Valentino Rossi sucht das Glück

Ferrari und Lewis Hamilton: Es bleibt beim Flirten

Von Mathias Brunner
Lewis Hamilton: Ein wenig gucken kann nie schaden

Lewis Hamilton: Ein wenig gucken kann nie schaden

​Seit Jahren wird der englische Superstar Lewis Hamilton regelmässig in einen Ferrari geschrieben. Aber der Brite sagt: «Wenn es nie klappt, ist das auch nicht so schlimm.»

Im vergangen Jahr hat Lewis Hamilton erstmals selber einen neuen Formel-1-Vertrag ausgehandelt, und darauf ist der Weltmeister von 2008, 2014 und 2015 mächtig stolz.

Dennoch wird in Italien regelmässig in die Welt gesetzt, dass Lewis Hamilton – je nach Version – über Ferrari nachdenke, mit Ferrari verhandle oder kurz vor einem Abkommen mit dem berühmtesten Rennstall der Welt stehe.

Lewis Hamilton fährt zwar privat (unter anderen Fahrzeugen) einen Ferrari, und er hat nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass er als Racer eine Schwäche für den italienischen Sportwagenhersteller habe. Aber das bedeutete noch keinen Formel-1-Vertrag.

Bei den Kollegen der britischen Sky hält der 43fache GP-Sieger fest: «Es ist ganz einfach. Wenn du ein Fussballspieler bist, dann träumst du davon, einmal für Real Madrid einzulaufen, aber ich bin mir nicht ganz sicher, ob das in der Formel 1 mit Ferrari das Gleiche ist.»

«Grundsätzlich sollte man nie nie sagen. Ferrari ist stark und eine etablierte Marke, aber ich fahre einen Mercedes-Benz, wir haben das beste Formel-1-Team, und ich habe einen Dreijahresvertrag unterzeichnet. Ich bin glücklich bei Mercedes, und ich hätte auch kein Problem damit, wenn ich meine Karriere eines Tages beende und nie für Ferrari gefahren bin.»

Lewis Hamilton: Was lief da mit Ferrari?

In Singapur 2012 gelang Niki Lauda der Coup: Der dreifache Formel-1-Champion aus Österreich, Aufsichtsrats-Chef des Weltmeister-Rennstalls von Mercedes-Benz, konnte den Engländer Lewis Hamilton davon überzeugten, von McLaren ins Lager der Silberpfeile überzulaufen. Der Rest ist ein Stück Motorsportgeschichte: 2014 und 2015 holte Hamilton für Mercedes-Benz den Formel-1-WM-Titel.

Jahrelang gehörte Hamilton zum Inventar von McLaren, viele glaubten, dass der Weltmeister von 2008 möglicherweise sogar seine komplette Karriere für Ziehvater Ron Dennis bestreiten könnte. Aber Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner enthüllte im vergangenen Januar, dass Hamilton schon vor dem Wechsel zu Mercedes über andere Rennställe nachdachte – auch über Red Bull Racing.

Im englischen Magazin F1 Racing sagte Horner: «Hamilton wollte unbedingt für uns fahren. 2012 wollte er für Red Bull Racing antreten, aber es gab damals keine Möglichkeit, ihm einen Platz zu geben, so lange Sebastian Vettel bei uns ist. Bevor sich Lewis dann für 2013 bei Mercedes verpflichtete, hat er sich erneut um einen Platz bei uns bemüht.»

Horner sagte weiter, dass er eine aktive Rolle spielte, um den Wechsel von Hamilton zu Mercedes zu begünstigen. «McLaren war 2011 und 2012 sehr konkurrenzfähig. Ich dachte, es wäre besser für uns, wenn Hamilton für Mercedes fahren würde, nicht mehr für McLaren. Also habe ich Niki Lauda ermuntert, Verhandlungen mit Hamilton zu führen – mit dem Ziel, McLaren zu schwächen. Damals hätte ich nicht ahnen können, wie stark der Rennstall von Mercedes-Benz werden würde.»

Was Horner nicht sagt: Eine Verpflichtung von Hamilton hätte der Grundregel von Red Bull widersprochen. Die Firma will ja gezielt Talente unterstützen, mit dem Ziel, sie bei Toro Rosso in der Formel 1 auszubilden und dann zu Red Bull Racing zu befördern. Mit Sebastian Vettel, Daniel Ricciardo, Daniil Kvyat, Max Verstappen und Carlos Sainz klappt das hervorragend.

Noch mit einem weiteren Team hat Lewis Hamilton verhandelt: Ferrari.

Schon im Frühling 2015 sickerte durch: Ferrari trat 2014 zwei Mal an Hamilton heran, um ihn nach Maranello zu locken. Zunächst hat das Stefano Domenicali versucht. Dann auch dessen Nachfolger Marco Mattiacci – im Wissen, welche weltweite Gefolgschaft Hamilton hat. Als früherer Ferrari-Nordamerika-Chef fand Mattiacci vor allem den Bekanntheitsgrad von Hamilton in den USA verlockend. Aber Mattiacci musste nach wenigen Monaten schon wieder gehen, er wurde durch Maurizio Arrivabene ersetzt, und der damalige Ferrari-Chef Luca Montezemolo hatte inzwischen längst Besuch von einem gewissen Sebastian Vettel erhalten.

Der heutige Ferrari-Präsident Sergio Marchionne und Teamchef Maurizio Arrivabene sind der Überzeugung: Die Harmonie zwischen den Stallgefährten ist elementar für den Erfolg. Vettel und Kimi Räikkönen kommen exzellent miteinander aus. Die Rollenverteilung ist klar. Das wäre bei einem Duo aus Vettel und Hamilton anders.

Hamilton im Frühsommer 2015 über sein Verhältnis zu Ferrari: «Die Leute auf der Strasse sagen „Komm zu Ferrari, komm zu Ferrari!“ Was ich an Italien mag? Das Essen, die Leidenschaft, die schönen Frauen. Ausserdem werden in Italien sehr schöne Autos gebaut. Was ich an Italien nicht mag? Gar nichts.»

Im vergangenen September ergänzte der Engländer vor dem Italien-GP in Monza dann: «Ferrari? Ich rufe immer wieder mal dort an – aber nur, weil mir ihre Strassenautos so gefallen. In Sachen Formel 1 habe ich ein paar Mal mit Stefano Domenicali geredet, aber das war nie etwas Ernstes. Ich fühle mich bei Mercedes wohl und will für kein anderes Team fahren. Jeder weiss, wie ich Ayrton Senna bewundere – und der ist ein Idol geworden, auch ohne dass er je für Ferrari gefahren ist.»

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