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Vor Saison zehn: Wie steht es um die Formel E?

Von Gerhard Kuntschik
Anfangs belächelt, hat sich die Formula E fix im Motorsport-Kalender etabliert. Der Trend geht von den einstigen Stadt-Kursen hin zu Rennen auf permanenten Strecken.

Als der spanische Geschäftsmann, Ex-Politiker und Rennstall-Co-Eigner Alejandro Agag die Formel E 2014 mit kräftiger Unterstützung des damaligen FIA-Präsidenten Jean Todt zum Laufen brachte, wurde er weitgehend belächelt. Überlebenschancen für rein batterieelektrisch betriebene Monoposti mit vielen Einheitsteilen und Rennen in Stadtzentren schienen für viele fraglich bis obskur.

 

Die Formel E hat einmal das erste Jahrzehnt geschafft. „Diese ersten Jahre haben uns viele nicht zugetraut“, sagte Agag vor nicht allzu langer Zeit. Michael Andretti, der Motorsport-Multi (und Chef des aktuellen Weltmeisters Jake Dennis), erklärte einmal auf meine Frage, wieso er von Beginn an in diesem Neuland dabei war: „Als ich die ersten Partner suchte und ihnen die Formel E zu erklären versuchte, fragten mich viele: Hey, was hast du geraucht?“ Andretti hielt durch. Und machte mit Porsche-Antrieb einen Champion.

 

Spätestens, als mit Saison 5 der Fahrzeugtausch bei Rennhalbzeit (nach ca. 22 Minuten) vorbei war, weil die Batterien stärker wurden und längere Nutzung ermöglichten, konnte niemand mehr die Serie belächeln.

 

Die Idee, zu den Fans in die Städte zu kommen, erforderte von den jeweiligen Veranstaltern enormen Aufwand, führte zu oft mehr als 14 Tage dauernden Behinderungen im öffentlichen Leben, erfreute sich aber vielerorts politischer Unterstützung (siehe Paris, Rom), weil man sich mit neuen Mobilitätswegen schmücken wollte. Erst die Pandemie mit allen Beschränkungen brachte die Formel E in eine Existenzkrise. Die Saison 2020 wurde mit sechs Rennen en suite auf dem Tempelhofer Flugfeld gerettet.

 

Raus aus der Stadt

Mittlerweile ist die Pandemie (fast) vergessen, die Stadtrennen sind – als Kernidee zu Beginn – aber auf ein Minimum reduziert. Der langjährige Schauplatz der EUR-City Rom wurde gegen eine etablierte Rennstrecke (Misano) getauscht. Paris, Hongkong, die Kurzzeit-Schauplätze Zürich und Bern, Peking sind allesamt Geschichte. Insgesamt gibt es 21 Ex-Austragungsorte, darunter auch Miami, Long Beach, New York-Brooklyn, Santiago, Montréal, Putrajaya. Zuletzt waren die Auftritte in Hyderabad, Seoul, Kapstadt, Jakarta nur von kurzer Dauer. Saison zehn umfasst nur noch zwei „echte“ Stadtkurse: Monaco und Tokio. In Berlin, Sao Paulo und London wird zwar mitten in der Stadt gefahren, aber auf einem früheren Flugplatz oder in einem Messegelände (die aber allesamt gut mit Öffis erreichbar sind). Neben Misano wird in Schanghai, Mexiko, Portland auf konventionellen Rennstrecken gefahren, Diriyah nahe Riad wurde als „Stadtstrecke“ angelegt.

 

Das größte Problem aber ist die starke Fluktuation der Schauplätze. Es gab viele Experimente, aber auch finanzielle oder administrative Probleme und damit keine Konstanz im Kalender, in dem nur die ersten beiden Schauplätze (Mexiko, Diriyah) und das Finale (London) seit einiger Zeit fixiert sind. Und mittendrin Berlin als – mittlerweile – Konstante.

 

Weil der Übergang von den Gen2- zu den Gen3-Autos (vor Saison neun im Vorjahr) leistungsmäßig tatsächlich ein Sprung war und für die Gen4 (ab 2026) 600 kW Leistung angekündigt sind – das läge zwischen Formel 1 und Formel 2 – wird die Streckenauswahl in Zukunft wohl noch komplizierter.

 

Alle Rennen der Formel E 2024 werden live auf ServusTV übertragen. In Österreich im linearen Kanal ServusTV und auf der Streaming-Plattform ServusTV On; In Deutschland läuft die ServusTV-Übertragung linear auf DF1 sowie digital bei ServusTV On, df1.de sowie via SPEEDWEEK.COM und ServusTV Motorsport bei MagentaTV. Andreas Gröbl und Daniel Goggi kommentieren abwechselnd.

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