rennen der Formel 1 war Bahrain 2014. Doch es bedurfte abbauender Reifen, dass Nico und ich dieses grandiose Duell ausfechten durften. Das zeigt, wie fundamental falsch hier etwas läuft. Aber Rennen wie Bahrain vor zwei Jahren, die sollten wir bei jedem Grand Prix zeigen können!»

«Ich will wieder Grands Prix, nach welchen ich sagen kann – okay, ich habe nicht gewinnen können, aber was für ein Rennen! Ich will wieder WM-Läufe, in welchen ich mich nach Herzenslust mit den anderen balgen, in welchen ich von hinten nach vorne fahren kann. Das ist ein unvergleichliches Gefühl. Und es ist alleweil besser als einen Grand Prix von der Pole-Position aus zu gewinnen.»

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