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Das etwas andere Sponsoring: Bezahlung mit Naturalien

Kolumne von Rainer Braun
​Das klassische Sponsoring wurde 1968 von der Firma Rowenta auf ungewöhnliche Art und Weise ausgelegt – Bezahlung in Form von Bügeleisen, Tischfeuerzeugen und Toastern.

Es ist jetzt 55 Jahre her, dass der Elektro- und Haushaltsgeräte-Hersteller Rowenta mit seinen Firmenlogos auf den Formel-V-Rennwagen des Wiener Kaimann-Teams mal ein bisschen Werbung betreiben wollte. In Ermangelung von Barmitteln wurde das Sponsoring in Naturalien abgerechnet.

Der Kontakt mit Rowenta-Werbeleiter Kern ergab sich damals anlässlich der IAA 1967 in Frankfurt. Danach gab es beim ersten Formel V-Rennen der Saison 1968 in Hockenheim ein Meeting zwischen dem Rowenta-Manager und Kaimann-Teamchef Kurt Bergmann.

Kern wünschte sich drei Firmen-Logos pro Auto, je einer links und rechts seitlich sowie auf der Frontabdeckung. Bergmann wählte die Renner von Dr. Helmut Marko sowie das wechselweise besetzte Journalisten-Auto von Manfred Jantke und mir für die Werbeaktion aus. Der Deal sollte für zwei Rennen in Hockenheim und eines am Nürburgring gelten und wurde ohne jede schriftliche Vereinbarung per Handschlag besiegelt.

Hinsichtlich der Bezahlung musste Herr Kern kleinlaut gestehen, dass er gar keinen Etat dafür zur Verfügung hat, stattdessen aber ersatzweise gerne Produkte des Hauses liefern würde. Offeriert wurde ein Rundum-Sorglos-Paket für den Bergmannschen Haushalt in Wien-Essling. So nahmen der Kaimann-Chef und seine Frau Johanna freudig diverse Gerätschaften des Unternehmens aus Offenbach entgegen.

Dazu zählten eine höhenverstellbare Haartrockenhaube mit strammem Gebläse, mehrere Bügeleisen, ein Föhn-Sortiment, Lockenstäbe, Toaster und wuchtige Tischfeuerzeuge. Bis auf die Feuerzeuge wurde alles sofort von Bergmann-Finanzministerin und Haushalts-Vorstand Johanna konfisziert bzw. Doppelstücke weiterverkauft. Und Frau Bergmann saß laut Ehemann Kurt mindestens einmal die Woche «unter dieser depperten Plexiglas-Kugel mit Gebläse».

Obwohl der Deal nach den vereinbarten drei Rennen schon im Sommer offiziell als beendet galt, prangten die Rowenta-Sticker noch bis zum Saisonende bei mindestens zehn weiteren Rennen an den beiden Kaimann-Monoposti des Wiener Rennstalls. «Die Pickerln haben so gut zu unserer Lackierung gepasst», befand Bergmann seinerzeit, «deshalb hammer’s halt drauf gelassen.»

So viel Loyalität wusste auch der Sponsor zu würdigen und erfüllte am Saisonende unbürokratisch Bergmanns zaghaft vorgetragene Zusatzwünsche («hätten’s bittschön noch a Hauben, an Föhn und was sonst noch so geht») um nochmaligen Nachschlag. Postwendend wurden ihm die Artikel frei Haus geliefert. Womit der schlaue Teamchef auch gleich das leidige Problem der Weihnachtsgeschenke für Freunde und Bekannte gelöst hatte ...

Dies ist eine weitere, herrliche Geschichte aus einer Zeit, in der viel unkompliziert geregelt wurde und ein kräftiger Händedruck noch mehrseitige Verträge ersetzt hat.

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