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Fernando Alonso: Startfreigabe China mit Vorbehalt

Von Mathias Brunner
Freude bei McLaren: Alonso kann fahren

Freude bei McLaren: Alonso kann fahren

​Darauf hat der Spanier sehnlichst gewartet: Die Ärzte des Autoverbands FIA haben beschlossen, dass Fernando Alonso ins Cockpit zurückkehren darf. Allerdings unter einer Bedingung.

Wenn es nach Fernando Alonso gegangen wäre, dann hätte er schon den Bahrain-GP bestritten, aber die Ärzte sagten vor zwei Wochen: nein. Inzwischen hatte der Weltmeister von 2005 und 2006 vierzehn Tage Zeit, sich zu erholen. Nun musste er wie in der Wüste von Sakhir erneut zur medizinischen Prüfung antreten, dieses Mal in Shanghai: Und dieses Mal haben die Ärzte grünes Licht gegeben – Fernando Alonso darf ins Cockpit zurückkehren!

Fernando Alonso darf fahren, allerdings mit einem Aber – der Spanier wird sich nach dem ersten freien Training einer weiteren Untersuchung unterziehen lassen müssen!

Die FIA erklärt dazu: «Vor dem Hintergrund der ungewöhnlichen Verletzung halten wir es für angemessen, dem Piloten zu erlauben, ins Training zu gehen. Allerdings unter der Bedingung, dass er sich den FIA-Ärzten sowie dem leitenden Mediziner des GP-Organisators nach dem freien Training einer zweiten Untersuchung unterzieht. Dann wird entschieden, ob er am weiteren GP-Wochenende teilnehmen kann.»

Fernando Alonso: «Wenn ich grünes Licht von den Ärzten erhalte, und ich würde mich im ersten Training nicht hundertprozentig wohl im Wagen fühlen, dann wäre ich der Erste, der das Lenkrad abgibt – denn unsere Priorität besteht darin, dass wir das Maximum herausholen. Und das kannst du nur, wenn du komplett fit bist.»

«Stellt euch vor, ich würde fahren, aber leider müsste ich den Wagen nach der Hälfte des Rennens in die Box stellen, weil ich nicht mehr kann. Das wäre dem Team gegenüber äussert unfair.»

«Ich bin zuversichtlich, dass alles okay sein wird, weil ich mich hundertprozentig einsatzbereit fühle – selbst wenn die Rippen noch nicht komplett geheilt sind. Aber ich habe in den letzten Wochen gut geschlagen. Und Schmerz kannst du im Kopf heilen.»

Alonso in Bahrain: Wieso die Ärzte Startverbot gaben

Nach 90 Minuten Untersuchung am Bahrain International Circuit hatten die Rennärzte des Autoverbands FIA ihre Entscheidung gefällt: Kein Start für Fernando Alonso zum zweiten GP-Wochenende – wegen Verletzungen an den Rippen!

Die Erklärung der Ärzte lautete damals: «Nach einer Untersuchung von Fernando Alonso an diesem Morgen am Bahrain International Circuit ist entschieden worden – McLaren-Honda-Fahrer Fernando Alonso wird an der Rennveranstaltung dieses Wochenendes nicht teilnehmen. Verschiedene Computer-tomographische Leuchtbilder der Brust wurden miteinander verglichen, und die Ärzte sind der Überzeugung: Aus Sicherheitsgründen ist von einem Start abzuraten.»

Für den 32fachen GP-Sieger kam der junge Belgier Stoffel Vandoorne zum Einsatz – er bedankte sich mit Rang 10 für McLaren-Honda im Nacht-GP.

Im Vorfeld der Untersuchungen waren bereits Spekulationen aufgekommen, Alonso werde möglicherweise aus Sicherheitsgründen nicht am GP teilnehmen. Der Spanier selbst und auch das Team hatten hingegen beteuert, der zweimalige Weltmeister sei nach seinem Horrorcrash von Australien einsatzfähig. Zwei spanische Ärzte attestierten ihm vor dem Flug nach Bahrain, er sei fit.

Der Spanier soll beim Crash einer Spitzenbelastung von 46g ausgesetzt gewesen sein. Er selbst hatte einen Tag nach Crash erklärt, er fühle sich wie nach einem Besuch in einer riesigen Waschmaschine.

Dabei ging es dieses Mal (nicht wie bei Fernandos Wintertestunfall vor einem Jahr in Barcelona) um Nachwirkungen einer Gehirnerschütterung, sondern um Verletzungen im Brustbereich.
Der Spanier war enttäuscht: «Wir Fahrer leben, um Rennen zu fahren, und das kann ich hier in Bahrain nun nicht tun – ich bin traurig, aber ich respektiere die Entscheidung der Ärzte. Ich wollte mindestens versuchen, ins Training zu gehen. Klar hatte ich zuhause Schmerzen, aber mit Schmerz kannst du umgehen, wenn du ihn ausblendest und nicht zu sehr daran denkst. Es geht aber hier um mehr. Es geht um Risiken, vor welchen ich gewarnt worden bin. Dies ist ein Fall von Risiko-Management.»

«Nach dem Unfall war ich eigentlich ganz okay, ich hatte Schmerzen am Knie, aber keine schlimmen. Am Montag tat mir dann der ganze Körper weh, aber auch diese Schmerzen waren auszuhalten. Ich bin dann zurück nach Spanien geflogen. Die Schmerzen nahmen zu, also ging ich zum Arzt und liess mich von oben bis unten checken.»

«Wir haben dann gemerkt, dass ich leicht an der Lunge verletzt worden bin und mir auf der linken angebrochene Rippen zugezogen habe. Ich erhielt die Anweisung, mich zuhause zu erholen, das habe ich getan. Am Montag gab es eine weitere Untersuchung, jetzt eine erneute hier an der Rennstrecke. Wir sind im Rennwagen extremen Fliehkräften ausgesetzt, und die Gefahr besteht, dass eine Rippe ganz aus dem Leim gehen und dann die Lunge gravierend verletzen könnte. Dem wollen wir vorbeugen. Die Ärzte sagen aber, dass ich mich komplett erholen werde.»

Genau geht es darum, dass eine angebrochene Rippe komplett durchbrechen und dann die Lunge so verletzt, dass innere Blutungen und Lungenkollaps die Folge sein können.

Alonso selber sprach von «Pneumo-Thorax» gesprochen – ein potenziell lebensbedrohliches Krankheitsbild, bei dem die Ausdehnung eines Lungenflügels oder beider Lungenflügel behindert, so dass diese für die Atmung nicht oder nur noch eingeschränkt zur Verfügung stehen. Die Ausprägung reicht von minimalen Luftmengen, die vom Patienten kaum bemerkt werden, über einen Lungenkollaps bis hin zum Spannungspneumothorax, bei dem die Funktion beider Lungenflügel und auch die Herz-Kreislauf-Funktion drastisch eingeschränkt sein können.

Gemäss Alonso hat er sich die Verletzungen aufgrund der extremen Belastung im Crash zugezogen, die Rippenblessuren haben nichts mit dem angebrochenen Sitz im McLaren zu tun.

«Am meisten Sorgen habe ich mir bei den Überschlägen um meinen Kopf gemacht. Ich hatte Angst, dass ich irgendwo anschlagen könnte. In so einer Situation wäre ich um eine Vorrichtung wie der so genannte Halo froh gewesen. Ich wollte dann einfach so schnell als möglich aus dem Auto raus und zeigen, dass ich mehr oder weniger okay bin.»

Auf die Frage, ob er an mentale Nachwirkungen glaube, meinte Alonso: «Nein. Unfälle gehören zum Geschäft, damit muss man leben können. Ich habe kein gebrochenes Bein, ich habe keinen gebrochenen Arm, aber ich habe eine Verletzung in der Brust, und da wollen wir einfach kein unnötiges Risiko eingehen.»

McLaren-Chef Ron Dennis verärgert

Noch am Samstagabend im Fahrerlager des Bahrain International Circuit hatte der 68jährige Ron Dennis wenig Verständnis für die Entscheidung der FIA-Spezialisten. Der Engländer argumentierte: «Es stellt sich doch die Frage, ob Fernando eine Gefahr für die anderen Piloten gewesen wäre. Nachdem wir das ausschliessen können und mit dem Wissen, dass ein Fahrer lediglich eine geknackte Rippe hat und fahren will – sollte es an diesem Punkt nicht seine eigene Angelegenheit sein?»

«In fast jedem Sport ist die Fitness Sache des jeweiligen Teams – Fussball, Eishockey, Skilauf. In der Formel 1 sollte die FIA doch darauf bedacht sein, dass die Sicherheit der anderen Fahrer gesichert ist. Wenn ein Pilot sagt, er habe Schmerzen, er wolle diese Pein aber erdulden, dann sollte es in seiner Verantwortung liegen, ob er fährt oder nicht.»

«Zwei verschiedene Gruppen von Ärzten in Spanien hatten Fernando grünes Licht gegeben, nach Bahrain zu reisen und dort zu fahren. Wir waren schon ein wenig erstaunt darüber, hier dann etwas anderes zu hören.»

«Fernando hat sich darüber aufgeregt, weil er der Ansicht ist, er sei fit genug, um zu fahren. Ich selber fand es unangemessen, dass wir die Situation nicht noch einmal neu einschätzen dürfen.»

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