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Spa-Francorchamps: Polizeikontrolle und Fracksausen

Kolumne von Uwe Mahla
​Der Grosse Preis von Belgien in Spa-Francorchamps steht an. Das weckt Erinnerungen an eine meiner letzten Dienstreisen für «rallye racing» und einer meiner ersten in Diensten von BMW.

Das Formel-2-Rennen, das mir am stärksten in Erinnerung geblieben ist? Eindeutig der Grand Prix de Formule 2 Belgique am 9. August 1981. Nicht, weil wir (ich hatte gut einen Monat zuvor meinen Traumjob als Motorsport-Pressesprecher bei BMW und Nachfolger des legendären Kalli Hufstadt angetreten) mit unserem Titelaspiranten Thierry Boutsen allmählich gegenüber dem Ralt-Honda-Piloten Geoff Lees ins Hintertreffen gerieten – der Belgier musste sich auf seiner Hausstrecke dem Briten geschlagen geben. Sondern wegen eines Vorfalls, der mit dem Rennen in Spa nicht das Geringste zu tun hatte.

Dieser Vorfall ereignete sich ganze elf Monate früher und auf der Autobahn kurz vor Maasmechelen. Ich war auf der Rückfahrt von einem meiner letzten Jobs für «rallye racing», einem Lauf zur Deutschen Rennsport-Meisterschaft, den Rolf Stommelen in der großen und Klaus Niedzwiedz in der kleinen Division gewonnen hatten. Ich musste nachts zurück nach Hamburg, es war Redaktionsschluss, meine Reportage musste mit fertigem Layout mittags abgeliefert werden.

Ich hatte es also eilig.

Dabei übersah ich eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 80 km/h – und hatte gut 160 Sachen drauf – alles halt, was der Redaktions-Golf hergab. Schon sah ich Blaulicht hinter mir, konnte mich aber gerade noch in eine Ausfahrt retten und im dichten Verkehr tatsächlich fliehen.

Autobahn, denke ich mir, geht jetzt nicht mehr, wahrscheinlich ist meine Autonummer längst an die Grenzpolizei durchgegeben. Also pirschte ich mich über Landstraßen Richtung Eifel und kam ungeschoren über die Grenze. Okay, dachte ich, dann ist Belgien jetzt erst mal für mich gesperrt.

Tatsächlich, denn wenige Tage später wurde ich in Hamburg zur Polizei vorgeladen. Man warf mir im Amtshilfeverfahren meine Missetat auf der belgischen Autobahn vor.

Der Termin ging aus wie das Hornberger Schießen. Ich stritt alles ab, der deutsche Beamte verfasste für seinen belgischen Kollegen ein entsprechendes Protokoll, und damit war die Sache erledigt. Zunächst.

Ich beschloss, in Zukunft vorerst sicherheitshalber über die grüne Grenze nach Belgien einzureisen, falls ich dort doch irgendwie in den Akten stehen sollte.

Dann mein Wechsel zu BMW mit den üblichen Präliminarien: Familienstand, Versicherungen, Sonstiges, Vorstrafen womöglich? Letzteres verneinte ich.

Dann meine erste Dienstreise nach Spa zur Formel 2. «Warum fliegen Sie nicht?» fragte mein Chef, und ich druckste herum: «Ich fahre eben so gern Auto.» (Tatsächlich hatte ich einen brandheißen 323i als ersten Dienstwagen.) Denn die Angelegenheit mit der Temposünde hatte ich natürlich nicht personalaktenkundig gemacht. Also Einreise über Eifel, Ardennen und die grüne Grenze.

Sonntagmorgen: Profi-Fotografin Jutta Fausel, die unter anderem in meinem Auftrag Fotos machen sollte, bat mich, sie zum Warm up zum Bergab-Geschlängel nach Les Combes zu fahren.

Kurz bevor wir die vorgesehene Stelle erreichten, eine Polizeikontrolle. Mir schwante nichts Gutes. «Papiere bitte», sagte der höfliche Ordnungshüter. Jutta zückte ihren Pass, ich den Kfz- und den Führerschein, der Mann übernahm alles und verschwand in seiner grünen Minna auf der anderen Straßenseite – und blieb dort.

Jutta, ganz Profi, wollte keine Zeit verlieren. Und ich wähnte mich schon in Handschellen abgeführt als lange gesuchter und endlich ins Netz gegangener Übeltäter. Jutta, sonst die Liebenswürdigkeit in Person, begann zu fluchen. Ich konnte sie mit Mühe und Not in Schach halten und erzählte ihr meine Geschichte.

Eine gefühlte Viertelstunde (in Wahrheit waren es wohl nur wenige Minuten) später kam der Uniformierte mit ernster, wichtiger Miene über die Straße. Schaute uns beiden tief in die Augen, klappte die Stiefelhacken zusammen, tippt mit dem rechten Zeigefinger an das Schild seiner Mütze und übergab mir die Dokumente: «Alles in Ordnung – einen schönen Tag. Und entschuldigen Sie die unangenehme Verzögerung.»

Seitdem reiste ich wieder unbefangen nach Belgien, wo ich noch so manches Tourenwagen-Rennen und mehrere Grands Prix live erlebte.

Persönlich konnte ich es also verschmerzen, dass Honda uns nicht zuletzt mit dem Sieg von Geoff Lees in Spa den Formel-2-Titel vor der Nase wegschnappte.

Unsere Zeit sollte 1982 wieder kommen – mit Corrado Fabi im Werks-March-BMW als sechstem Europameister mit dem wunderbaren Vierzylinder, der später noch ganz andere Erfolge einfahren sollte.

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